Neurobiologische Grundlagen der Bindegewebsmassage |
Journal/Book: Z. Phys. Med. Baln. Med. Klim. 15 (1986) S. 300. 1986;
Abstract: Physiologisches Institut Christian-Albrechts-Universität Olshausenstr. 40 2300 Kiel Die Bindegewebsmassage ist ein mechanisches Verfahren mit dem versucht wird funktionelle Störungen innerer Organe und Störungen als Folge von neuronalen Fehlregulationen der Skelettmuskulatur durch manuelle Einwirkungen auf die Unterhaut und die Verschiebeschicht zwischen Unterhaut und oberflächlichen Körperfaszien zu beeinflussen. Sie besteht aus zwei Aspekten: Diagnostik der sog. Bindegewebszonen und therapeutischer Angriff an diesen Zonen. Beide Aspekte machen deutlich daß bei der Bindegewebsmassage die afferenten und efferenten (sympathischen und skeleto-motorischen) Innervationen der kutanen viszeralen und tiefen somatischen Kompartimente betroffen sind. Welche neuronalen lokalen und zentralnervösen Prozesse wichtig sind ist z. T. noch hypothetisch. 1) Bindegewebszonen bezeichnen die räumlichen Ausdehnungen der Änderungen von Konsistenz Volumen und Verschieblichkeit im Bereich der Unterhaut bei krankhaften Prozessen. Diese Änderungen sind "trophischer" Natur und werden möglicherweise durch funktionelle Änderungen in den sympathischen postganglionären Neuronen erzeugt. Es ist denkbar daß sich die Permeabilität von Gefäßen chronisch verändert und auf diese Weise eine Plasmaextravasation mit Gewebeödem eintritt mit nachfolgenden chronischen Veränderungen. Ob auch Afferenzen an diesem Geschehen beteiligt sind kann nicht ausgeschlossen werden. Weiterhin kann nicht ausgeschlossen werden daß postganglionäre sympathische Neurone zur Haut andere Funktionen als Vasokonstriktor- Vasodilator- Sudomotor- und Pilomotorfunktion haben. Diese Gedanken sind hypothetisch und bedürfen der experimentellen Testung. 2) Das typische "Schneidegefühl" welches bei der manuellen Einwirkung auf die Haut bei kunstgerechter Anwendung der Bindegewebsmassage auftritt wird wahrscheinlich durch Erregung von nozizeptiven Afferenzen ausgelöst. Diese Afferenzen sind wahrscheinlich nicht den kutanen Afferenzen sondern den tiefen somatischen Afferenzen zuzurechnen. 3) Es bestehen räumlich-segmentale Beziehungen zwischen den spinalen afferenten Einströmen aus allen drei Körperbereichen (kutan tief somatisch und viszeral) den sympathischen thorako-lumbalen efferenten Ausströmen ((- und (-Motoneurone). Die sympathischen efferenten (prä- und postganglionären) Systeme sind je nach Zielorgan (z. B. Gefäße Drüsen Darmnervensystem nicht-vaskuläre viszerale glatte Muskeln) in verschiedene Systeme unterteilt. 4) Mechanische Manipulation des afferenten Einstromes führt offensichtlich zu reflektorischen Änderungen der Aktivität in den spinalen efferenten (sympathischen und skeletomotorischen) Systemen. Das Rückenmark hat dabei integrierende Funktionen. Periphere (extrazentrale) Reflexkreise zwischen Afferenzen und sympathischen Efferenzen gibt es in diesen Geschehen wahrscheinlich nicht. Die integrierenden Rückenmarksreflexkreise stehen unter der Kontrolle von Hirnstamm Hypothalamus und Endhirn. ___MH
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