Chronisch Herzkranke neue Zielgruppe für Urlaub in Kurorten? |
Journal/Book: H u K 37 12/85 S. 389. 1985;
Abstract: Professor Dr. med. Max J. Halhuber Bad Berleburg In Anlehnung an einen Aufsatz von Matthias Fargel in der Zeitschrift HEILBAD UND KURORT 10/84 über "Die Gesundheitsurlauber 1983 - 1986 eine Marktskizze anhand der Daten der Reiseanalyse 1983" möchte ich hier eine neue mögliche Zielgruppe ins Gespräch der Touristiker und der Ärzte bringen. 1. Der Markt: Wer gehört zu dieser neuen Zielgruppe? Es geht um jene chronischen Herzkranken die Mitglieder der 1200 Ende 1985 in der Bundesrepublik Deutschland bestehenden ambulanten Herzgruppen sind. Auch diese machen Urlaub. Aber sie suchen - wie wir aus gemeinsamen Urlaubsreisen solcher Gruppen schon wissen - einen ärztlich geschützten Aktivurlaub um den bewährten sozialen Rückhalt dieser Schicksalsgemeinschaft nicht zu verlieren. Wenn schon unter den .gesunden" Urlaubern die über 50- bis 59jährigen zu über 10% und die über 60jährigen zu 18% ihre letzte Urlaubsreise als "Gesundheitsurlaub" einstuften so ist dieser Prozentsatz natürlich bei Herzpatienten noch viel höher. Diese Patienten sind auch als Urlauber erfahrungsgemäß verängstigt oder begabte Verleugner dieser Ängste sie sind selbst unsicher bezüglich der Möglichkeiten und Grenzen ihrer körperlichen Aktivität und möchten andererseits ein möglichst "normales" Leben führen das auch im Urlaub nicht nach Medizin riechen soll. Diese Tendenzen sind nur scheinbar widersprüchlich und lassen sich - wie eigene Erfahrungen mit Hamburger Herzgruppen in Tirol gezeigt haben - sehr wohl unter einen Hut bringen. 2. Der Bedarf: Was wünschen diese Urlauber? Wenn die Gesundheitsurlauber ohne spezifische Krankheiten anzugeben frische Kraft sammeln wollen (69%) Abschalten Ausspannen (67%) aus dem Alltag herauskommen (54%) Natur erleben wollen (53%) so sind diese Bedürfnisse und Hoffnungen bei den Herzpatienten mindestens gleich stark ausgeprägt. Und wenn schon jeder Dritte Gesundheitsurlauber ins Hochgebirge möchte (27% wollen zum Meer im Norden) dann ist dieser Prozentsatz wiederum bei Herzkranken eher höher weil Berg- und Ski-Wandern einerseits wie einmal verbotene Früchte besonders locken andererseits durch die heute erwiesene Unschädlichkeit ja den Nutzen des Hochgebirgsklimas als Ausdauertrainingsmöglichkeit besonders attraktiv sind. 3. Das Potential: Welche Chancen bietet diese neue Zielgruppe für den Fremdenverkehr? Es handelt sich um einen erfahrungsgemäß "treuen" Kundenstamm dem die Vertrautheit des Urlaubsmilieus und des sie dort betreuenden therapeutischen Teams wichtig ist. Freilich wird diese Treue auch von der Qualität des therapeutischen Teams am Urlaubsort (sportkardiologisch interessierte niedergelassene Ärzte und erfahrene Übungsleiter) und von der Qualität des Gesamtangebots gerade auch für den Herzkranken abhängen. Dieser muß spüren daß er genauso willkommen ist wie der scheinbar Gesunde und daß man ihn auch in den Hotels in denen er wohnt nicht diskriminiert. ... ___MH
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