Merkmale weichteilrheumatischer Erkrankungen (sog. Fibrositis-Syndrom)* |
Journal/Book: Z. Phys. Med. Baln. Med. Klim. 13 (1984) 320-330. 1984;
Abstract: Aus der Rheumaklinik Bad Kreuznach (Chefarzt: Prof. Dr. F. Schilling) Anschr. d. Verf.: Prof. Dr. F. Schilling Mainz *) Nach einem Vortrag auf dem Schweizerisch-Deutschen Rheumatologenkongreß (Basel 1982) der in Franke M. und Müller W. (Edit.) "Spontanverlauf und Therapiebeurteilung rheumatischer Erkrankungen" erschienen ist hier gering verändert wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung des Dr. Dietrich Steinkopff Verlags Darmstadt. Weichteilrheuma (wie "Rheumas überhaupt) ist keine Diagnose sondern eine symptomatologisch und topographisch unscharf auf ein vieldeutiges Syndrom hinweisende Bezeichnung die differentialdiagnostisch auflösungspflichtig ist. Es sind deshalb erst Begriffsdefinitionen zu geben zumal im Raume der deutschen Rheumatologie die verständigungsfördernde Absprache mit den inzwischen zu uns gestoßenen Orthopäden nottut da diese im allgemeinen unter "Rheuma" bzw. dem "Rheumatiker" nur die chronische Polyarthritis verstehen. Wir sind aber gezwungen und folgen damit auch der internationalen Gepflogenheit dem volkstümlichen Begriff "Rheumatismus" weiterhin seine Berechtigung mit umfassendem Wartezimmer-Charakter zu belassen - und dies auch mit guten pragmatischen Gründen. Rheuma (Rheumatismus) ist ein vorwissenschaftlicher und rein symptomatologischer Begriff der Schmerz und (im engeren Sinne des Rheuma-Syndroms) Behinderung am Bewegungsapparat mit zunächst unbekannter Ursache bedeutet. Rheuma ist also niemals eine Diagnose sondern ein diagnostisch zuordnungs- und differential-diagnostisch abklärungspflichtiges Symptom. Die Rheumatologie bezieht aus der engen und schwierigen Verflechtung der so definierten Krankheitsbilder ihre akademische und ihre praktische Existenzpflicht und Anerkennung. I. Unter Weichteilrheumatismus (Miehlke 1970 Müller 1971 Kaganas et al. 1971 Mathies 1973 Mathies et al. 1974 Müller 1976 Dixon 1979 Schilling 1981 Müller und Schilling 1982) verstehen wir extraartikuläre d. h. periartikuläre und gelenkferne schmerzhafte Bindegewebsveränderungen verschiedener Lokalisation mit unterschiedlichen meistens komplexen Ursachen mit nicht immer klar definierbarer Pathogenese und mit einer oft deutlichen Bindung an die Persönlichkeitsstruktur des Patienten. Wir sprechen aber nicht von Bindegewebskrankheiten im engeren Sinne da dieser Ausdruck vom englischen Sprachgebrauch her den sog. Kollagenosen - einem ebenfalls unzweckmäßigen Ausdruck - vorbehalten ist. Der Begriff der Fibrositis ist überwunden weil dieser Ausdruck sich histopathologisch als ungerechtfertigt erwiesen hat wie insbesondere aus Untersuchungen von Fassender (1975) hervorgeht. Man kann den international gebräuchlichen Ausdruck des extraartikulären oder nonartikulären Rheumatismus (Miehlke 1970 Smythe 1979 und 1981) vorziehen um damit die Abgrenzung von den Krankheiten mit pathologischen Gelenkprozessen zu betonen. Neuerdings ist das gleiche Syndrom als primäre Fibromyalgie (Yunus et al. 1981) beschrieben worden. Unter dem Begriff des Weichteilrheumatismus im engeren Sinne klammern wir im allgemeinen die primär entzündlichen Bindegewebskrankheiten aus die durch Pannikulitis Tendosynovitis Myositis Enthesitis usw. gekennzeichnet sind (o. vgl. Tab. 2). ... ___MH
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