Sind alte Menschen durch Bergbahnfahrten in größere Höhen gefährdet? |
Journal/Book: Med. Klin. 79. 356 (1984) /H u K 38 10/84 S. 428. 1984;
Abstract: Referat / Professor Dr. Jungmann Belastungsuntersuchungen auf dem Fahrradergometer an jungen gesunden Männern aus dem Flachland (diese Untersuchungen wurden vom Deutschen Bäderverband finanziell unterstützt) hatten gezeigt daß die Auffahrt mit der Bergbahn auf 1800 m erst recht auf 3000 m die körperliche Leistungsfähigkeit für viele Stunden eindeutig herabsetzt. Da auch alte Menschen überall in den Alpen Bergbahnen benutzen können und von der Bergstation aus Sparziergänge und Wanderungen unternehmen sollte geprüft werden wie der gealterte Kreislauf auf diesen Höhenwechsel reagiert. 14 Probanden im Alter zwischen 60 und 83 Jahren die nach klinischer Untersuchung als altersentsprechend gesund anzusehen waren wurden in Salzburg (400 m über NN) vormittags einer Ergometerbelastung von 3 Minuten 50 Watt und 3 Minuten 75 Watt unterzogen. Die EKG-Abteilungen V1 V5 und V6 wurden dabei fortlaufend registriert und der Blutdruck in Minutenabständen auscultatorisch gemessen. 1 bis 2 Tage später brachte man diese Personen morgens mit dem Auto zur Talstation und mit der Bergbahn auf das Kitzsteinhorn (3026 m). Dort fanden kurz nach der Ankunft und 2 bis 3 Stunden später die gleichen Ergometeruntersuchungen statt. Schon gleich nach der Ankunft in der Höhe waren Pulsfrequenz und systolischer Blutdruck bei der Belastung hochsignifikant höher als im Tal. Nach 3 Stunden Höhenaufenthalt wurden diese Veränderungen nicht geringer sondern noch wesentlich stärker. Auch gingen nach der 2. Bergergometrie Pulsfrequenz und systolischer Blutdruck innerhalb von 4 Minuten noch nicht wieder auf die Ausgangswerte zurück. Die Erholungspulssumme betrug im Tal 280 Schläge nach der ersten Bergergometrie 297 und nach der zweiten 327 Schläge. Besonders auffällig war eine Zunahme von Herzrhythmusstörungen. Während im Tal bei einem Probanden 4 Extrasystolen registriert wurden waren es nach der Ankunft in der Höhe bei 4 Personen 76 bei der 2. Bergergometrie bei 5 Teilnehmern 273. Diese Rhythmusstörungen wurden von den Probanden nicht wahrgenommen. Sie traten vorwiegend in der Erholungsphase nach der Belastung auf. Die hohen Pulsfrequenzen und erhöhten Blutdruckwerte lassen darauf schließen daß alte Menschen in den ersten Stunden des Höhenaufenthaltes in ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit deutlich eingeschränkt sind. Wenn eine Disposition zu Herzrhythmusstörungen vorliegt sind sie auch gefährdet. Sie sollten deshalb am ersten Höhentag körperliche Anstrengungen meiden. Wie lange diese Phase bei älteren Menschen dauert ist unbekannt. Bei Jungen ist sie nach 24 Stunden Höhenaufenthalt in 1800 m nicht mehr nachzuweisen. Ihre Symptome haben nichts mit den bekannten Zeichen der Höhenanpassung zu tun sondern sind wahrscheinlich Ausdruck einer unspezifischen Alarmreaktion ausgelöst durch den verminderten Sauerstoff-Partialdruck. ___MH
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