KLIMATISCHE EINFLÜSSE AUF DIE BEWEGUNGSTHERAPIE |
Abstract: Aus dem Institut für Medizinische Balneologie und Klimatologie der Universität München Vorstand: Prof. Dr. med. H. Drexel Dissertation zum Erwerb des Doktorgrades der Humanbiologie an der medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität zu München vorgelegt von Angela Schuh aus München 1983 Zusammenfassung Die vorliegende Arbeit befaßt sieh mit klimatischen Einflüssen auf die Bewegungstherapie im Kurort. Die Betrachtungen konzentrieren sich dabei auf das thermische Empfinden des Kurpatienten und dessen Vorhersage. In den letzten Jahren wurden einige Modelle entwickelt; zur ausführlichen Diskussion fehlten aber Messungen mit Kurpatienten auf Teststrecken über größere Zeiträume und unter verschiedenen Bedingungen. Diese Studie verfolgte deshalb das Ziel die Modelle in ihrer praktischen Anwendung zu testen und eine neue Vorhersagemöglichkeit des zu erwartenden thermischen Empfindens von Patienten während der Durchführung einer Terrainkur vorzustellen. Die experimentellen Erhebungen wurden in Garmisch-Partenkirchen auf vier verschiedenen Kurübungswegen mit 101 Patienten einer Kurklinik als Versuchspersonen durchgeführt. Die Untersuchungszeiträume lagen im Sommer (August/September)und Herbst (Oktober/November) von 1981 und 1982. Insgesamt konnten 1027 Meßphasen durchgeführt werden. Sie lieferten meteorologische und physiologische Daten ebenso wie Aussagen der Probanden über ihr thermisches Empfinden. Die untersuchten Modelle zur Vorhersage des zu erwartenden thermischen Empfindens PMV (=Predicted Mean Vote) stoßen jedoch in ihrer Anwendung im Freiland noch auf Schwierigkeiten: Das thermische Empfinden der Probanden wurde nach diesen Modellen unterschätzt d. h. als zu kühl beurteilt. Die Vorhersagen liegen in allen PMV-Bereichen etwa eine halbe PMV-Stufe niedriger als die Aussagen der Versuchspersonen. Zusätzlich weisen die Ergebnisse eine große Streuung auf. Auf Grund dieser Feststellungen wird in der vorliegenden Arbeit ein empirisches System zur Vorhersage des thermischen Empfindens die "Befindensgleichungen" entwickelt. Aus metabolischen meteorologischen und persönlichen Parametern ergaben sich durch ein multiples schrittweises Regressionsverfahren die für sonnige und schattige Wege getrennten Vorhersagegleichungen. Hierbei wird das Befinden aus einer linearen Verknüpfung von Lufttemperatur Bewölkung Sonnenhöhe Gesamternergieaufwand und Bekleidung errechnet. Auf diese Weise wurde eine neue Vorhersagemöglichkeit des subjektiven thermischen Empfindens von Kurpatienten auf Kurübungswegen entwickelt die für die tägliche Anwendung einfach zu handhaben ist. Es handelt sich um ein Vorhersagesystem das im Mittel eine exakte Bestimmung des thermischen Empfindens zuläßt; es weist gleichzeitig gegenüber anderen Verfahren eine verringerte Streuung auf und ermöglicht damit eine genauere individuelle Vorhersage. Die Gleichungen sind über einen weiten Bereich der Parameter gültig und deshalb in ihrer Anwendung kaum begrenzt. Mit diesem Gleichungssystem läßt sich die Dosierung von Terrainkuren unter klimatischen Einflüssen festlegen und im Kurbetrieb anwenden. ___MH
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