DIE VERÄNDERUNG VON ATEM- UND KREISLAUFPARAMETERN WÄHREND EINER VIERWÖCHIGEN KUR BEIM SAUNABAD |
Abstract: Aus dem Institut für Medizinische Balneologie und Klimatologie der Universität München Vorstand: Prof. Dr. med. H. Drexel Inaugural - Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde in der gesamten Medizin an der Ludwig - Maximilians - Universität zu München vorgelegt von Thomas Pronnet aus München 1982 ZUSAMMENFASSUNG Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach inwiefern die Anwendung des Saunabades in der Herzinfarktrehabilitation geeignet ist welche nützlichen Auswirkungen und welche Gefährdungen für den kardial vorgeschädigten Menschen es mit sich bringt. Zu diesem Zweck führten wir im Frühjahr 1979 an der Kurklinik für Innere Krankheiten der LVA Schwaben in Bad Wörishofen (Chefarzt Dr. med. W. Teichmann) Messungen an 24 freiwilligen Probanden während des Saunabades durch. Die Hälfte der Probanden hatte in der Anamnese einen Herzinfarkt erlitten. Das Saunabad war Bestandteil eines Kurprogramms dem sich die Probanden gleichzeitig unterzogen und fand vier Mal in wöchentlichem Abstand statt. Bei unseren Messungen herrschten folgende äußere Bedingungen: Im Freien betrug die Temperatur im Schnitt 11°C bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 73%. Die Saunatemperatur wurde sehr konstant bei 94°C in Kopfhöhe der Probanden gehalten bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 13%. Die Aufenthaltsdauer im Heißraum betrug acht Minuten. Im Saunaruheraum fand sich eine Durchschnittstemperatur von 24°C. Es wurden die Verläufe verschiedener Parameter und deren Veränderungen im Ablauf der vierwöchigen Kur beobachtet. Die wesentlichsten Veränderungen in dieser Zeit waren: - Herzfrequenz: Sowohl der Hersfrequenzanstieg in der Sauna als auch die Anstiegssteilheit des entsprechenden Graphen werden im Lauf der Kur geringer. Der Rückgang der Frequenz während der Abkühlungszeit erfolgt in der Infarktgruppe in der vierten Woche schneller als in der ersten. Weder Trainings- noch kritische Herzfrequenzen werden erreicht. - Extrasystolen und ST - Senkungen: Es wurden keine bedrohlichen EKG - Veränderungen registriert. - Blutdruck: systolisch: Der Ruheblutdruck beider Gruppen sinkt im Lauf der Kur. diastolisch: Auch der diastolische Ruhedruck verringert sich in den vier Wochen. Blutdruckamplitude: Dementsprechend wird die RR - Amplitude in Ruhe etwas kleiner. In der Sauna nimmt sie leicht ab ohne daß hier eine stichhaltige Veränderung innerhalb der vier Wochen erkennbar wäre. - Druckfrequenzprodukt: Das Druckfrequenzprodukt in Ruhe wird mit der Zeit kleiner. Auch der Anstieg unter Belastung nimmt ab. Der Rückgang des Druckfrequenzprodukts bei der Abkühlung geht in der Infarktgruppe in der vierten Woche schneller vonstatten. - Atemfrequenz Atemzugsvolumen Sauerstoffaufnahme und Sauerstoffpuls: Die Werte der genannten vier Parameter machen in den vier Wochen keine stichhaltigen Veränderungen durch. - Atemminutenvolumen: Zu Beginn des Heißraumaufenthaltes werden recht hohe AMV - Werte bestimmt. Der in der Sauna festgestellte AIIP - Abfall in Richtung auf normale Werte erfolgt von Woche zu Woche schneller. - Atemäquivalent: Die Infarktgruppe weist eine gewisse Hyperventilation auf die sich im Lauf der vier Wochen leicht bessert. - Sublingualtemperatur: Die Körpertemperatur steigt in unseren Messungen um knapp 1°C in der Sauna. Während des Abkühlungsspazierganges fällt die Temperatur rasch und deutlich ab. Der Temperaturanstieg in der Sauna verzögert sich im Lauf der Wochen und wird auch absolut geringer. - Körpergewicht: Beide Kollektive verloren während der Kur an Gewicht und zwar um 1 2 bzw. 1 0 kp im Schnitt. In der Sauna betrag die Gewichtsabnahme im Durchschnitt 0 2 kp ohne Veränderung innerhalb der vier Wochen. Es zeigte sich daß die Sauna eine milde körperliche Belastungsform darstellt von der kein Trainingseffekt im üblichen Sinn des Wortes erwartet werden darf. Eine Verbesserung vegetativer Regulationsmechanismen wurde erkenntlich. Die Kreislaufreaktion besserte sich ebenso wie die Thermoregulation. Es fanden sich Anhaltspunkte für eine Ökonomisierung der Herzarbeit eine Verringerung des kardialen Sauerstoffbedarfs und eine Steigerung der Koronarreserve im Rahmen des Kuraufenthaltes und damit beim Saunabad. Weiters hatte die Sauna bzw. ihre Anwendung im Rahmen eines Kurverfahrens eine deutlich positive Auswirkung auf das Wohlbefinden und die psychische Kraft des Herzinfarktrehabilitanden. Unter Beachtung der bekannten Kontraindikationen gegen den Besuch der Sauna traten keine nennenswerten Zwischenfälle oder Komplikationen auf. Hinweise für eine Gefährdung der von uns beobachteten Personen durch das Saunabad konnten nicht erbracht werden. Aus diesen Gründen wäre eine sinnvolle Eingliederung des Saunabades in den Behandlungsplan eines Heilverfahrens auch nach durchgemachtem Herzinfarkt wünschenswert. Die Tatsache daß ein Kurender einen Herzinfarkt durchgemacht hat stellt per se keine Kontraindikation dar. Zur Intensivierung der Wirkungen des Saunabades sollten nach anfänglicher Gewöhnung mindestens zwei Bäder pro Woche durchgeführt werden die unter obigen Bedingungen etwa zehn Minuten dauern sollten. Eine Abkühlung mit Hilfe des Tauchbeckens erübrigt sich und sollte wegen der damit verbundenen relativen Gefährdung unterbleiben. Auf diese Art stellt das Saunabad auch in der Herzinfarktrehabilitation eine sinnvolle Ergänzung eines auf körperliches Training vegetative Stabilisierung und psychische Kräftigung ausgelegten Heilverfahrens dar. ___MH
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