Die Komplexität einer integrierten modernen Kurbehandlung unter medizinischen psychologischen und philosophischen Aspekten *) |
Journal/Book: H u K 33 10/81 273 - 287. 1981;
Abstract: Dr. med. Werner Frieling Bad Krozingen *) Gewidmet Herrn Bürgermeister und Kurdirektor Herbert H e l l m a n n Bad Krozingen zum 60. Geburtstag Die historische Entwicklung der Medizin zur reinen Naturwissenschaft Eine kurze geschichtliche Betrachtung möchte daran erinnern daß die magische Medizin der Frühzeit abgelöst wurde durch H i p p o k r a t e s der die exakte Beobachtung der Krankheiten lehrte und damit das naturwissenschaftliche Denken in die Medizin einführte. Es blieb aber dabei das Bestreben bestehen ein universelles Gleichgewicht wiederherzustellen das mit "harmonia" und "eucrasis" umschrieben wurde und zwar durch eine Heilkraft im Menschen die Hippokrates die Physis nannte. Für den "mittelalterlichen Menschen hat der Effekt der therapeutischen Handlung ein anthropologisches Grundphänomen ersten Ranges dargestellt die Vorstellung nämlich vom Heil das im arabischen Mittelalter salam' in der lat. Scholastik als integritas' interpretiert wurde" (Schipperges). Der islamische Denker Avicenna lehrte sogar in seinem "Buch der Genesung" daß die reine Schau der Wahrheiten die Seele heilen soll und nach Aristoteles "erwächst erst aus der Ordnung der Dinge auch das sittliche Leben" was "dem griechischen Begriff des Apollo medicus' entspricht der zum Maß gebildeter Lebensordnung und zum Meister kultivierter Lebensführung wurde" (Schipperges). Bei Demokrit steht Hygieia für Gesundheit und das Programm das Diaita genannt wurde beinhaltete die Kunst das Leben nach Regeln gesundheitsfördernd zu ordnen. Mit dem 15. Jahrhundert schrumpft nach Schipperges "das klassische Gleichgewicht auf eine pragmatisch technische Konzeption der Heilkunst zusammen. Dabei hat es die Wissenschaft von der Natur nicht mit einer Wirklichkeit sondern mit der mathematischen Struktur der Realität zu tun. Ein solches Gefälle zum Naturalismus aber mußte unweigerlich auch den Humusboden des Humanum wegschwemmen". Dabei wurde darauf hingewiesen daß im Jahr 1972 auf der 150Jahr-Feier der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte das Thema nicht mehr "Triumph der Wissenschaft" sondern "Bewältigung des Fortschritts" hieß! Besonders die Medizin fühlte sich der naturwissenschaftlichen Ausrichtung verpflichtet und wurde darin bestärkt durch die ungeheuren geradezu wundervollen Erfolge die sie mit dieser Arbeitsmethode erringen konnte. So wurde der Ausspruch N a u n y n s zum dogmatischen Glaubensbekenntnis: "Die Medizin wird Naturwissenschaft sein oder sie wird nicht sein." Ja es kam zu einer euphorischen Heilserwartung die 1886 Werner v o n S i e m e n s in die Worte kleidete: "Die Naturwissenschaften werden die Menschen moralischen und materiellen Zuständen zuführen die besser sind als sie je waren weil Machtfülle der Wissenschaft die Menschheit auf eine höhere Stufe des Daseins erhebt!" Schipperges' Kommentar dazu: "Wissenschaft war Religion geworden!" ... hl
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