Psychosomatische Aspekte in der Übungsbehandlung Hemiplegiker |
Journal/Book: Z. f. Phys. Med. 1/80 S.78-79 - 84. Kgr. Dtsch. Ges. Phys. Med.. 1980;
Abstract: Anschr. d. Verf.: Pro f. Dr. med. G. Weimann Ärztlicher Direktor und Chefarzt der II. Inneren Abteilung der Weserbergland-Klinik 3470 Höxter 1 Bei der Vielfalt möglicher Funktionsausfälle haben Hemiplegiker eine oder mehrere der folgenden Störungen zu verarbeiten: Armlähmung Beinlähmung Aphasie. Hinzu kommt oft ein vorübergehendes oder bleibendes hirnorganisches Psychosyndrom. Die Komplexität der psychischen Störungen und Belastungen ist am Apoplektiker besonders evident: Häufig verstärkt sich eine bereits vor dem akuten Ereignis durch die zerebrovaskuläre Insuffizienz und Hypoxidose bestehende psychopathologische Symptomatik mit einer Minderung intellektueller Funktionen mit Verlangsamung und/oder depressiver Verstimmung; der Schlaganfall ereignet sich oft in Situationen schwerer emotionaler Belastungen und trifft nicht selten Personen mit ähnlichen Verhaltensmerkmalen; er hinterläßt Defekte die die bisherigen Beziehungen zu Mitmenschen und Umwelt häufig elementar verändern. Die nachfolgenden Beobachtungen basieren auf klinischen Eindrücken die in mehr als 10 Jahren an etwa 4000 Hemiplegikern gewonnen wurden auf den Ergebnissen einer von L. von FERBER an 37 Schlaganfallpatienten unserer Klinik durchgeführten Studie und auf den Ergebnissen einer Befragung von 103 Hemiplegikern. Ein Verlust der Kommunikationsmöglichkeiten durch Aphasien wird besonders schwer verarbeitet und geht oft mit Depressionen einher ebenso der Verlust des selbständigen Fortbewegunsvermögens mit zusätzlicher Antriebsschwäche und Initiativlosigkeit. Verbleibende Armlähmungen werden leichter verkraftet. Auffälligerweise bessert sich gleichzeitig mit dem Wiedererlangen der Gehfähigkeit oft auch das psychische Durchgangssyndrom sei es infolge der wichtigen Wandlung der Gesamtsituation des Kranken mit einer Erweiterung seiner Umwelt sei es infolge einer durch aktive Bewegungen verbesserten Hirndurchblutung. Dieses Behandlungsziel das in der Großzahl der Patienten erreichbar ist sollte daher an erster Stelle stehen. Die Behandlung der Aphasie ist langwierig und prognostisch ungünstiger. Da Apoplektiker oft eine hohe Lernmotivation besitzen und bei einer guten beruflichen Ausbildung eine starke emotionale Zuwendung zu ihrem Berufsleben aufweisen ist zu erwarten daß sie auch einer therapeutischen Institution gegenüber sich emotional ähnlich positiv verhalten. Eine derartige Einstellung wird deutlich an einigen Zahlen: 66% der befragten Hemiplegiker erwarteten künftig eine Besserung ihrer Funktionsausfälle weitere 24% sogar eine Heilung. Von den verschiedenen Therapiearten wurde von 40% der Befragten Bewegungsübungen die größte Bedeutung beigemessen. Auch der klinische Eindruck bestätigt daß im Rahmen der Therapie und Rehabilitation Apoplektiker oft kooperativ und dem Behandler bzw. der Institution emotional zugewandt sind sowie unter Maßgabe ihres Vermögens eine gute Lernmotivation haben. ___MH
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