Hämorheologische Effekte von Ovulationshemmern. Einjährige doppelblinde Längsschnittuntersuchung von zwei Hormonkobinationen an Gesunden. |
Abstract: Aus der Klinik für Physikalische Medizin der Universität München Vorstand: Prof. Dr. med. E. Senn Dissertation zum Erwerb des Doktorgrades der Medizin an der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität zu München vorgelegt von Christina Schmölzl aus Bad Reichenhall 1980 Zusammenfassung Untersucht wurden die rheologischen Auswirkungen einer halbjährigen Medikation von MicrogynonR oder Diane-35R bei jeweils 25 klinisch und laborchemisch gesunden 20 - 30-jährigen Frauen. Als Ausschlußkriterien galten Obergewicht Medikamenteneinnahme Konsum von mehr als 10 Zigaretten oder 40ml Alkohol pro Tag das Vorliegen von absoluten oder relativen Kontraindikationen für die Ovulationshemmereinnahme und ein weniger als 3-monatiger Abstand von der letzten Schwangerschaft oder Laktation. Die Studie wurde als Längsschnittuntersuchung mit 6 Behandlungszyklen (doppelblinde randomisierte Präparatezutellung) sowie je 3 Vor- und 3 Nachbeobachtungszyklen durchgeführt. Zu definierten Zeitpunkten erfolgte die Bestimmung folgender Parameter: Hämatokrit (Mikrohämatokritzentrifuge) native Vollblutviskosität bei Schergeschwindigkeit 0.7 1/s 2.4 1/s 94.5 1/s (Contraves Low Shear 30) hämatokritstandardisierte Vollblutviskosität (rechnerisch (119)) Plasmaviskosität (Harkness Viskometer) kolloidosmotischer Druck (Osmomat 050) Erythrozyten-Flexibilität (modifiziertes Filtrationsverfahren nach DODDS und DORMANDY) Fibrinogen (photometrischer Trübungstest).Als Ergebnis zeigte sich im Längsschnittvergleich keine signifikante Einschränkung der Blutfluidität unter Diane-35R; unter MicrogynonR kam es zu einem geringen jedoch signifikanten Anstieg von Vollblutviskosität (bestimmte Meßzeitpunkte und Schergeschwindigkeiten) sowie von Plasmaviskosität und Fibrinogen. Entsprechend waren im Präparatevergleich in der Microgynongruppe im 3. Behandlungszyklus Vollblut- und Plasmaviskosität im 6. Behandlungszyklus nur die Plasmaviskosität signifikant höher. Insgesamt bewegten sich die Werte jedoch innerhalb unseres Normbereichs. Da die östrogene Komponente der beiden Präparate wirkstoff- und annähernd dosisgleich ist liegt die Ursache für die unterschiedlich ausgeprägten Veränderungen vermutlich in den verwendeten Gestagenen. Während sie in der verwendeten Dosierung in der ovulationshemmenden Wirkung vergleichbar sind (32) wirkt Cyproteronacetat schwächer antiöstrogen und zusätzlich antiandrogen Levonorgestrel aber partiell androgen und stärker antiöstrogen (156). Die rheologischen Veränderungen könnten daher entweder über den Androgeneffekt oder über eine veränderte Östrogenwirkung bedingt sein. Auch kompliziertere sowohl synergistische als auch antagonistische Effekte der einzelnen Hormonkomponenten sind denkbar. Das geringe Ausmaß der Veränderungen im Unterschied zu einigen Vorstudien (6 14 78 108) resultiert wohl u.a. aus dem Ausschluß zusätzlicher rheologisch negativ wirksamer Faktoren bei der Studienplanung. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin daß die Einnahme der hier geprüften Ovulationshemmer bei gesunden jungen Frauen über den Zeitraum von 6 Monaten aus rheologischer Sicht weitgehend unbedenklich ist. Beim Zusammenwirken mehrerer die Blutfluidität einschränkender Faktoren (z. B. Rauchen Adipositas) könnte es jedoch über Summationseffekte (101) zu klinisch relevanten Veränderungen kommen. ___MH
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