Meeresheilkunde - Kinderkuren |
Journal/Book: H u K 32 9/80 S. 193. 1980;
Abstract: Professor Dr. H. Jungmann Die Meeresheilkunde nimmt offenbar eine gewisse Sonderstellung in der Bäderheilkunde ein. Der Grund ist der man braucht relativ wenig zu lenken und dirigieren der Kurplan ergibt sich bei vernünftigen Patienten nach einem informativen Gespräch mit dem Badearzt fast von selbst. Das wichtigste Kurmittel ist der (dosierte) Aufenthalt am Strand. Dieser ist Inhalatorium Solarium und Übungsgelände zugleich. Und er bietet besonders für Kinder eine unerschöpfliche Quelle von Spielmöglichkeiten. Die Kinder sind ständig beschäftigt auf diesem Naturspielplatz man muß sie nur beaufsichtigen. Das ist sicher einer der Gründe warum sich die Meeresheilkunde besonders bei Kindern bewährt hat. Wie aus dem Beitrag von Frau Frojmovic hervorgeht erfordern Kinderkuren im Binnenland mehr Fürsorge und Planung um vergleichbare Erfolge zu erzielen. Seit den Untersuchungen von Professor Häberlin in Wyk auf Föhr und Professor Goeters auf Norderney sowie Professor Curschmann in Warnemünde sind eine große Zahl wissenschaftlicher Arbeiten über die Wirkung der Thalassotherapie durchgeführt worden die meisten an Kindern. Aber vielleicht ist es gerade diese Freizügigkeit des Strandaufenthalts als Kurmittel die es der Wissenschaft schwer macht exakte Daten zur Wirkungsweise zu liefern. Nicht nur das Verhalten ist frei auch das Wetter wechselt an unseren deutschen Meeresküsten ständig. Wahrscheinlich liegt gerade hierin ein besonderer therapeutischer Vorzug gegenüber den sonnigen und meist heißen Küsten des Mittelmeeres. Professor Menger zeigt in seinem Beitrag ein interessantes Beispiel für die Schwierigkeiten der Forschung am Strand und Dr. Schultze gibt Hinweise für die unterschiedlichen Wirkungen der verschiedenen Jahreszeiten die er in jahrzehntelanger Praxis und in Zusammenarbeit mit dem Meteorologen Dr. Leistner gesammelt hat. Außerdem betont er die Vorbedingung die für eine erfolgreiche Nutzung des Kurmittels "Strandaufenthalt" erfüllt sein müssen. Zusammen mit Professor Jessel haben wir einmal versucht die für den Kurgast an Nord- und Ostsee wichtigen Klimadaten aus jahrzehntelang durchgeführten Meßreihen des Deutschen Wetterdienstes zusammenzustellen. Tatsächlich scheint die meiste Sonne am Kurtag in den Monaten Mai und Juni Seewind weht an der Nordsee am häufigsten im Juli und August an der Ostsee im April Mai und Juni. In diesen Monaten ist deshalb auch die Luft am reinsten und hat den höchsten Salzgehalt. Die Wassertemperatur der Ostsee hängt nicht nur von der Jahreszeit sondern auch von der Windrichtung ab. Aber die sehr gründlichen Untersuchungen von Dr. Schuppenhauer über die Erfolge von Kuren an der See haben bewiesen daß in allen 12 Monaten des Jahres bei der wichtigsten Indikation für die Meeresheilkunde den chronischen Atemwegserkrankungen anhaltende Kurerfolge zu erzielen sind. ___MH
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