30 Jahre Entwicklung der Kapazitäten und Leistungen des Kur- und Bäderwesens |
Journal/Book: Z. Physiother. 31 (1979) 333-342. 1979;
Abstract: Forschungsinstitut für Balneologie und Kurortwissenschaft Bad Elster (Direktor: OMR Prof. Dr. med. habil. H. Jordan) Wir möchten mit diesem Beitrag an zwei vorangegangene Mitteilungen anknüpfen die aus aktuellem Anlaß - einmal zum 25. Jahrestag unserer Republik zum anderen anläßlich des 20jährigen Bestehens unseres Institutes - in dieser Zeitschrift veröffentlicht worden sind [3 4]. Diese beiden Beiträge haben im wesentlichen die konzeptionellen medizinischen und wissenschaftlichen Grundsätze näher beleuchtet die die Entwicklung der Kurorttherapie in den angegebenen Zeiträumen beeinflußt haben. Ihre Kenntnis ist für jeden Interessenten erforderlich der den realen Werdegang dieses Teilgebietes ernsthaft verfolgen will und insofern auch eine Voraussetzung zum vollen Verständnis dieser hier beabsichtigten Darlegung der Entwicklung der Kapazitäten und Leistungen des Kur- und Bäderwesens. In der gebotenen perspektivischen Verkürzung läßt sich die medizinische Konzeption rückblickend etwa in folgenden Thesen vorstellen: - Beseitigung des historisch-traditionellen "Kurbetriebes" mit einem unvertretbaren Indikationsschematismus einerseits und einer Indikationssorglosigkeit andererseits ständige Präzisierung der Auswahlkriterien zur Kur des Einweisungsverfahrens und der Indikationsprofile der Kureinrichtungen - Bereinigung der diagnostischen und therapeutischen Arbeitsverfahren auf wissenschaftlicher Grundlage und Erarbeitung solider Grundlagen zur Kureffektivitätsbeurteilung - Orientierung der Kurorttherapie auf die Krankheitsbilder mit besonderem sozialmedizinischen Schwerpunktscharakter - Berücksichtigung nicht nur medizinischer sondern auch sozialer Gesichtspunkte für die Kurenvergabe. Diesen Bemühungen ordneten sich die wissenschaftlichen Konzeptionen zu die sich in etwa folgendermaßen anreihen lassen: - Wissenschaftliche Darstellung der "Kur" als komplexe Reizserie in ihrem inhaltlichen (Therapieform) zeitlichen (Therapieverlauf) und ihrem Ergebnischarakter (Kureffekt bzw. Kurerfolg) - Untersuchung der Interaktionen zwischen medikamentöser Therapie und "Kurreaktion" - Prüfung der relevanten Wechselwirkung zwischen "Kurreaktion" Jahreszeit (saisonale Effektivität) und Biorhythmik - Differenzierung der reaktiven Verhaltensweisen der Kurpatienten nach den maßgeblichen intra- und interindividuellen Varianzen. Die wichtigsten Stationen der organisatorischen und leitungsmäßigen Entwicklung waren: - Der Befehl 28 der damaligen sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland vom 28.1.1947 über die Bildung einer einheitlichen Sozialversicherung - Die Leistung des Kur- und Bäderwesens durch den FDGB im Jahre 1957 und durch das Ministerium für Gesundheitswesen der DDR ab 1962 - Die Gründung eines Leitinstitutes für das Kur- und Bäderwesen im Jahre 1957. Welches Bild läßt sich gegenwärtig von der Bedeutung der Kur im Rahmen der medizinischen Betreuung unserer Bürger entwerfen? Die Kur ist als eine ärztliche und soziale Maßnahme zu beurteilen die im Sinne der präventiv-medizinischen Zielstellung der Therapie und der intensiveren medizinischen Rehabilitation vielseitig einsetzbar ist. Sie ist als eine adaptive Leistungstherapie mit Reizseriencharakter zu werten welche über spezielle und unspezifische Einwirkungen auf den Organismus diesen zu komplexen Reaktionen auf einem höheren Antwortniveau veranlaßt. Ihre Einflußnahme geht in phasenhafter Form vor sich wobei objektivierbare reaktiv kritische Zeitpunkte in der Zeit vom 8. bis 14. Tag und etwa in der dritten Behandlungswoche liegen. Ihr maßgeblicher Effekt ist der einer histio- oder trophotropen Umstellung des Organismus welche für die Wechselwirkungen mit Medikamenten und Saison- und/oder Klimafaktoren von nachweislicher Bedeutung sind. Die Kurbehandlungsdauer ist situations- und indikationsbezogen zu betrachten; chronische degenerative Prozesse unterscheiden sich dabei generell von entzündlichen und allergischen Prozessen bzw. Krankheitsverläufen. Deutliche reaktive Unterschiede sind vor allem durch das Alter der Kurpatienten gegeben; geschlechtsspezifische Unterschiede sind bei weitem nicht so deutlich. Eine medikamentöse Kombinationstherapie ist in vielen Fällen nicht nur möglich sondern erwünscht. Die auftretenden Kurreaktionen können im Sinne der erwähnten Wechselwirkung medikamentös vorteilhaft gesteuert werden. Eine richtige Einpassung der Kur in jahreszeitliche Abläufe führt zu eindeutig besseren Kureffekten und -erfolgen wie besonders am Beispiel chronischer Hautleiden nachweisbar ist. Die ganzjährige Kur ist nicht nur möglich sondern besitzt den Vorteil der Reizdifferenzierung besonders bioklimatologisch wirksamer Einflußgrößen. Die Kurorttherapie bietet besonders Möglichkeiten der entspannenden und der aktiven der physischen und der psychischen Therapie der kulturellen Betreuung und der Gesundheitsbildung. Die Kurorttherapie erfordert eine sehr gründlich zu durchdenkende Integration medizinischer balneotechnischer kultureller landschaftsplanerischer und organisatorischer Fachkräfte - sie ist unter diesem Aspekt als ein berechtigt eigenständiger Begriff zu rechtfertigen [5]. Eine weiterreichende Bilanz der erfolgreichen Wegstrecke ermöglicht die Analyse des Bedingungsgefüges sowie der Kräfte und Mittel im Spiegel der über 30jährigen Entwicklung des Kur- und Bäderwesens. Überwiegend abgewirtschaftete kleine und zum Teil nicht zweckentsprechende Einrichtungen kennzeichneten als Rudiment des vormals beträchtlichen deutschen Bäderpotentials die Ausgangsposition in der DDR einem Territorium das nicht den Anspruch erheben konnte ein Bäderland zu sein. Die meist kriegsgeschädigten und nachteilig dislozierten Kureinrichtungen unterschieden sich wenig vom katastrophalen Zustand des Großteils unserer wirtschaftlichen Ressourcen der schweren ersten Nachkriegsjahre. Der jedoch hohe Kuren- und Erholungsbedarf dieser Zeit und die unter sowjetischer Anleitung sich recht frühzeitig herausbildende einheitliche Sozialversicherung 1947 waren die Grundsäulen für den Neuaufbau eines Kur- und Erholungswesens dessen Auftrag darin bestand erstmalig die traditionellen Kampfziele der deutschen Gewerkschaften auf dem Gebiet des Kur- und Erholungswesens zu verwirklichen. Hand in Hand konnten mit der wirtschaftlichen Umgestaltung und dem Neubeginn in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens die ersten Bäder und Sanatorien ihrer Zweckbestimmung übergeben werden. In historisch kurzer Zeit wurden somit in über 200 Einrichtungen unterschiedlichster Bezeichnung und Prägung Heil- Genesungs- und Erholungskuren für eine breite Schicht der sich von den Kriegswunden befreienden Bevölkerung bereitgestellt. Diese erste Entwicklungsperiode mit einer vorrangig quantitativen Orientierung an das Kurenangebot war dadurch gekennzeichnet daß mangelnde wissenschaftlich-medizinische und therapeutische Voraussetzungen den medizinischen Akzenten in der Kurdurchführung noch keine dominierende Rolle zukommen ließen. Im Gründungsjahr der Republik konnten demzufolge bereits über 150 000 Bürger einen Kuraufenthalt erhalten davon über 70 000 Heilkuren und die vielfältige Förderung der Sozialversicherung sowie der ersten Staatsorgane führte unter gewaltigen Anstrengungen der Mitarbeiter des neuen sozialistischen Kur- und Erholungswesens in den 50er Jahren zu einer enormen Entwicklung des Leistungsangebotes. Die Jahre 1951 mit erstmals über 100 000 und 1956 mit immerhin bereits 161 891 durchgeführten Heilkuren waren Etappen die die veränderte Sozialpolitik des jungen Staates deutlich dokumentierten. Unter Nutzung aller vorhandenen Kapazitäten die seinerzeit weit über den heutigen Verantwortungsbereich des Kur- und Bäderwesens hinausgingen wurde damit versucht dem überkommenen qualitativ und quantitativ unzureichenden medizinischen Erbe und den von den Versicherungsträgern bereitgestellten beträchtlichen finanziellen Mitteln - es waren im Jahre 1952 bereits 105 Millionen Mark! - Rechnung zu tragen (s. Abb.1). Ohne Abb.1. Entwicklung der Heilkuren für Erwachsene und Kinder von 1947 bis 1978. Balkendiagramm Abszisse: Ordinate: Kuren in 1000 Jahre Die nunmehr gesetzmäßig herangereifte inhaltliche und äußere Profilierung des Fachgebietes im Einklang mit der Stärkung der Physiotherapie rückte die Heilkur und deren Leistungsträger die Bäder und Sanatorien in den Mittelpunkt einer weiteren markanten Entwicklungsstrecke. Dieser qualitative Reifeprozeß vollzog sich auf den Grundfesten der ersten Kurortverordnug der Weimarer Gesundheitskonferenz und der Eingliederung des Kur- und Bäderwesens in die Verantwortung des Ministeriums für Gesundheitswesen 1962. Vor allem wurde durch das 1957 entstandene "Institut für Kur- und Bäderwesen und für Physikalische Therapie" später "Forschungsinstitut für Balneologie und Kurortwissenschaft" Bad Elster und einem Kreis richtungsweisender Ärzte und Wissenschaftler des Fachgebietes um Prof. KUKOWKA die wissenschaftliche Grundlage und damit der Schritt von der Empirie zur wissenschaftlichen Therapie im Kurort geschaffen. Durch die sich fortsetzende erfolgreiche Interessenkonformität zwischen FDGB dem Träger des Kur- und Erholungswesens und dem Gesundheits- und Sozialwesen als deren inhaltlicher und institutioneller Standfläche verlor die Kur restlos das bürgerliche Prädikat Modeerscheinung der reichen Leute zu sein und wurde planmäßiger Teil der umfassenden Gesundheitsfürsorge. Diese Kapazitäts- und Leistungsentwicklung vollzog sich vor allem auf dem Boden intensiver Profilierungsprozesse. So zeigten z.B. die schrittweise ganzjährige Bettenbelegung die Profilierung weiterer Kapazitäten für die Versorgung mit medizinisch anspruchsvollen Heilkuren die Konzentration auf morbiditätsangepaßte und den spezifischen Heilfaktoren entsprechende Indikationsgebiete den Panoramawandel des Kur- und Bäderwesens an. Die Lösung der teilweisen Widersprüche zwischen dem hohen Kurenbedarf und der durch die eingetretene Akzentverschiebung nach medizinischen Gesichtspunkten notwendigen Auflockerung bzw. Einschränkung der Unterbringungskapazitäten oder die Schaffung therapeutischer und diagnostischer Möglichkeiten wurde von Jahr zu Jahr erneut zum Prüfstein der Initiativen und Bewußtseinsentwicklung der knapp 10 000 Mitarbeiter des Kur- und Bäderwesens. Seit Mitte der 50er Jahre konnte mit einer relativ stabilen Bettenzahl den wachsenden Anforderungen entsprochen werden da die planmäßige Erweiterung der Bettenauslastung und die Verbesserung der Unterbringungsqualität ständig im Mittelpunkt standen. Dabei mußten die nicht unerheblichen Kapazitätsverluste infolge höherer Qualitätsanforderungen vor allem im Vertragsbettenraum kompensiert werden. Der Ganzjahreskurbetrieb und später die Einführung des 12. Kurdurchganges waren maßgebliche Voraussetzungen um die Bettenauslastung seit 1962 mit durchschnittlich 9 Belegungen auf über 11 Belegungen je Jahr zu erhöhen (s. Abb. 2). Der Anteil der Vertragsbetten verhielt sich naturgemäß unterproportional da den medizinischen und ausstattungsmäßigen Anforderungen in den eigenen staatlichen und Pachtunterkünften besser entsprochen werden konnte. Langsam und in beharrlicher Kleinarbeit ist der notwendigen Qualifizierung des Fachpersonals Bedeutung beigemessen worden um die entsprechende Personalstruktur vor allem aus medizinischer Sicht zu entwickeln. Heute stehen etwa 300 erfahrene Ärzte des Kur- und Bäderwesens den Patienten zur Seite. Auf 60 Betten entfällt ein durchschnittliches medizinisches Arbeitsvermögen von einem Arzt 3 Fachschwestern und weiteren Fach- bzw. Hilfskräften für die Therapie. Mit der Schaffung neuer und verbesserter Behandlungsmöglichkeiten und dem systematischen Schutz und Einsatz der natürlichen Heilmittel einschließlich neuer und rekonstruierter balneotechnischer Linien ergaben sich für das Kur- und Bäderwesen verbunden mit einer inzwischen begonnenen Konzentration und Zentralisation der Einrichtungen und Leitung erweiterte Möglichkeiten z.B. zur Schaffung klinischer Bereiche oder teilweise Verlängerung der Kurdauer für ausgewählte Kurarten. 1965 belief sich die gesellschaftliche Finanzierung für das Kur- und Bäderwesen auf 125 Mill. Mark durch die Sozialversicherung. Kontinuierlich wurde weiterhin der medizinische Einfluß durch gezielte Konzentrationsprozesse leitungsorganisatorisch gestrafft. Dies führte zu einem bis heute bewährten Verhältnis von etwa 70% Heilkuren in den Einrichtungen des Kur- und Bäderwesens für Erwachsene und einem etwa gleichen Prozentsatz prophylaktischer Kuren für Kinder. Ohne Abb. 2. Bettenentwicklung von 1955 bis 1978 in Bädern und Sanatorien. Ein weiterer Qualitätssprung bahnte sich vor allem in den 60er Jahren mit der schnell wachsenden Ergänzung des Kurenangebotes durch Auslandskuren an. Zur Vervollkommnung der Heilkurmöglichkeiten vor allem für allergische Erkrankungen der Haut und der Atemwege wurden die Kuren insbesondere in den sozialistischen Ländern von 1962 bis 1969 etwa verdreifacht (s. Tab.I). Tabelle I. Entwicklung der Auslandskuren ------------------------------------------- Jahr Auslandskuren davon für Kinder ------------------------------------------- 1962 2 034 - 1967 5 554 314 1972 6 457 1 307 1978 16 423 1 822 Die Jahre nach dem VIII. und IX. Parteitag der SED rahmen eine dritte und sehr erfolgreiche Etappe der Profilierung des sozialistischen Kur- und Bäderwesens ein. Ausgehend von den Gemeinsamen Beschlüssen [2] eröffnete sich eine Erfolgsbilanz die die Kur zu einem integralen Bestandteil der Sozial- und Gesundheitspolitik unseres Staates werden ließ. Sie wird um so deutlicher wenn man beispielsweise die Entwicklung der Kurorttherapie in der Bundesrepublik vergleicht. Diese Gemeinsamen Beschlüsse fixierten die Entwicklungslinien dieser Jahre in deren Mittelpunkt folgende wesentliche qualitative und quantitative Aufgaben standen: - die Kurmöglichkeiten planmäßig weiterzuentwickeln und effektiver zu nutzen - den Anteil der Arbeiter insbesondere der Schichtarbeiter der werktätigen Frauen mit Kindern sowie der Werktätigen die unter komplizierten und schweren Arbeitsbedingungen tätig sind planmäßig zu erhöhen - die Kuren im sozialistischen Ausland zu steigern - das medizinische und materiell-technische Niveau der Kurdurchführung weiter zur vervollkommnen und - die Zahl der prophylaktischen Kuren in FDBG-Ferienheimen und Betriebserholungsheimen zu vergrößern. Der Leistungskatalog des Jahres 1978 verdeutlicht in vielfacher Form wie das Kur- und Bäderwesen der DDR diesen Auftrag im dritten Jahrzehnt der Republiksgeschichte umfassend und im Interesse der Arbeiterklasse und aller Werktätigen verwirklicht. In den über 160 das heutige Kur- und Bäderwesen repräsentierenden Gesundheitseinrichtungen wurden 1978 insgesamt 283 076 Kuren durchgeführt (s. Tab. II). Dabei konnte das Unterbringungsniveau dokumentiert durch die Bettenqualität beträchtliche Fortschritte erlangen. Seit 1974 sind z.B. weitere 4 000 Betten in Kureinrichtungen für Erwachsene in die Qualitätsgruppe 4 und über 300 Betten in die Qualitätsgruppe 5 als der besten eingestuft worden (s. dazu Abb.3). In Verwirklichung des Gemeinsamen Beschlusses wurden zusätzlich in mehr als 60 FDGB-Ferienheimen und Betriebserholungsheimen 1978 fast 60% mehr prophylaktische Kuren für Erwachsene bereitgestellt (s. Tab.III). Tabelle II. Durchgeführte Kuren 1978 im Kur- und Bäderwesen der DDR ----------------------------------------------------------------------------- Kuren Anzahl In % ----------------------------------------------------------------------------- Heilkuren 203 381 72 Prophylaktische Kuren 55 993 20 Genesungskuren 23 701 8 ---------------------------------------------------------------------------- Gesamt 283 075 100 Ohne Abb. 3. Bettenentwicklung in Bädern und Sanatorien für Erwachsene nach Qualitätsgruppen von 1974 zu 1978. Balkendiagramm für 2 Jahre Qualitätsgruppen von 1 bis 5 Tabelle III. Prophylaktische Kuren in FDGB- und Betriebserholungsheimen 1971 und 1978 -------------------------------------------------------------------------------- Jahr Prophylaktische Pro 10000 der Kuren Erwachsenenbevölkerung -------------------------------------------------------------------------------- 1971 47 242 38 1978 75 174 60 Ohne Abb. 4. Verteilung der 1978 insgesamt durchgeführten 358 249 Kuren nach Kurarten. Kreisdiagramm Damit ergab sich für das Jahr 1978 ein Gesamtkurenergebnis von 358 249 Kuren (s. Abb. 4). Mit dieser Leistungsbilanz wurde das Versorgungsniveau unserer Bevölkerung im Vergleich zu 1971 bedeutend verbessert (s. Tab.IV). Tabelle IV. Erhöhung des Versorgungsgrades mit Kuren je 10 000 der Gesamtbevölkerung der DDR ------------------------------------------------------------- 1971 1978 ------------------------------------------------------------- Kuren für Erwachsene 154 175 Kuren für Kinder 43 39 ------------------------------------------------------------- Gesamt 197 214 Besondere Anstrengungen werden gegenwärtig auf eine langfristige Verbesserung des leicht rückläufigen Versorgungsgrades der Kinder sowohl aus der Sicht der Kurenzahl als auch einer einheitlichen hohen Betreuungsqualität gerichtet. Unter Beachtung des Programmes zur medizinischen Profilierung der Kurdurchführung in den Bädern und Sanatorien vom 10.7.1965 ist heute ein stabiler Profilierungsgrad von über 90% erreicht den Tabelle V verdeutlicht. Tabelle V. Profilierung der Heilkuren 1978 nach Krankheitsklassen mit über 10%igem Anteil und nach Einrichtungen ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Krankheiten Erwachsene Kinder ------------------------------------- ------------------------------------------ Heil- je l0 000 Anzahl Heil- je 10 000 Anteil kuren der Er- der kuren der der in % wachsenen- Ein- in % Kinder- Ein- bevölke- rich- bevölke- rich- rung tungen rung tungen ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Herz-Kreislauf- 39 49 23 System (V und VII der IKK) Bewegungsapparat 26 33 20 22 9 9 (XIII der IKK) Atmungssystem 18 22 10 53 22 13 (VIII der IKK) Stoffwechsel-u. 11 14 17 Verdauungssystem (III und IX der IKK) Hautkrankheiten 11 5 2 (XII der IKK) IKK=Internationale Klassifikation der Krankheiten 8.Revision 2.Auflage 1971 In Tabelle VI werden einige Sonderkurengruppen aufgeführt deren Anzahl sich seit 1971 ständig vergrößert hat und die einen Großteil der Genesungs- und prophylaktischen Kuren für Erwachsene ausmachen. Tabelle VI. Betreuung spezieller Bevölkerungsgruppen bzw. Krankheiten --------------------------------------------------------------------------------------------------- 1971 1978 --------------------------------------------------------------------------------------------------- Diabetes Heilkuren 3 519 4 014 in 3 Sanatorien Blinde und Seh- Prophylaktische 3 946 3 891 in 5 Kurheimen geschädigte Kuren Geschwulstkranke Genesungskuren 7 678 8 111 in 9 Genesungsh. Verfolgte d.Nazi- Prophylaktische 4 994 5 219 in 9 Kurheimen regimes (VdN) Kuren Darüber hinaus werden im Rahmen des Herzinfarktsbekämpfungsprogrammes der DDR in bestimmten Einrichtungen des Kur- und Bäderwesens Direkteinweisungskuren mit einheitlichem Therapieprogramm durchgeführt deren Anzahl 1980 die morbiditätsangepaßte Schlüsselzahl von 2 Spezialkuren (= Frührehabilitationskur in der Phase II nach Herzinfarkt) je 10 000 der Gesamtbevölkerung erreichen wird. Seit dem VIII. Parteitag stieg beispielsweise der Kurenanteil für Frauen mit Kindern bei den von gewerkschaftlichen Kurenkommissionen eingewiesenen weiblichen Kurpatienten bis 50 Jahre von 1972 bis 1978 um fast 5%. Der Arbeiteranteil entwickelte sich bei der gleichen Einweisungsart (> 90% aller Kuren!) auf insgesamt 62% und liegt somit mit 13% über der Einweisungsrate von 1971. Eine ähnliche Tendenz kann auch für den Schichtarbeiteranteil der seit 1972 um etwa 2% zunahm verfolgt werden [1]. Zur Gewährleistung dieser Entwicklung wurden in den letzten Jahren und werden bis über 1980 hinaus umfangreiche Rekonstruktions- und Investitionsleistungen zur weiteren Verbesserung des Kurenangebotes und der Kurenqualität erbracht. In Verwirklichung der Parteibeschlüsse stehen komplexe Rekonstruktionen und gegenwärtig der Neubau von 3 Sanatorien mit 1 000 Betten im Mittelpunkt der Entwicklung. Die ersten Kuren im neu entstehenden Sanatoriumskomplex Bad Elster werden anläßlich des 30. Jahrestages im Oktober 1979 begonnen. Die weiteren Initiativen der Mitarbeiter des Kur- und Bäderwesens sind ständig vor allem aber in Vorbereitung des 30. Jahrestages unserer Republik darauf gerichtet alles zu tun um die Wiedererlangung von Gesundheit Lebensfreude und Leistungsfähigkeit der Bürger maßgeblich zu unterstützen. Zusammenfassung Die Entwicklung des sozialistischen Kur- und Bäderwesens wird als Bestandteil der erfolgreichen Sozialpolitik in der 30jährigen Geschichte der DDR dargestellt. Bezugnehmend auf die wesentlichsten medizinisch-inhaltlichen Reifeprozesse die bereits vorangegangene Darstellungen dieser Zeitschrift zum Gegenstand hatten ist dem Bedingungsgefüge und dessen Entwicklung aus der Sicht der Kapazitäten und Leistungen breiter Raum gewidmet. Die heutige qualitative und quantitative Leistungsbreite des Kur- und Bäderwesens verdeutlicht an Hand der Gesamtbilanz des Jahres 1978 die kontinuierliche und planmäßige Einbindung dieses sozialen Bereiches in die Wirtschafts- und Sozialpolitik der Deutschen Demokratischen Republik. Literatur 1. Alle statistischen Angaben des Artikels sind der Kuren-Dokumentation einschließlich der Datenbearbeitung Kur- und Bäderwesen des FBK entnommen. 2. Gemeinsamer Beschluß des Politbüros des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands des Bundesvorstandes des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes und des Ministerrates der Deutschen Demokratischen Republik zur Entwicklung des Feriendienstes der Gewerkschaften sowie zu Fragen der Kuren vom 7. März 1972. Neues Deutschland 8.3.1972 S.3 und vom 25.9.1973 über weitere Maßnahmen zur Durchführung des sozialpolitischen Programms der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Neues Deutschland 27.9.1973 S.3. 3. JORDAN H.: Leitlinien der Arbeit des Kur- und Bäderwesens der DDR. Z. Physiother. Leipzig 26 (1974) 261-265. 4. Ders.: 1957-1977: Leitlinien und Ergebnisse des Forschungsinstitutes für Balneologie und Kurortwissenschaft Bad Elster. Z. Physiother. Leipzig 30 (1978) 317-323. 5. Ders.: Kurorttherapie. VEB Gustav Fischer Verlag Jena 1975.
Keyword(s): Kur- und Bäderwesen Kurorttherapie historische Entwicklung
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