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November 2024

1957 - 1977: Leitlinien und Ergebnisse des Forschungsinstituts für Balneologie und Kurortwissenschaft Bad Elster

Journal/Book: Z. Physiother. 30 (1978) 5 317-323. 1978;

Abstract: Forschungsinstitut für Balneologie und Kurortwissenschaft Bad Elster (Direktor: OMR Dr. med. habil. H. Jordan) Die Medizin ist ihrem innersten Kern und Wesen nach eine soziale Wissenschaft. (R. Virchow 1847) Historische Betrachtungen wären verfehlt hätten sie nur eine dokumentarische Absicht - die Vertiefung in die Fragen und Forderungen der Vergangenheit ist eine Notwendigkeit für schöpferische prospektive Tätigkeit; dies gilt für alle gesellschaftlichen Prozesse. So und nicht anders versteht sich der vorliegende Versuch zwei Dezennien wissenschaftlicher und praktischer Arbeit unserer Einrichtung zu überblicken und ordnend darzustellen. 1. Kurzer historischer Abriß Mit Beginn des Jahres 1957 wurde aus dem damals bestehenden "Quellenlabor" wie es kurz genannt wurde des Staatsbades Bad Elster das "Institut für Kur- und Bäderwesen und für Physikalische Therapie" gegründet und dessen Leitung Herrn Prof. Dr. med. habil. A. Kukowka Greiz übertragen. Die Breite der mit dieser Institutstitulatur ausgewiesenen Aufgabenstellung stand in hellem Kontrast zur vorhandenen Ausrüstung und Kadersituation. Zwar wurde damals die "Physikalische Therapie" - wir würden heute sagen die "Physiotherapie" [7] - fast ausschließlich in den Kureinrichtungen praktiziert jedoch hatte sich das Fachgebiet schon in seiner ganzen integrativen Breite zunächst konzeptionell und bald darauf auch praktisch entwickelt so daß es nicht mehr möglich schien dieser Institution in Bad Elster allein etwa die Leitfunktion für die "Physikalisch-diätetische Therapie" (der damalige Name für das Fachgebiet) weiter zu überantworten. Nach dem Direktoratswechsel im Jahre 1960 vollzog sich deshalb ein Präzisierungsprozeß in dessem Ergebnis auch die heute geltende Institutsbezeichnung akzeptiert und mit dem Statut unserer Einrichtung am 6. 3. 1968 verbindlich erklärt wurde. Dabei ging die Bezeichnung "Forschungsinstitut für Balneologie und Kurortwissenschaft" (FBK) Hand in Hand mit der Entwicklung der gesetzlichen Grundlagen für das Kur- und Bäderwesen der Republik. Die drei Grundbegriffe "Balneologie" Kurortwissenschaft und "Kur- und Bäderwesen" sind inhaltlich bis heute für das Institut bestimmend geblieben und haben seine Leitungsstruktur geprägt ausgehend davon daß alle naturwissenschaftlichen und technischen Anliegen der "Balneologie" und alle Belange der "Kurortwissenschaft" nicht Selbstzweck sondern die Grundpfeiler der medizinischen Zielstellung des "Kur- und Bäderwesens" sind. Damit war die Aufgabenstellung dieser Einrichtung schon abgesteckt als der einer zentralen wissenschaftlichen Einrichtung und eines Leitinstitutes des Ministeriums für Gesundheitswesen auf dem Gebiet der Balneologie und der Kurortwissenschaft [1). So entstanden neben dem ursprünglich nur der balneochemischen Aufgabenstellung zugeschnittenen Institutsgebäude weitere Arbeitsplätze für die Verwaltung die Organe der Planung und Organisation der Balneotechnik der Dokumentations- und Informationsaufgaben für die klinische Betreuung von Kurpatienten und die Funktionsdiagnostik. Im Jahre 1973 konnte die neue Institutsklinik "Albert Funk" in Betrieb genommen werden. Schon frühzeitig war im Ostseebad Heiligendamm eine gemeinsame Außenstelle für Thalassotherapie mit dem Forschungsinstitut für Bioklimatologie Berlin-Buch ins Leben gerufen worden. Der Aufgabenkomplex "Kurorthygiene" wurde dem in Bad Elster beheimateten Forschungsinstitut für Hygiene und Mikrobiologie übertragen. Damit waren zwei wichtige Arbeitsbereiche die in unserem Institut nicht angesiedelt werden konnten existentiell abgesichert. In den vergangenen 20 Jahren hat sich der Mitarbeiterstand praktisch verzehnfacht. 2. Struktur und Arbeitsweise des FBK Die vielschichtige Aufgabenstellung des FBK verlangt eine funktionsfähige Zusammenführung entsprechender Fachbereichsverantwortlicher in eine Arbeitsrichtung die vom medizinischen Ziel des Kur- und Bäderwesens bestimmt wird. Die hierzu erforderliche Integration kann nur über eine übergreifende Struktur erreicht werden die sich nach der Aufgabenstellung nicht nach der Fachverantwortlichkeit richten muß. Der Gesamtbereich "Balneologie und Kurortwissenschaft umfaßt nicht nur medizinisch gesehen einen breiten fachlichen Raum (Innere Medizin darunter Kardiologie und Rheumatologie Gastroenterologie Dermatologie Broncho- und Pulmonologie Pädiatrie Endokrinologie Gynäkologie und Urologie) der noch durch Labor- und Funktionsdiagnostik ergänzt werden muß; hinzu treten ferner die analytische Chemie und die physikalische Chemie die spezielle Balneotechnik die Landwirtschaft und Forstwirtschaft Ökonomie Staats- und Rechtswissenschaft Biometrie Statistik Datenverarbeitung und Information. Eine derartige Struktur war zu entwickeln und durchzusetzen unterstützt durch ein System von Arbeitsgruppen sowohl medizinischer Art (Herz-Kreislauf Erkrankungen Erkrankungen des Bewegungsapparates der Atemwege der Haut des Gastroenteron und des Kindesalters) als auch funktionsbezogener Zusammensetzung (Verwaltungsleiter des Kur- und Bäderwesens leitende Schwestern Park- und Gartenwirtschaft Technische Leiter). 3. Grundorientierung der wissenschaftlichen Arbeiten des FBK Für die Entwicklung einer praxisbezogenen Forschungs- und Leitungstätigkeit war es erforderlich schwerpunktgerecht zu konzipieren. Es galt dabei - eine dem internationalen Trend entsprechende eigenständige Thematik zu entwickeln und durchzuführen - die Aufgabenstellung den gegebenen Kapazitäten sinnvoll anzupassen und - die Überführung der Ergebnisse in die Praxis abzusichern. 3.1. Medizinische Zielstellung: Das Wesen der Kurorttherapie besteht in der wissenschaftlich begründbaren Anwendung einer "komplexen Reizserientherapie am Kranken im veränderten Milieu" [8]. Damit erhält die Forschungsstrategie zwei Schwerpunkte: - Die Komplexität der Kurorttherapie hat den Vorrang vor dem Studium einzelner kurorttypischer Therapieelemente. - Das Studium des Therapieverlaufes hat Vorrang vor der Untersuchung der therapeutischen Einzelprozedur. Das bedeutet nichts weniger als die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Interaktion der beteiligten Therapiefaktoren und deren Modulation im Verlauf ihrer kurmäßigen Anwendung. Diese zweifelsohne problematische Konzeption steht in weitgehender Übereinstimmung mit der Realität des kurorttherapeutischen Regimes dessen Ergebnis über Wert oder Unwert der Kurbehandlung entscheidet. Im Kurort steht allgemein ein qualitativ begrenztes und auch quantitativ nur beschränkt abstufbares Therapiearsenal zur Verfügung dessen Variabilität hinsichtlich Komposition Reizdosierung und -intervalländerung sicherlich aber einen genügenden Steuerungsspielraum zuläßt. Dessen (notwendige!) individuelle Anpassung läßt es nahezu aussichtslos erscheinen über - auch sehr subtil durchgeführte - Einzelbeobachtungen zu praktikablen verallgemeinerungsfähigen Empfehlungen zu kommen. Die individuelle Erfahrung des verantwortungsbewußten Kurorttherapeuten muß sich objektiven (und damit objektivierbaren!) Erfahrungen am Gesamtkollektiv konfrontieren können um der Gefahr zu entgehen nur seinem Gutdünken vertrauen zu müssen. Dies bedeutet wiederum die kollektivtypische Verhaltensweise zu studieren und sie der Einzelbeobachtung gegenüberzustellen. Damit ergeben sich zwei weitere prinzipielle Schwerpunkte: - Das kollektivstatistische Vorgehen hat den Vorrang vor der individuellen Beobachtung. - Die individuell möglichst genau angepaßte Therapie hat den Vorrang vor der standardisierten Behandlung. Schließlich geht es in dieser Zielstellung noch darum die Ausgangsbedingungen zu erfassen unter denen die Kurorttherapie begonnen wird und ihren Hafteffekt über einen längeren Zeitraum festzuhalten (= Kurerfolg). Dazu wiederum ist erforderlich - "die Anschlußwerte der Kur" (Situation vor und nach der Kurorttherapie) genügend genau zu kennen und ihren Erwerb praktisch abzusichern sowie - eine ausgangswertbezogene Beurteilung (klinisch und biometrisch gesehen) zu gewährleisten. Im Hinblick auf diese Zielstellung war es geboten folgende Voraussetzungen zu schaffen: - Orientierung auf Schwerpunktkrankheiten. - Standardisierung der Indikationen und Therapie sowie der Beurteilungskriterien der Kurergebnisse. - Erarbeitung eines den genannten Forderungen entsprechenden biometrischen Konzeptes unter Berücksichtigung der maßgeblichen Variablen. - Studium der Beziehungen zwischen Jahresrhythmik und Kurreaktionen. - Ermittlung geeigneter Parameter zur Beurteilung der spezifischen und nichtspezifischen Reaktionen des Organismus auf die Maßnahmen der Kurorttherapie. - Herstellung der organisatorischen Voraussetzungen zur Vor- und Nachbeobachtung der Kurpatienten. Dazu ist zu sagen: Der medizinische Bereich des FBK arbeitet in zwei Hauptrichtungen: kardiologische und rheumatologische Kurorttherapie. Er ist in dieser Hinsicht in die Aufgabenstellung des "Forschungsverbandes Herz-Kreislauf-Erkrankungen" und der "Arbeits- und Forschungsgemeinschaft Rheumatologie" der DDR eingebunden. Dabei steht als Hauptaufgabe die wissenschaftliche Abklärung der Rolle der Kurorttherapie in der medizinischen Rehabilitation der ischämischen Herzkrankheit (speziell des Zustandes nach Herzinfarkt entsprechend dem "Herzinfarktbekämpfungsprogramm der DDR") und der Rheumatoid-Arthritis. Das verbindende Glied in der pathogenetischen Kette dieser beiden Erkrankungen wird dabei im Bindegewebsstoffwechsel gesehen dessen reaktive Antworten auf die Elemente der Kurorttherapie - Training Kohlensäurebäder Bewegungstherapie Moorbäder und dazu die Einflußgrößen des veränderten landschaftlichen bioklimatischen und psychosozialen Milieus - Gegenstand der Forschung sind wobei möglichst exakt stadienbezogene Korrelationen hergestellt werden müssen. Eng damit verbunden sind Reaktionen des immunologischen Systems das bei den entzündlichen rheumatischen Erkrankungen mit absoluter Sicherheit bei den ischämischen Erkrankungen immerhin eine nicht ganz unbegründete Rolle spielt. Da die Kurorttherapie mit guter Begründung unter dem Blickwinkel eines "therapeutischen Stressgeschehens" gesehen werden kann läßt sich aus dem Verhalten und der korrelativen Zuordnung der biogenen Amine ein qualitativ sicherlich quantitativ sehr wahrscheinlich verwertbarer Bezugsparameter ableiten Wechselwirkungen zwischen Bindegewebsstoffwechsel und Streßgeschehen sind durch die grundlegenden Arbeiten von Hauss und seiner Schule gut belegt worden. Die Standardisierungsbemühungen auf diesen beiden Gebieten sind für das Herzinfarktbekämpfungsprogramm einerseits und die Moorkurorttherapie der Rheumatoid-Arthritis andererseits abgeschlossen und praxisnutzbar gemacht worden. Dabei wurden die Möglichkeiten und Grenzen abgesteckt innerhalb deren die körperliche Leistungsfähigkeit Koronarkranker und die Zwei- oder Dreifachkombination der derzeit gültigen Stadieneinteilung der Rheumatoid-Arthritis für eine gute Indikationsstellung zur Kurorttherapie dieser Krankheitsbilder Gültigkeit haben können. Im balneologisch-kardiologischen Arbeitsbereich ist ferner der Wirkungsmechanismus der Kohlensäurebäder als immer noch wichtigem kurorttherapeutischen Mittel untersucht worden; dies betrifft Arbeiten über die Natur des CO2-Hauterythems zur quantitativen Ermittlung von CO2-Resorption durch die menschliche Haut mittels des 12C/13C-Verhältnisses zu kardiodynamischen Effekten dieser Bäder und ihren Veränderungen im Kurverlauf zum Ausmaß der gesteigerten Gehirndurchblutung (Schädelrheographie) und zur Differenzierung von Teil- und Vollbädern. Dazu treten die Ausarbeitung eines meßbar differenzierten Terrainkursystems mit Versuchen zur telemetrischen Leistungsermittlung die Nutzung der Arbeitstherapie und auch die Erfüllung der Voraussetzungen zur kardiologischen Notfalltherapie. Ein spezielles Gerät zur Ermittlung der rhythmischen Feinschwankungen der Systolen- und Diastolendauer des Herzens wurde entwickelt. Auf dem rheumatologischen Arbeitsgebiet sind in dieser Hinsicht die Untersuchungen der Moorbäder als dem klassischen Therapiemittel der entzündlichen Formen zu nennen. Hier stand die Frage nach der Wirkungsgleichheit oder -differenz verschieden konsistenter Moorbäderformen (klassisches Breibad Dünnbreibad Wasserbad mit Peloidzusätzen) die meßtechnische Kontrollierbarkeit der fertigen Bäder zur Ermöglichung ihrer Vergleichbarkeit (Entwicklung eines Viskosimeters) die fraktionierte Ermittlung wichtiger Moorinhaltsstoffe (Huminsäuren Humoproteide) und die Aufstellung von Gütekennzahlen für die balneologische Nutzung von Torfen. Weitere Arbeiten galten der Herstellung sulfidhaltiger Schlämme die in der DDR als solche in natürlicher Form nicht vorkommen aus heimischen Pyritsanden (Teufelsschlamm) oder Schlicken (Peeneschlick). Es zeigte sich ferner daß auch die antimikrobiellen Eigenschaften der Torfe in der Therapie von Dermatosen erfolgreich genutzt werden können. Ein selbst entwickeltes elektronisches Zählgerät für Bakterien- und Pilzkolonien war für diese mikrobiologische Fragestellung eine gute Hilfe. Die Erarbeitung des obengenannten biometrischen Konzeptes geht auf die fundamentale Bedeutung der Ausgangswertabhängigkeit aller reaktiven Leistungen des Organismus zurück. In sehr ausgedehnten und vielseitigen Untersuchungen erwies sich immer zwingender die Berücksichtigung der "Ausgangs-Endwert-Problematik" zu fordern und die intra- bzw. interindividuellen Varianzen bei der Planung und Auswertung kollektiver Meßergebnisse möglichst vollständig zu analysieren. Eine entscheidende technische Hilfe war dabei die Dokumentation mittels Schlitzlochkarten (System Wagner-Seidel [11]). Die Beobachtung der mathematischen Streuung der Meßwertkollektive führte dabei entscheidend über den sonst nicht zu eliminierenden sog. "a:(a-b)-Zufallseffekt" nach v. d. Bijl hinaus. Arithmetischer Mittelwert Streuung Korrelation und Regression bilden die unverzichtbaren aber auch leicht zu handhabenden Parameter der statistischen Beurteilung. Als weitere Folgerung entwickelte sich die Methode der Beurteilung der "Streuung der täglichen Änderungen" [10] die am verläßlichsten kollektive Stabilisierungs- und Labilisierungsphasen zu demonstrieren gestattet und der dementsprechend eine grundsätzliche Bedeutung für die Zielstellung der Bildung kollektivtypischer Normen zukommt. Das Studium der Jahresrhythmik und ihrer Einflüsse auf die reaktive Leistung des Organismus und damit auf die Kurreaktion setzte ebenfalls eine plausible Konzeption voraus die von unserem Kooperationspartner in Heiligendamm entwickelt wurde. Die Existenz einer 35-Tage-Rhythmik im Jahresablauf wurde in ebenfalls sehr breiten und physiologisch differenten Ebenen sichergestellt. Es ergaben sich konkrete Beziehungen zwischen Morbidität Kureffekt Kurerfolg und jahreszeitlicher Lage der Kurbehandlung beim endogenen Ekzem. Die Bedeutung von Frühjahr und - in abgeschwächter Form - des Herbstes als reaktionskritische Abschnitte ließ sich an mancherlei Befunden erhärten. 3.2. Zielstellungen der Planung und Leitung des Kur- und Bäderwesens: Stand im Gründungsjahr des Institutes die Kontrolle der natürlichen Heilmittel und ihrer Technologie als praktisch einzige Aufgabe im Sinne einer Leitfunktion an so wuchs im Verlauf der Jahre mehr und mehr die Notwendigkeit die medizinische und organisatorische Leitung des Kur- und Bäderwesens zentral zu stärken und zu verbessern. Mit der Fertigstellung der "Kurortverordnung" [9] 1967 und der Bildung der "Zentralen Kommission für natürliche Heilmittel und Schutzgebiete" war gewissermaßen der naturwissenschaftliche Aufgabenteil des FBK zu einem bestimmten Abschluß gebracht worden. Medizinischerseits lief die Profilierung des "Indikationsverzeichnisses" parallel es erfolgte die Erarbeitung des "Bäderbuches der DDR" [2] und eines "Grundrisses der Balneologie und -bioklimatologie" [5] sowie eine monographische Darstellung der bis dahin in der DDR erarbeiteten wissenschaftlichen Literatur zur balneobioklimatologischen Forschung [6]. Wissenschaftsmethodisch brachte die Einführung des elektronischen Schlitzlochkartensystems und später der EDV des Kur- und Bäderwesens entscheidende Hilfen vor allem auch für die inzwischen ins Leben gerufenen Arbeitsgruppen und der Mitarbeit an der Standardisierung des Indikationsprofils der indikationsbezogenen Diagnostik und Therapie sowie der Kureffektsbeurteilung. Das Kureinweisungsverfahren durchlief einen ständigen Prozeß der Qualifizierung mit dem Ziel die Zahl der Fehldiagnosen zu senken eine schwerpunktsgerechte Nutzung der Kapazitäten im Sinne einer bestmöglichen sozialmedizinischen Effektivität zu sichern und in gewissem Umfang wissenschaftliche Fragestellungen zu bearbeiten. Die damit verknüpfte konzeptionelle und reale Arbeit kann nur der richtig abschätzen der den Gesamtzeitraum dieser zwanzig Jahre kritisch und in seiner alltäglichen Problematik durchlebt hat. Reichte doch die Problempalette über die medizinische Fragestellung hinaus von der Technologie des Kur- und Bäderwesens bis zum Katalog für Diätetik für die Kureinrichtungen von der Bedarfsplanung bis zum stadiumdetaillierten Hausübungsprogramm für die Nachbetreuung der Kurpatienten. Die Lösung dieser ständig wachsenden Aufgaben erforderte eine gründliche Reorganisation der Struktur des FBK die ihrerseits nicht nur ein planerischer Eingriff sondern eine Umverteilung spezieller Verantwortlichkeiten über das fachliche Spezialprofil des einzelnen Mitarbeiters hinaus bedeutete - mit allen Konsequenzen der Kompetenz der interdisziplinären Einordnung und des schöpferischen Mitarbeitens an der gesundheitspolitischen Zielsetzung des Kur- und Bäderwesens unabhängig vom erlernten Fachwissen. Aber nur so war es möglich die für eine realistische Planung der Kureinrichtungen und Kurorte unserer Republik erforderlichen Unterlagen und wissenschaftlich fundierten Kenntnisse zu gewinnen. Angaben über Zahl und Qualität der Kurbetten die Besetzung mit Personal und die Erarbeitung von Leistungskennziffern dafür des Auslastungsgrades der Kureinrichtung ihrer Diagnostik und Therapie über Beschaffenheit Verschleißgrad und Rentabilität ihrer Technologie und zu Daten der Ökonomie und der innerbetrieblichen Reproduktion waren zu beschaffen zu sichten zu ordnen und vergleichend auszuwerten. Es galt Schwerpunkte zu setzen und deren Entwicklung in den Territorien mit zu fördern. Parallel dazu mußten die Vorräte an natürlichen Heilmitteln analysiert und prognostisch eingeschätzt werden. So wurde die Suche nach balneologisch nutzbaren Heilwässern und nach geeigneten Peloidlagerstätten systematisch betrieben natürlich der Arbeitskapazität entsprechend und auch hier nach Schwerpunkten etappenmäßig gegliedert. Vorläufige Sicherstellungen der Schutzgebiete für diese Heilmittel die Erarbeitung verabschiedungsreifer Schutzgebietserklärungen und der Abschluß von Anerkennungsverfahren im Sinne der "Kurortverordnung" sowie prospektive Arbeiten im Sinne des Umweltschutzes und des Landeskulturgesetzes galt es zu leisten. Hierzu sind im weiteren Sinne auch die Kooperationsleistungen der Bergakademie Freiberg zu rechnen die sich mit der geophysikalischen Erkundung der "Quellprovinz Südwestsachsen" (Bad Brambach-Elster) insbesondere den Radonaustritten und der Herkunft der kohlensäurehaltigen Wässer befassen. 4.Internationale Zusammenarbeit Die Individualität die der Therapie in Kurorten Heilbädern und Sanatorien in jedem Land zwangsläufig anhaftet erschwert zwar jede wissenschaftlich begründbare Vergleichbarkeit macht diese jedoch auch um so mehr erforderlich So war es zu begrüßen daß in den sozialistischen Ländern seit 1960 eine Abstimmung der Forschungsarbeiten und der praktischen Realisierung der Kurorttherapie durch koordinierende Konferenzen im Rahmen des RGW erfolgt. Sowohl über die staatlichen Leitungen als auch über die der Leit- und Forschungsinstitute der einzelnen Länder wird ein Erfahrungsaustausch betrieben der die Voraussetzungen zur wissenschaftlichen Gemeinschaftsarbeit darstellt. Austausch der Fachzeitschriften von Institutsmaterialien und Veranstaltungsplänen Durchführung von Symposien und Kongressen mit internationaler Beteiligung von Studentenaufenthalten und Expertenberatungen helfen die Kontakte zu festigen und konkrete Ergebnisse zu erzielen. Mit den räumlich nahe liegenden Instituten in Marianske Lazne und Poznan bestehen regelmäßige Konsultationen. Über thalasso- und klimatherapeutische Fragen werden in dreijährigen Abständen gemeinsame Symposien zwischen der Volksrepublik Polen und der DDR durchgeführt. Der Ausspruch R. Virchows den ich an den Beginn dieser Übersicht stellte wird auch der tragende Gedanke für die weitere Arbeit unseres Institutes in den kommenden Jahren bleiben. Wir würden Virchows Meinung nicht verfälschen wenn wir in diesem Ausspruch das Wort "sozial" durch "sozialistisch" ersetzen. Zusammenfassung Es wird ein Überblick über die Leitlinien der wissenschaftlichen und praktischen Arbeit des Forschungsinstituts für Balneologie und Kurortwissenschaft Bad Elster seit seiner Gründung vor zwanzig Jahren zu geben versucht. Literatur 1. Anordnung über das Forschungsinstitut für Balneologie und Kurortwissenschaft GBL.d.DDR Teil II Nr. 27 vom 26.3.1968 S.128. 2. Bäderbuch der Deutschen Demokratischen Republik hrsg. im Auftrag des Ministeriums für Gesundheitswesen von H. Jordan. VEB Georg Thieme Leipzig 1967. 3. Bijl W.v.d.: Ann Meteorol. 4 (1951) 183. 4. Hauss W.-H. G. Junge-Hülsing und U. Gerlach: Die unspezifische Mesenchymreaktion. Georg Thieme Verlag Stuttgart 1969. 5. Jordan H.: Grundriß der Balneologie und Balneobioklimatologie. VEB Georg Thieme Leipzig 1964. 6. Jordan H.: Zwölf Jahre balneologische und balneobioklimatologische Forschung im Referat. Bad Elster 1965. 7. Jordan H.: Z. Physiother. Leipzig 27 (1975) 401. 8. Jordan H.: Kurorttherapie. VEB Gustav Fischer Verlag Jena 1975. 9. Verordnung über Kurorte Erholungsorte und natürliche Heilmittel - Kurortverordnung - GBL.d.DDR Teil II Nr.88 vom 22.9.1967 S.653. 10. Wagner H.: s. dazu H. Jordan Z. Physiother. Leipzig 24 (1972) 267. 11. Wagner H. und R. Seidel: Dokumentation 11 (1964) 164. 1Aus Anlaß des 20jährigen Bestehens des Forschungsinstitutes für Balneologie und Kurortwissenschaft Bad Elster

Keyword(s): Balneologie Kurortwissenschaft Kur- und Bäderwesen


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