Fehlerquellen bei Kurerfolgsbeurteilungen mittels Arbeitsausfallzeiten wegen Krankheit |
Journal/Book: Zschr. Physiother. Jg. 29 (1977) 313-338. 1977;
Abstract: Aus dem Forschungsinstitut für Balneologie und Kurortwissenschaft Bad Elster (Direktor: OMR Prof. Dr. med. habil. H. JORDAN) Zusammenfassung Veränderungen der Arbeitsausfallzeiten (AU-Zeiten) wegen Krankheit nach einem Kurheilverfahren wurden bei berufstätigen Kurpatienten mehrfach als Parameter für kurorttherapeutische Erfolge herangezogen. Die Brauchbarkeit dieser Methode wird an Hand eines Vergleiches mit einer Kontrollgruppe untersucht und die Ergebnisse werden unter Beachtung statistischer Grundregeln kritisch überprüft. Zunächst wird auf die Erfassung und die mathematisch-statistische Bearbeitung von AU-Zeiten eingegangen. Aussagefähige Vergleiche zwischen zwei Zeiträumen sind nur möglich wenn die AU-Zeiten nicht als Einzelfälle behandelt sondern wenn sie für begrenzte Zeiträume als Summenwerte für eine Person zusammengefaßt werden. Dabei müssen auch Nullwerte der AU-Zeiten in die Rechnung einbezogen werden. Beim Vergleich von Patientensummen zwischen zwei aufeinanderfolgenden Zeiträumen treten strukturelle Umschichtungen auf da sich beim überwiegenden Teil der Personen diese AU-Summenwerte im nachfolgenden Zeitraum verändern. An einem Kollektiv von 726 berufstätigen Frauen wird nachgewiesen daß diese Änderungen sich "ausgangswertabhängig" verhalten. Nach Nullwerten der AU-Zeit im vorangehenden Zeitraum folgen Erhöhungen der AU-Zeiten nach Werten von etwa drei Wochen-Dauer werden im Mittel gleiche Zeiten wieder vorgefunden nach höheren Werten werden mit zunehmender Höhe ansteigend durchweg Abnahmen der AU-Zeiten verzeichnet. Die Veränderungen dieser Patientensummenwerte der AU-Zeiten werden als "Epidemiologischer AU-Trend" bezeichnet. In einem Kollektiv wird die Summe aller Änderungen Null wenn der Krankenstand konstant bleibt. Dieselben Veränderungen werden auch bei den Frauen festgestellt die ein Heilverfahren durchführten wenn der zwölfmonatige Zeitraum vor der Kur mit einem gleichen Zeitraum nach der Kur verglichen wird. Bis auf zufällige Abweichungen sind keine Unterschiede gegenüber dem normalen "Epidemiologischen AU-Trend" der Kontrollgruppe zu erkennen. Die in fast allen Arbeiten immer wieder herausgestellte Verminderung der Gesamtsumme aller AU-Fälle erklärt sich zwanglos weil bei der Auswahl der Patienten zur Kur die AU-Zeit eines der Auswahlkriterien darstellt so daß unter den Kurpatienten mehr Personen mit höheren AU-Zeiten vorgefunden werden. Diese Patienten zeigen aber erhöhte Abnahmen der AU-Zeiten im nachfolgenden Zeitraum. Rückgänge von Summenwerten der AU-Zeiten bei Kurpatientenkollektiven müssen als statistische Effekte gedeutet werden die sich auf Grund des "Epidemiologischen AU-Trend" und eines "Selektionseffektes" automatisch einstellen. Bei gezielten Auswertungen nach speziellen Krankheiten und nach dem Lebensalter ergeben sich bei kritikloser Übernahme dieser Veränderungen Widersprüche zu den bisherigen Erfahrungen bei der Bewertung kurorttherapeutischer Maßnahmen. Auf Grund dieser statistischen Effekte worden Abnahmen vorgetäuscht die in keiner Weise zu einer Aussage über Kurerfolge berechtigen. Kureffektbeurteilungen am Ende der Kur widerlegen solche Ergebnisse. ___MH
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