Thermometrische und kalorimetrische Untersuchungen zur Kryotherapie |
Abstract: Aus dem Institut für medizinische Balneologie und Klimatologie der Universität München Vorstand: Prof. Dr. med. H. Drexel Inaugural - Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde in der Zahnheilkunde an der Ludwig Maximilians-Universität zu München vorgelegt von Franz Sedlmeier aus München 1977 Zusammenfassung 1. Zweck dieser Arbeit war es durch konsensuelle Temperatur- und Wärmestromdichtemessungen Anhaltspunkte über die wärmeentziehende Wirkung von vier verschiedenen Kälteapplikationsformen zu gewinnen. 2. Dazu wurden an neun Probanden insgesamt 51 Versuche mit der Cryogel-Kompresse dem Eisbeutel dem Eiswasserbad und der Eisabtupfung durchgeführt. Die Untersuchungen wurden am Unterarm mit einer Meßfolie vorgenommen die einen Temperatur- und einen Wärmestromdichtemesser enthält. Die Eichung dieser selbsthergestellten Meßfolie lieferte sehr gut reproduzierbare Ergebnisse. 3. Anhand von Beispielen der Verläufe von Temperatur und Wärmestromdichte konnte gezeigt werden daß bei Cryogel dem Eisbeutel und dem Eisbad ohne Bewegung eine Gefäßreaktion im Sinn der reaktiven Hyperämie eher die Ausnahme war; bei der Eisabtupfung konnte sie nicht beobachtet werden. Zumeist fielen die Funktionen streng monoton ab bis nach 10 bis 30 min je nach Behandlungsart ein stationärer Zustand erreicht war. 4. Bei der Eisabtupfung prüften wir in einer ersten Versuchsreihe die Wirkung von verschieden langen Zeiten des Eiskontaktes und der Zwischenzeit. Dabei zeigte sich daß der Wärmeverlust bei langer Zwischenzeit erwartungsgemäß deutlich größer ist als bei einem kürzeren Zeitraum zwischen den einzelnen Abtupfungen. In der zweiten Versuchsreihe führten wir eine dieser Abtupfungsarten an einem größeren Kollektiv durch um den Vergleich zu den anderen Applikationsformen zu ermöglichen. 5. Wir erkannten daß bei allen Abkühlungsarten die Dicke des subcutanen Gewebes den Verlust an Wärmeäquivalenten und (mit einer Ausnahme) auch das Ausmaß der Abkühlung an der Hautoberfläche beeinflußt. 6. Es hat sich bei unseren Messungen erwiesen daß die Abtupfung mit dem Eisstück neben der Behandlung mit Cryogel die intensivste und schnellste Abkühlung an der Hautoberfläche und zugleich den höchsten Wärmeverlust pro Flächeneinheit zur Folge hat. Beim Eisbeutel ist der anfängliche Kältereiz offensichtlich nicht stark genug um eine primäre Arteriolenkonstriktion zu bewirken. Deshalb resultiert hier bei relativ hoher Hauttemperatur ein Wärmestromintegral das den Wärmeverlust beim Eisbad ahne Bewegung sogar deutlich übertrifft. Bei den Versuchen mit dem Eiswasserbad kam es öfter zu nicht geplanten Bewegungen des Arms im Wasser. Dies beeinträchtigt die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse derart daß solche Versuche nicht zu einem direkten Vergleich herangezogen werden konnten. 7. Aufgrund dieser Beobachtungen bietet sich der Eisbeutel besonders für die antiphlogistische Therapie an während die Abtupftechnik und Cryogel sich mehr für die Krankengymnastik eignen wo es auf sehr rasche und intensive Abkühlung bei entsprechend großen Wärmeentzug ankommt. Das Eisbad hat wegen des Kälteschmerzes und der vergleichsweise geringeren Wirkung nur bei großflächigen Abkühlungen seine Berechtigung. 8. Diese Aussagen müssen mit der Einschränkung gemacht werden daß nur eine Körperstelle an einem relativ kleinen Kollektiv untersucht worden ist. ___MH
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