Die Analyse des Bewegungsablaufes als Grundlage einer differenzierten Krankengymnastik |
Journal/Book: Z. Physiother. Jg. 29 (1977) S. 381-385. 1977;
Abstract: Aus der Poliklinik für Physiotherapie (Komm. Direktor: Dr. E. CONRADI) des Bereiches Medizin (Charité) der Humboldt-Universität zu Berlin Verfolgt man die Entwicklung der Krankengymnastik in den letzten Jahren dann gewinnt man den Eindruck daß die ursprünglichen Anliegen der Bewegungsbehandlung nämlich Schule des Bewegens zu sein sehr zugunsten neuerer spezieller Gesichtspunkte zurückgetreten sind. In der Tat ist in der Praxis die gleichzeitige Verwirklichung von speziellen und allgemeinen Aspekten schwierig. Sie erfordert nicht nur den vollen Einsatz des Behandlers und stellt Anforderungen an sein pädagogisches Geschick sondern sie verlangt daß der Behandler über ein ungezwungenes "natürliches" Bewegungsverhalten verfügt mit dem er sich unbewußt auf den Kranken überträgt. Aus unserer Sicht ergibt sich eine Neuorientierung aus der Analyse der psychophysischen Prozesse im Ablauf von Bewegungen aus dem bewußten Selbsterlebnis beim Bewegen und auch aus der Aneignung eines differenzierten Beobachtungsvermögens für Bewegungsvorgänge. Wir verstehen unter Gymnastik die allseitige Schulung von Bewegung und Haltung des Körpers entsprechend seinen Anlagen und Möglichkeiten. Das Ziel ist die Entwicklung einer harmonischen und damit formvollendeten Bewegung. Daran läßt sich ableiten daß ein spezieller Gesichtspunkt wie etwa die Leistungsbezogenheit zwar Teil eines Gymnastikprogramms sein kann er sich aber immer zugunsten des gymnastischen Zieles der Entwicklung einer ausgeglichenen und ökonomische Bewegung unterordnen muß. Gymnastik ist vom Ansatz her dazu angetan den Ablauf von Bewegungen zu optimieren ohne daß dabei bestimmte Bewegungsfunktionen einseitig entwickelt werden oder der Zusammenhang zum übrigen Körper vernachlässigt wird. Gymnastik steht daher im gewissen Sinne im Gegensatz zum Sport und Athletentum. Auch für die Krankengymnastik gilt daß die Grundregeln der Körpererziehung das bestimmende Element sind und nicht zugunsten spezieller Belange zurücktreten können. Beides steht in einem dialektischen Zusammenhang. Im allgemeinen wird Bewegung als motorischer Vorgang nicht aber als Einheit psychischer und sensomotorischer Prozesse verstanden. Daraus resultiert daß die vorausgehenden psychischen Vorgänge nicht in den Lernprozeß einbezogen werden. Man muß bei der Herausbildung einer Bewegungsabsicht und deren Ausführung drei Phasen unterscheiden: die Phase der Zielkonzipierung der Bewegungsprogrammierung und der Bewegungsausführung [1 2 4 8 11.] ... ___MH
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