Die Balneotherapie der chronischen Pyelonephritis |
Journal/Book: Therapiewoche 22 35 2838 (1972). 1972;
Abstract: Aus den Städt. Kuranstalten des Stadtkrankenhauses (Chefarzt: Dr. W. Feiber) Bad Wildungen Die chronische Pyelonephritis ist nicht nur die häufigste Nierenerkrankung sie stellt auch seit Jahrzehnten eine der wichtigsten Indikationen für eine Heilkur in einem Nierenbad dar. Die Bedeutung dieser Krankheit besteht in ihrer ausgesprochenen Chronizität der Neigung zu Rezidiven und zu häufigen Komplikationen. Da sich oft schon in der frühen Kindheit und Jugend die Prognose der Pyelonephritis entscheidet sollte immer wieder auf die Früherkennung hingewiesen und die Bedeutung diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen hinsichtlich der Prognose herausgestellt werden. Bei der Diskussion der Frage welches therapeutische Vorgehen am besten geeignet sei die Vorhersage der chronischen Pyelonephritis besser zu gestalten wird leider auch heute noch wenig auf die Möglichkeiten einer Balneotherapie hingewiesen. Das Studium einschlägiger Literatur und entsprechender Kapitel der Fachbücher ergibt kaum Hinweise auf die in unseren Nierenheilbädern beobachteten therapeutischen Erfolge balneologisch-fachärztlicher Behandlung. Voraussetzung einer sinnvollen Diagnostik ist die Kenntnis der Pathogenese und der Infektionswege wobei die Aszension der häufigste Infektionsweg ist die bakterielle Infektion aber auch hämatogen erfolgen kann; dagegen ist die lymphogene Entstehung noch umstritten. Klinisch werden die beiden Grundformen der nichtobstruktiven primären Pyelonephritis und der obstruktiven sekundären Pyelonephritis unterschieden die beide auf eine bakterielle Infektion zurückzuführen sind. Die obstruktive Pyelonephritis bietet meist eine charakteristische Symptomatik; die Diagnose der nichtobstruktiven Pyelonephritis wird oft durch Symptomarmut erschwert. Voraussetzung einer wirksamen Therapie der Pyelonephritis ist daher die eingehende fachurologische Durchuntersuchung um durch chemische mikroskopische und bakteriologische Harndiagnostik blutserologische endovesikale röntgenologische und szintigraphische Untersuchungen die Art und den Sitz der Erreger sowie die anatomischen und funktionellen Verhältnisse der Nieren zu klären. Grundsätzlich muß jede chronische Harnwegsinfektion besonders auch im Kindesalter so lange als Pyelonephritis angesehen werden bis durch die eingehende Diagnostik diese häufige und oft verkannte heimückische Erkrankung ausgeschlossen werden kann. Da bei der obstruktiven Pyelonephritis Harnabflußstörungen morphologischer und funktioneller Art vorliegen müssen vor Beginn einer jeden Therapie Harnentleerungsstörungen mechanischer Art wie die Urolithiasis Stenosen Strikturen kongenitale Mißbildungen Tumoren der harnbereitenden und harnableitenden Organe Harnblasendivertikel Sphinktersklerosen Prostataadenome und Prostatakarzinome sowie Fremdkörper der Harnblase durch zystoskopische und röntgenologische Untersuchung - intravenöses oder infusionsurogramm und gegebenenfalls auch retrograde Pyelographie - festgestellt und behandelt werden. ... ___MH
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