Zur Epidemiologie der Koronarerkrankungen Ein Arbeitsprogramm |
Journal/Book: HIPPOKRATES 39. Jahrgang Heft 17 Seite 649-653 (1968). 1968;
Abstract: Die Zunahme der Sterbefälle an Erkrankungen der Arterien insbesondere der Koronararterien in den zivilisierten Ländern ist erschreckend. Mit über 50 % bilden sie die Spitze der Sterblichkeitsstatistik. In der Bundesrepublik gab es im Jahre 1949 14 148 tödliche Herzkranzgefäßleiden im Jahre 1963 bereits 63 938! (MENSEN). In 95 % aller Fälle ist eine Atherosklerose die Ursache des Herzinfarktes (GERTLER). Der Anteil der vor dem 65. Lebensjahr im arbeitsfähigen Alter Verstorbenen betrug bei Männern 45 % bei Frauen 25 %. Alle Berufsklassen sind davon betroffen. Auffällig ist eine relative und absolute Zunahme der Herzinfarkte unter 40 fahren. Bei 1500 Infarktpatienten eines süddeutschen LVA-Sanatoriums sank das Durchschnittsalter von 1962-1965 von 54 6 auf 50 8 Jahre. In einem Sanatorium der LVA Niedersachsen war 1958 jeder dreißigste 1965 dagegen jeder zehnte Herzinfarktpatient unter 40 Jahren. Der Anteil unter 40jähriger nahm in 10 Jahren im Infarktkrankengut sozialversicherter Rehabilitanden um mehr als das Sechsfache zu. Die Herzsterblichkeit der Älteren von heute wird demnach die der jüngeren von morgen sein (MENSEN). Bei diesen Zahlen ist besonders zu beachten daß das stetige Ansteigen der Morbidität und Mortalität trotz wesentlich verbesserter Behandlungsmethoden erfolgt! Epidemiologische Betrachtungsweise Offenbar ist es nicht möglich durch Verbesserung der Behandlungsmethoden dem ständigen Ansteigen der Gefäßerkrankungen Einhalt zu gebieten. In neuerer Zeit gewinnt daher die epidemiologische Betrachtungsweise immer mehr Bedeutung. Die Epidemiologie befaßt sich mit den Umständen unter denen Krankheiten auftreten sich ausbreiten und fortsetzen. Heute sind die Einflüsse der Sozietät die Wirkungen der Gesellschaftsstruktur auf das Individuum von besonderer Bedeutung. Arbeits- und Eßgewohnheiten ja der ganze Lebensrhythmus der Menschen ist weitgehend von Gruppenkonventionen abhängig. Was die Seuche Pest für das Mittelalter ist die Seuche Herzinfarkt für unser Zeitalter. GOLENHOFEN sagt mit Recht: "Mit dem Wandel unserer Lebensordnung in der technisierten Welt sind uns die großen Seuchen genommen aber auch die zur Gesundheit notwendigen Reize sind uns nicht mehr zwanghaft auferlegt. Je mehr wir in diesem Wandel an Freizeit gewinnen desto mehr wird Gesundheit zu einer freiwilligen Leistung zur persönlichen Aufgabe." Für die Erforschung der Gefäßkrankheiten aus dieser Sicht bieten sich in erster Linie zwei Möglichkeiten an. ... ___MH
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