Dr. phil. nat. Hellmut Reifferscheid zum Gedächtnis |
Journal/Book: Z. angew. Bäder- u. Klimaheilk. 15: 491-492 (1968). 1968;
Abstract: W. Amelung Königstein/Ts. Die Medizin-meteorologische Forschung und auch die Kurortwissenschaft trauern um einen ihrer begabtesten und erfahrensten Mitarbeiter. Dr. R e i f f e r s c h e i d verstarb am 28. 7. 1968 bei einer Dienstfahrt zur kurortklimatischen Geländebesichtigung an den Folgen eines Verkehrsunfalles. Der Verstorbene aus einer angesehenen Gelehrtenfamilie stammend - sein Vater war Ordinarius für Gynäkologie in Göttingen - wurde am 28. 11. 1914 geboren. Er studierte an der T. H. Darmstadt und dann an der Universität Frankfurt Geophysik Meteorologie und Biophysik. Seine Lehrer waren der überragende Biophysiker Boris R a j e w s k y und vor allem Franz L i n k e Ordinarius für Geophysik und Meteorologie an der Universität Frankfurt der auch sein Doktorvater wurde. Unter dem Einfluß dieses vielseitigen großen Gelehrten galt Dr. R.'s Hauptinteresse seit seinem Studium den Einwirkungen exakt analysierter Umwelteinflüsse auf den Menschen. Im Rahmen seiner meteorologischen praktischen und wissenschaftlichen Tätigkeit war er während des Krieges bei der Marine tätig anschließend wissenschaftlicher Mitarbeiter der meteorologischen Universitäts-Institute Frankfurt und Darmstadt beratender Biometeorologe am Institut für medizinische Arbeitsforschung München und zuletzt Regierungs- und Oberregierungsrat im Deutschen Wetterdienst. Hier wirkte R. zunächst als Sachbearbeiter für Radioaktivität und dann zuletzt an der Medizin-Meteorologischen Forschungsstelle Tübingen. Eine besondere Tragik ist es daß Dr. R. verstarb nachdem er soeben als Dienststellenleiter der letztgenannten Forschungsstelle als Nachfolger von Karl D a u b e r t der sich in vorbildlicher Weise um die Erforschung der Kurorte und meteoropathologischen Probleme verdient gemacht hat ernannt war. 30 wissenschaftliche Arbeiten des Forschers zeigen die Vielseitigkeit der Fragestellung seine bis ins kleinste Detail gehende Sorgfalt im Experiment und die kritische Auswirkung der Ergebnisse. Für das 1962 im Verlag F. K. Schattauer erschienene Handbuch der Bäder- und Klimaheilkunde von W. Amelung und A. Evers schrieb er den Abschnitt "Das atmosphärische Aerosol": "Luftchemischer Wirkungskomplex" wissenschaftlich exakt dabei für den Mediziner verständlich und Bezug nehmend auf den Menschen. Das Hauptforschungsgebiet von Dr. R. war während der letzten Jahre neben allgemeinen meteorologischen und medizinmeteorologischen Fragestellungen das Studium des Keimgehaltes der Luft untersucht mit dem von ihm entwickelten biologischen Konimeter. Es wurde dabei u. a. festgestellt daß der Keimgehalt in den meisten Monaten in den Luftmassen tropischen Ursprungs erheblich größer ist als in denjenigen quasi-polarer Herkunft in Übereinstimmung mit dem Jahresgong. In der kalten Jahreszeit sind die Keimzahlen im Innern von Gebäuden größer als in der Freiluft in der sommerlichen Jahreszeit ist es umgekehrt. Es war immer eine Freude mit Hellmut Reifferscheid zusammenzutreffen und mit ihm zu arbeiten. Seine liebenswürdige und charmante Beredsamkeit und die Lauterkeit seines Wesens wirkten überzeugend. Er liebte das Leben und die Menschen. Wir trauern um ihn. ___MH
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