Wundheilung bei Pflanzen II. Gibt es Wundhormone? |
Journal/Book: Umschau 1965 Heft 8. 1965;
Abstract: Von Dr. H. Lange und Priv.-Doz. Dr. G. Rosenstock Botanisches Institut der Universität Frankfurt am Main In Heft 7 der Umschau wurde in einem 1. Beitrag gezeigt daß die nach Verletzung einsetzenden Wiederherstellungsvorgänge primär auf eine physiologische Verjüngung wandnaher Zellen zurückzuführen sind. Dieser Prozeß hat als allgemein bedeutsames biologisches Problem schon zahlreiche Forscher veranlaßt sich mit den Ursachen der traumatischen Zellteilungsauslösung besonders bei der Wundkorkbildung zu befassen. Die Richtigkeit der gegenwärtigen Lehrmeinung hierzu ist durch jüngste Arbeiten in Frage gestellt worden. Seitdem Frank (1880) einen durch die Verwundung ausgelösten "Wundreiz" dessen Wesen ihm aber völlig unbekannt blieb für die traumatische Zellteilungsauslösung verantwortlich gemacht hat sind zahlreiche teils rein theoretisch abgeleitete teils experimentell belegte Vorstellungen über die Natur dieses Wundreizes entwickelt worden. Von ihnen haben aus der heutigen Sicht zwei Anschauungen Bedeutung gewonnen die ihren Niederschlag in einer "Plasmatheorie" und einer "Wundhormontheorie" gefunden haben. Beide Vorstellungen basieren auf Arbeiten die in die Jahre 1915 bis 1930 zurückreichen. Die "Plasmatheorie" der Zellteilungsauslösung Die Vertreter dieser Theorie sehen es als wesentlich an daß durch die Verwundung die lebende Zellsubstanz das P r o t o p l a s m a der wundnahen intakt gebliebenen und später mit Teilung reagierenden Zellen eine Z u s t a n d s ä n d e r u n g erfährt. Pearsali und Priestley (1924) gehen davon aus daß das Plasma teilungsfähiger embryonaler Gewebe (Meristeme) relativ w a s s e r a r m sein muß um einen synthetischen Stoffwechsel zu begünstigen. Nach Meinung dieser Autoren bedingt die Verwundung Veränderungen der Wasserstoffionenkonzentration im Gewebe. Dadurch soll der "isoelektrische Punkt" wichtiger Plasmaeiweiße erreicht werden der innerhalb eines kolloidalen Systems den Zustand minimaler Quellbarkeit kennzeichnet. Das Plasma dieser Zellen soll dann in bestimmtem Maße Wasser abgeben und auf diese Weise der Anstoß für den Ablauf der Zellteilungsprozesse erfolgen. Praktisch in die gleiche Richtung gehen die Vorstellungen von Heilbrunn und seiner Schule. Im Rahmen vieljähriger tierphysiologischer Versuche wurden die physiologischen und kolloidchemischen Bedingungen studiert die einer Zellteilung vorausgehen. Als Indikator für den Zustand des Protoplasmas diente der Viskositätsgrad der lebenden Substanz. Es wurde festgestellt daß stets solche Einflußfaktoren eine Teilung von unbefruchteten Eizellen mariner Organismen hervorrufen die das P l a s m a zähflüssiger machen also seine E n t q u e l l u n g bewirken. Teilungshemmend dagegen wirken solche Einflußfaktoren die eine Viskositätserhöhung des Protoplasmas verhindern d. h. die Viskosität erniedrigen. Heilbrunn charakterisiert auch die Wirkungsweise einiger carcinogener und anticarcinogener Substanzen so daß erstere den Kolloidzustand des Plasmas stärker in Richtung zum Gelzustand letztere zum Solzustand verschieben. ... ___MH
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