Fragekasten - Frage 65: Bestimmte Wetterlagen ..... |
Journal/Book: Münch. Med. Wschr. 41 (1965) S.2035. 1965;
Abstract: Facharzt für Innere Medizin Technischer Überwachungsverein München Frage 65: Bestimmte Wetterlagen vor allem der in München im Frühjahr und Herbst auftretende Föhn führen bei wetterfühligen Personen zu behandlungsbedürftiger Unruhe und gereizter Stimmung häufig mit gleichzeitiger rascher Ermüdbarkeit. Zumeist wird sedative Therapie empfohlen; sie vermindert zweifellos die Gereiztheit und die Unruhe des Betroffenen läßt aber die Müdigkeit oft desto stärker hervortreten. Soll man deshalb (insbesondere im Hinblick auf den modernen Straßenverkehr) auf Sedativa eher verzichten? Antwort: Hierzu kann eine interessante Beobachtung mitgeteilt werden die gewissermaßen als Nebenbefund im Rahmen einer Testreihe gemacht wurde: In München und im Alpenvorland herrschte im November 1963 eine extrem starke Föhnlage. Fast alle Patienten die während dieser Zeit unsere betriebsärztliche Sprechstunde aufsuchten klagten über Beschwerden die mit diesem Wettergeschehen durchaus in Beziehung zu bringen waren. Eine Ausnahme bildeten lediglich 22 Studenten denen im Rahmen der o. a. pharmako-psychologischen Testreihe unter den Bedingungen eines Doppel-Blind-Versuchs der Tranquillizer Tonoquil verabreicht wurde. Diese Studenten waren in zwei Gruppen eingeteilt wobei das Prüfmedikament und das Plazebo alternierend bei beiden Gruppen gegeben wurden. Während nun die mit Placebo behandelte Gruppe über starke Nebenerscheinungen wie Müdigkeit Appetitlosigkeit Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen klagte also typische Föhnbeschwerden gaben die mit Tonoquil behandelten Studenten an daß sie in auffällig geringerem Grade als sonst oder überhaupt nicht unter Föhnbeschwerden litten. Die Plazebo-Gruppe zeigte also häufiger oder stärkere Föhnbeschwerden als die mit Tonoquil behandelte Gruppe. Bemerkenswert war hierbei daß die allgemeinen vegetativen Reizerscheinungen und die psychische Unruhe bei der Tonoquil-Gruppe deutlich gebessert waren ohne daß sich gleichzeitig verstärkte Müdigkeitserscheinungen bemerkbar machten. Vielleicht ist diese besondere Wirkung darauf zurückzuführen daß das Medikament nicht nur einen sympathikolytischen Wirkstoff (Thiopropazat) sondern auch einen parasympathikolytischen und zentral stimulierenden Wirkstoff (Chlorphencyclan) enthält so daß sich ein vegetativer Ausgleich herstellen kann. So hätte ich zumindest gegen die Verabreichung dieses Medikaments keine Bedenken.
Keyword(s): Wetterempfindlichkeit Föhn
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