Experimentelle Untersuchungen zum Studium von Therapieeffekten bei sog. "kombinierter Balneotherapie" 4. Mitt.: Vergleichende Untersuchung von Dauerbehandlungseffekten mit Pholedrin und Neoeserin |
Journal/Book: Fund. baln.-bioclim. 4: 377-380 (1964). 1964;
Abstract: Institut für Kur- und Bäderwesen und für Physikalische Therapie Bad Elster (Direktor: Dr. med. habil. Jordan) Im Gegensatz zu den bisherigen Mitteilungen die die Änderung eines akut gesetzten Medikamenteneffektes gegen die Wirkung einer Bäderkurbehandlung methodisch abzuschätzen hatten sollte nun versucht werden die Wirksamkeit der zwei bisher im eben genannten Sinne geprüften vegetativ angreifenden Medikamente im Kurverlauf selbst zu bestimmen. Methodisch ließen wir 3 Testreihen laufen: Von 68 Kurpatienten mit vorwiegend funktionellen kardiovaskulären Störungen ohne organische Herzkrankheiten oder Dekompensationen die eine Bäderkur (je 2 Mineral- und anschließend 9 CO2-Bäder über insgesamt 28 Behandlungstage) durchführten erhielten: 1. 25 zusätzlich eine Medikation von 4mal täglich 20 Tropfen Pholedrin (1-p-oxyphenyl-2-methylaminopropan); = Gruppe A; 2. 18 je 3mal täglich 0 004 g Neoeserin (Trimethyl-(3-dimethylcarbamidsäurephenylester-) ammoniumbromid oral (Gruppe B) und 3. 25 Probanden keine zusätzliche Behandlung. (Gruppe C.) Bei allen Versuchspersonen wurde der Blutdruck am Anfang und Ende der Kur gemessen und ferner zu Beginn jeder Kurwoche eine Analyse nach B l u m b e r g e r und H o l l d a c k angefertigt aus der folgende hämodynamischen Größen errechnet wurden: Herzfrequenz (Fr) Systolendauer (SD) QT-Dauer frequenzreduziert (rQT) Druckumformungszeit (UFZ) Druckanstiegszeit (DAZ) Anspannungszeit (ASZ) Austreibungszeit (ATZ) Verzögerungszeit (VZ) Die Ergebnisse wurden statistisch (Varianzanalyse - t-Test) berechnet und als signifikant unterhalb einer Überschreitungswahrscheinlichkeit von p = 0 05 anerkannt. Ergebnisse Tab. 1 zeigt in übersichtlicher Form die errechneten Signifikanzen: ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Gruppe Fr SD ATZ ASZ UFZ DAZ VZ Ps Pd rQT ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- A +++ +++ Ø + + +++ (+) Ø Ø + B Ø Ø Ø Ø Ø Ø Ø + + + C ++ Ø Ø Ø Ø Ø Ø Ø Ø Ø -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Signatur: Ø: p> 0 05 +: p<0 05> 0 01 ++ : p<0 01> 0 001 +++ : p<0 001. Die Gruppe A zeigt gegenüber den anderen beiden Gruppen einige Auffälligkeiten. So ist unter Pholedrin der Anstieg der Fr bereits beim zweiten Meßtermin auffällig und erreicht gegen Gruppe B und C überhaupt den Höchstwert (von 68 6 auf 75 2/min). Gleichzeitig verkürzen sich die ASZ (zusammen mit der DAZ weniger stark auch der UFZ) und die SD. In den beiden anderen Gruppen wird die Hämodynamik nicht beeinflußt. Die Fr-Zunahme der Gruppe C - ohne Medikamente - geschieht in der 3. resp. 4. Kurwoche. Die rQT-Dauer nimmt sowohl unter Pholedrin als auch unter Neoeserin zu hier mit und da ohne Frequenzänderung; zeigt jedoch in der Gruppe C trotz Fr-Steigerung keine gerichtete Änderung. Besprechung der Ergebnisse Unter Kurbedingungen kommt es gewöhnlich zu einer bradykarden Tendenz mit Umschlagspunkt zu Beginn der 4. Kurwoche [s. Mitteilung 1 2 und 3 in dieser Zeitschrift sowie (3)]. Auffallend ist wie deutlich Pholedrin diese Tendenz durchbricht. Der im Leerversuch (Gruppe C) in der 3. und 4. Kurwoche erfolgende Fr-Umschlag wird durch Neoeserin verdeckt das mithin also - entsprechend früher von unserem Arbeitskreis entwickelten Vorstellungen [Literatur s. bei (4)] - folgerichtig den histiotropen Kureffekt bestärkt. Der ergotrope Charakter des Pholedrins [Lit. s. hierzu (5)] zeigt sich auch in der Verkürzung der Systolendauer der ASZ und der DAZ. Die von uns früher (3) und in allen hierhergehörigen Versuchsreihen nachgewiesene Verlängerung der ASZ tritt aber in den Kontrollgruppen S und C dieser Versuchsserie nicht zutage. Auch unter Strophanthin konnte (1. Mitteilung) seinerzeit kein verkürzender Effekt auf die ASZ konstatiert werden. Von hier aus muß zunächst die Möglichkeit gesehen werden die ASZ-verlängernde Wirkung der (CO2-Bade-)Kur abzufangen. Nennenswerte Änderungen des Blutdruckes kommen dabei offenbar nicht ins Spiel. Der Blutdruck wird überhaupt nur durch das Neoeserin deutlich gegen die "Nullserie" (C) gesenkt wie dies zu erwarten ist. Das Verhalten der rQT-Dauer ist uncharakteristisch. Wir sind in der 1. Mitteilung darauf etwas breiter eingegangen. Daß sie trotz Fr-Zunahme unter Pholedrin ansteigt ist nicht sicher einzuordnen; allerdings liegt sie in keinem Falle außerhalb der Normgrenzen die in L e p e s c h k i n s Tafel (6) frequenzkorreliert angegeben werden. Wir möchten aus diesen Untersuchungen folgern: 1. An geeigneten Patienten läßt sich durch tägliche Behandlung mit Pholedrin die an sich histiotrope Kreislaufbeeinflussung der Bäderkur verändern bzw. in eine gegensinnige ergotrope Charakteristik verwandeln die in einer Zunahme der Herzfrequenz und einer Verkürzung der Anspannungs- und Druckanstiegszeit des Herzens ohne wesentliche Änderung des Blutdruckes zu sehen ist. 2. Eine gleichsinnige zusätzliche Behandlung mit Neoeserin ergab bei einem ähnlichen Kollektiv nur eine stärkere Senkung des Blutdruckes ohne Änderung der Hämodynamik jedoch einem Hemmeffekt auf die im Zuge der Kurreaktion (3. und 4. Kurwoche) auftretende Herzfrequenzzunahme. Zusammenfassung An drei Vergleichskollektiven wird versucht den Einfluß einer zusätzlichen medikamentösen Behandlung mit Pholedrin (Gruppe A) Neoeserin (Gruppe B) zu einer CO2-Badekur gegen eine medikamentenfreie Gruppe (C) zu ermitteln. Pholedrin zeigt dabei signifikante Effekte auf die Herzfrequenz und die Anspannungszeit des Herzens Neoeserin solche im Sinne einer Blutdrucksenkung und Hemmung eines behandlungsreaktiven Frequenzanstieges der Bäderkur. Literatur 1. Blumberger K. J.: Die Untersuchung der Dynamik des Herzens beim Menschen. Ihre Anwendung als Herzleistungsprüfung. Erg inn. Med. 62. 424 (1942). 2. Holldack Kl.: Die Bedeutung der "Umformungs- und Druckanstiegszeit" für die Herzdynamik. Dtsch. Arch. klin. Med. 198 71 (1951). 3. Jordan H. H. Lachmann und H. Wagner: Kardiodynamische Effekte bei CO2-Bäderkuren. Z. angew. Bäder- und Klimaheilk. 7 525 (1960). 4. Jordan H. und H. Münch: Experimentelle Untersuchungen zum Studium von Therapieeffekten bei sog. "kombinierter Balneotherapie". Fund. baln.-bioclim. 2 93 (1962). 5. Jordan H. und D. Reinhold: Experimentelle Untersuchungen zum Studium von Therapieeffekten bei sog. "kombinierter Balneotherapie". Fund. baln.-bioclim. 2 85 (1962). 6. Lepeschkin E.: Das Elektrokardiogramm. Steinkopf Dresden u. Leipzig p. 121 1947. *Pholedrin-isis und Neoeserin-isis d. Fa. Isis-Chemie Zwickau (s. Mitt. 3 und 2). - 1. 2. und 3. Mitteilung siehe diese Zschr. I 303 II 85 II 93.
Keyword(s): Therapieeffekt medikamentöse Therapie Balneotherapie
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