Kreislaufregulation und Ernährung 4. Der Blutdruck im Rahmen der Kreislaufregulationen nach Nahrungsaufnahme |
Journal/Book: Zeitschrift für Kreislaufforschung Band 53 Heft 8 1964. 1964;
Abstract: Aus dem Max-Planck-Institut für Ernährungsphysiologie in Dortmund Zusammenfassung 1. In Fortführung früher mitgeteilter Untersuchungen mit Bestimmung von Herzschlagvolumen Herzminutenvolumen und Schlagfrequenz befaßt sich die vorliegende Mitteilung mit der Frage ob eine definierte Kost definierte Blutdruckveränderungen bewirkt. 2. Vier gesunde Versuchspersonen (Vp) erhielten sieben äquikalorische eiweiß- kohlenhydrat- oder fettreiche Versuchskostformen (VK) außerdem als besonders voluminöse praktisch unverdauliche VK ein Liter Agar-Agar-Pudding. Als Kontrolle dienten Nüchternversuche. Mit der üblichen Auskultationsmethode wurde vor dem Essen zweimal nach dem Essen innerhalb von vier Stunden 17mal der systolische und diastolische Blutdruck bestimmt. 3. Die verschiedenen VK lassen sich danach unterscheiden a) ob sie den Blutdruck überhaupt verändern b) wann ihre Wirkung eintritt und c) wie lange die Wirkung anhält. Unterscheidungen nach der Höhe der Veränderungen sind nicht möglich weil diese bei großer Streuung in einem kleinen Bereich ablaufen. 4. Vorübergehende Zunahmen des systolischen Blutdrucks wurden nur nach verdaulichen VK gefunden. Nach Glukose und Reis ist die vorübergehende Zunahme auf die erste halbe Stunde postcenal beschränkt; nach Fleisch besteht sie zwischen 40 und 75 min postcenal nach Quark zwischen 0 und 140 min postcenal. In jedem Fall folgt dann eine signifikante Verminderung des systolischen Blutdrucks. Keine wesentlichen Veränderungen des systolischen Blutdrucks findet man nach Agar-Agar Speck Butter Weißbrot und in den Nüchternversuchen. 5. Vorübergehende Verminderungen des diastolischen Blutdrucks wurden nur nach verdaulichen VK gefunden. Nach Quark Fleisch und Weißbrot ist die Verminderung auf die erste halbe Stunde postcenal beschränkt; nach Butter besteht sie zwischen 40 und 75 min postcenal nach Reis zwischen 75 und 140 min postcenal. Keine Veränderungen des diastolischen Blutdrucks findet man nach Agar-Agar Speck Glukose und in den Nüchternversuchen. 6. Die Veränderungen der Blutdruckamplituden nach den verschiedenen VK sind durchaus gleichartig. Unterscheidungen sind nur nach dem zeitlichen Verlauf nicht aber nach dem Ausmaß der Veränderungen möglich. Die postcenalen Veränderungen werden auf den "Normalverlauf" der Nüchternversuche bezogen. Im Nüchternversuch werden die höheren Blutdruckamplituden innerhalb von vier Stunden seltener die niedrigen (35 und 40 mm Hg) häufiger; zwischen 40 und 75 min postcenal beginnen die niedrigen Amplituden zu überwiegen. Der Zeitpunkt des Oberwiegens der niedrigen Amplituden charakterisiert die verschiedenen VK. Er liegt nach Weißbrot zwischen 90 und 140 min postcenal nach Glukose und Speck zwischen 160 und 220 min postcenal nach Reis Quark Butter und Fleisch später als 240 min postcenal. Nach Agar-Agar beginnt das Überwiegen der niedrigen Amplituden zwischen 0 und 30 min postcenal also früher als in den Nüchternversuchen. 7. Beim Vergleich der gemessenen Kreislaufgrößen zeigt sich daß dieselben VK blutdruckwirksam sind die auch auf Herzschlag- Herzminutenvolumen und Schlagfrequenz einen steigernden Einfluß haben: Quark Reis Butter und Fleisch. Speck und Agar-Agar sind auf Blutdruck Schlag- und Minutenvolumen und auf Schlagfrequenz weitgehend unwirksam. 8. Größte Wirkungen auf Blutdruck Schlag- und Minutenvolumen und Schlagfrequenz können von VK aus allen drei Nährstoffgruppen - Fett Eiweiß Kohlenhydrat - erreicht werden. VK aus ein und derselben Nährstoffgruppe können maximale wie minimale Wirkungen auf die genannten Kreislaufgrößen haben. 9. Über die Ursachen der postcenalen Kreislaufveränderungen sind folgende Angaben möglich: Die Kausalfaktoren sind in den VK enthalten oder mit ihnen gegeben. Der Kaloriengehalt der Speisen ist im hier gegebenen Rahmen (bis 400 Kalorien) bedeutungslos. Verdaulichkeit und Resorbierbarkeit ist Conditio sine qua non. Wasserresorption großes Gewicht und großes Volumen der Nahrung scheinen keinen Einfluß zu haben. Die Kreislaufwirksamkeit einer Kost ist nicht an die Fett-Eiweiß-Kohlenhydrat-Strukturen geknüpft. 10. In weiteren Untersuchungen soll durch systematische Variation der VK eine weitere Einengung der Kausalfaktoren angestrebt werden. ___MH
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