Die balneologische Behandlung der gynäkologischen Erkrankungen1)

Journal/Book: Wiener Med Wschr 113. Jahrg. 1963 Nr. 17/18 (S. 343-346). 1963;

Abstract: Aus der II. Universitäts-Frauenklinik Wien (Supplierender Leiter: Doz. Dr. H. Braitenberg) 1) Vorgetragen am Symposium in der Sonderheilanstalt der Pensionsversicherungsanstalt der Angestellten in Bad Tatzmannsdorf am 15. Und 16. Dezember 1961. Fast schien es daß die neuzeitlichen physikalischen Heilmethoden wie Diathermie und Kurzwellen die eine exakt lokalisierbare Wärmeerzeugung in tiefgelegenen Gewebsschichten ermöglichen daß die Errungenschaften der analytischen und synthetischen Chemie die nicht nur immer neue brauchbare Heilmittel herausbringt sondern auch die wirksamen Substanzen aus Pflanzen Steinen und Wässern isoliert darzustellen vermag vor allem aber auch daß im Zeitalter der Hormone die gynäkologische Balneotherapie mit ihrem geld- und zeitraubenden Verfahren weitgehend überflüssig geworden ist. Die Erfahrung hat gezeigt daß die einseitigen physikalischen Heilmethoden sehr oft nicht zum erwünschten therapeutischen Ziele führen zumindestens in ihrer Wirksamkeit der balneologischen Behandlung unterlegen sind. Es zeigte sich auch daß trotz der vielen Möglichkeiten einer wirksamen Hormontherapie diese nicht imstande war die Balneotherapie zu verdrängen da die Hormontherapie nicht immer den Erwartungen entsprach und die Balneotherapie bei einzelnen genitalen Störungen sich sogar überlegen und erfolgreicher zeigte oder zumindestens eine sehr wirksame Ergänzung der Hormontherapie darstellt. Die neueren Erkenntnisse über die Zusammenhänge zwischen dem inkretorischen Geschehen und dem neurovegetativen Funktionsablauf haben das Versagen der alleinigen Hormonbehandlung bei manchen Formen von Dyshormonosen verständlich gemacht und können den balneologischen Behandlungserfolg erklären. Durch die Einbeziehung der neurovegetativen Erkrankungen des kleinen Beckens die in den letzten Jahren vor allem auf Grund der neuzeitigen soziologischen Belastungen der Frauen enorm angestiegen sind in die balneologische Therapie hat diese eine zusätzliche Bedeutung gewonnen. Die Renaissance der Balneotherapie hat die wissenschaftliche Ergründung der biologischen Wirkungsweise der Bademedien außerordentlich befruchtet. Im Gegensatz zur Heilquellenkunde ist die balneologisch ausgerichtete Untersuchung der Peloide in physikalischer und chemischer Hinsicht ein verhältnismäßig junges Fach. Durch die Zusammenarbeit nicht nur der verschiedenen Disziplinen der Heilkunde sondern vor allem auch dieser mit einer großen Reihe naturwissenschaftlicher Fachrichtungen sind bereits zahlreiche Erkenntnisse gewonnen worden. ... ___MH

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