Biotrope Wetterwirkung auf den Organismus |
Journal/Book: Sonderdruck DEUTSCHES MEDIZINISCHES JOURNAL 12. Jahrgang Berlin 20. Januar 1961 Heft 2. 1961;
Abstract: Aus der Rheumaklinik und dem Institut für physikalische Therapie der Universität Zürich (Direktion: Prof. Dr. A. B ö n i) Das Problem "Wetter - Mensch" ist sehr alt. Schon vor mehr als tausend Jahren wurde in der Lex Frisonium einer Rechtsschrift aus dem 9. Jahrhundert niedergelegt daß eine in einer Rauferei erhaltene Wunde mit einer höheren Buße belegt wird wenn sie eine wetterempfindliche Narbe hinterläßt. Es sind aber nicht nur Narbenschmerzen die an bestimmten Tagen verstärkt auftreten. Schon seit langem fiel den Ärzten auf daß der Ausbruch gewisser Krankheiten die Zahl von Todesfällen die Gelenkschmerzen von Rheumatikern usw. an gewissen Daten in auffallender Weise gehäuft zu beobachten sind. Da wir an unserem Wohnort alle in gleicher Weise den dort herrschenden meteorologischen Bedingungen unterworfen sind und uns diesen nicht entziehen können so ist es naheliegend das Wettergeschehen als auslösenden Faktor dafür verantwortlich zu machen mit anderen Worten dem Wetter eine biotrope Wirkung zuzuschreiben. Früher wurden solche wetterbedingte Einflüsse auf das Befinden und den Krankheitszustand des Menschen nicht allgemein anerkannt ja von der Mehrzahl der Ärzte und Biologen abgelehnt oder zumindest nicht als erwiesen angesehen. Es war dies verständlich da viele der bis zu Beginn der dreißiger Jahre durchgeführten biometeorologischen Untersuchungen keine statistische Auswertung enthielten und deshalb einer wissenschaftlichen Kritik nicht standzuhalten vermochten. Heute besteht jedoch kein Zweifel mehr an der Wirksamkeit biotroper Wetterfaktoren wie an Hand einiger statistisch sicher belegter Beispiele gezeigt werden soll. Als biotrope Faktoren bzw. biotrope Indikatoren stehen heute die sogenannten Infralangwellen im Zentrum des Interesses. Es sind dies elektromagnetische Wellen von etwa 10 bis 100 km Länge die an Fronten und Gewittern und bei anderen Luftmassenbewegungen gehäuft entstehen. Ganz allgemein ist zu sagen daß stabile ruhige Wetterlagen keine biotrope Eigenschaften aufweisen während gestörtes Wetter also Situationen mit raschem Luftmassenwechsel und den damit zusammenhängenden Folgen wie Änderung des Luftdruckes der Temperatur der luftelektrischen Verhältnisse mit Niederschlag labilem Aufgleiten turbulentem vertikalem Luftaustausch usw. ausgesprochen biotrop wirksam sind. Es scheint daß die biotropen Wetterfaktoren primär auf das vegetative Nervensystem einwirken wobei je nach der tonischen Ausgangslage des Individuums entweder der Sympathikus oder aber der Parasympathikus stärker angeregt werden kann. ... ___MH
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