Die balneologische und physikalische Therapie der Kinderlähmung*) |
Journal/Book: ÄM Nr. 11 / 18.3.1961. 1961;
Abstract: Aus dem Staatl. Rheumakrankenhaus "Katharinenstift" Wildbad/Schw. Chefarzt Dr. med. P. Christoffel *) In Anlehnung an einen bei einer ärztlichen Fortbildungstagung der Med. Universitätsklinik Freiburg i. Br. vom 29. bis 31. 10. 1960 gehaltenen Vortrag Die Poliomyelitis gehört zu den schwersten Erkrankungen die wir überhaupt kennen. Hat der Patient die akute Erkrankung überstanden so sind die Folgen der Erkrankung so schwerwiegend daß ein großer Prozentsatz der Befallenen Jahre darunter zu leiden hat. Für das weitere Leben und für die Berufstätigkeit ist aber eine möglichst weitgehende Behebung der verbliebenen Lähmungen außerordentlich wichtig. Die bisher erfolgreichste Methode in der Behandlung poliomyelitischer Lähmungen ist zweifellos die Therapie mit balneologischen und physikalischen Maßnahmen. So ist es auch der Sinn der nachstehenden Ausführungen einen kurzen Überblick über diese Möglichkeiten zu geben. Die Erfolgsaussichten sind naturgemäß dann am größten wenn der Patient möglichst bald nach Überstehen der akuten Krankheitsphase einer entsprechenden Behandlung zugeführt werden kann. Es ist absolut unberechtigt die eingetretene Lähmung bei einer solchen Erkrankung grundsätzlich als nicht rückbildungsfähig aufzufassen und den Patienten als Pflegefall abzutun. Gerade diese Meinung wird aber auch in ärztlichen Kreisen häufig vertreten. Insbesondere dann wenn das Krankheitsgeschehen mehr als 2 Jahre zurückliegt. Selbstverständlich ist eine Lähmung nach einer gewissen Frist nicht mehr rückbildungsfähig aber wir wissen bis heute nicht genau wie lange das Reparationsstadium der Kinderlähmung überhaupt dauert und stellen zudem bei unseren Patienten immer wieder fest daß es sich oft gar nicht um echte Lähmungen handelt sondern daß ein Großteil der Muskelpartien nur eine Inaktivitätsatrophie aufweist da sie durch eine Lähmung der Nachbarmuskeln ebenfalls nicht bewegt worden sind. Ein Urteil über die Übungsfähigkeit eines Muskels darf aber erst abgegeben weiden wenn eine elektrische Funktionsprüfung der einzelnen Partien vorausgegangen ist. Die Schwierigkeiten einer solchen Behandlung lassen sich am besten deutlich machen wenn man sich die Ausgangslage des Patienten vorstellt. Der Patient der zur Nachbehandlung aufgenommen wird ist in vieler Hinsicht geschädigt. Es handelt sich ja bei ihm nicht nur darum daß die Poliomyelitis verschiedenste Extremitäten oder Stammuskelpartien gelähmt hat sondern als Folge der Lähmungserscheinung kommt es fast immer zu einer Gefäßschädigung und zu einer Minderdurchblutung des an sich schon veränderten Gewebes. ... ___MH
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