Hydrotherapie peripherer arterieller Durchblutungsstörungen |
Journal/Book: Der Internist 2. Jahrgang 12. Heft Dezember 1961 S. 711-716. 1961;
Abstract: Aus der Inneren Abteilung des Karolinenhospitals Neheim-Hüsten (Chefarzt: Dr. W. BRÜGGEMANN) Hydrotherapeutische Maßnahmen gewinnen bei peripheren Durchblutungsstörungen immer mehr an Interesse nachdem sich die perorale intramuskuläre oder intravenöse Verabreichung gefäßerweiternder Medikamente als fragwürdig erwiesen hat. So konnte HESS nachweisen daß es nach Verabfolgung derartiger Medikamente in der erkrankten Extremität häufig zu einer Verschlechterung anstatt einer Verbesserung der Durchblutung kam. Unter der Allgemeinwirkung von Gefäßdilatatoren erniedrigen in vielen Fällen gesunde Gefäßgebiete ihren Strömungswiderstand stärker als die kranken Abschnitte. Das Blut strömt daher unnötigerweise vermehrt in weite gesunde Gefäßgebiete auf Kosten der erkrankten Extremität. Außerdem besteht infolge Senkung des Blutdruckes die Gefahr einer Verminderung des Minutenvolumens was ebenfalls eine schlechte Durchblutung hervorruft. Nur bei intraarterieller Injektion ist eine Wirkung zu erwarten. Kombination mit Bewegungstherapie Durch die Hydrotherapie die ja an der Peripherie angreift gelingt es häufig die Durchblutung anzuregen und den Krankheitszustand subjektiv und objektiv zu bessern. Wichtig ist dabei daß man sich mit diesen Maßnahmen dem jeweiligen Funktionszustand des Kreislaufes anpaßt und daß eine Kombination mit einer Bewegungstherapie im Anschluß an hydrotherapeutische Reize vorgenommen wird. Besonders bei den obliterierenden Gefäßerkrankungen die eventuell schon zu einem Verschluß geführt haben ist eine aktive Bewegung unerläßlich um den Kollateralkreislauf in Gang zu bringen. Diese Forderungen werden in fast idealer Weise durch die Kneipp-Hydrotherapie erfüllt. Es gibt eine Vielzahl - von über 80 - verschiedenen Anwendungen die von kleinsten bis zu starken Reizen mit entsprechender Belastung des Kreislaufes reichen. Fest damit gekoppelt ist ein Bewegungstraining das in Geh- oder Laufübungen Gymnastik leichtem Sport oder auch Rollübungen nach RATSCHOW besteht. Vor Beginn einer derartigen Behandlung muß durch entsprechende Diagnostik geklärt werden ob sie in dem betreffenden Krankheitsstadium sinnvoll ist. Ein akutes Krankheitsbild könnte z. B. absolute Ruhe verlangen da bei sehr schweren Veränderungen mit Gangrän kostbare Zeit für einen chirurgischen Eingriff verlorengehen könnte. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich jedoch um mehr chronisch verlaufende Krankheitsbilder für die eine aktive Behandlung zur Besserung der Funktion wichtig ist. Durch die große Auswahl der Anwendungen hat man außerdem die Möglichkeit durch kleine Reize eine allzu große Belastung bei schweren Erkrankungen zu vermeiden und erst später mit zunehmender Besserung das Gefäßtraining zu vergrößern. Bezüglich der Erfolge muß man sich klar darüber sein daß eine Heilung "ad integrum" nur selten möglich ist. Bei obliterierenden Erkrankungen kann man die verschlossenen Gefäße nicht wieder durchgängig machen und bei den spastischen Störungen kann man die so häufige konstitutionelle Komponente nicht beseitigen. Es gelingt aber oft die Funktion zu bessern oder wenigstens zu erhalten. Damit ist bei der schlechten Prognose dieser Erkrankung schon viel erreicht. Außerdem kann die Hydrotherapie selbstverständlich mit anderen Behandlungsmethoden kombiniert werden. Ein Diabetes muß z. B. genügend Kohlenhydrate bekommen und entsprechend eingestellt werden. Eine Kombination mit Anticoagulantien erschien uns manchmal günstig. Fokalsanierung und sonstige Behandlung des jeweiligen Grundleidens ist zweckmäßig. ... ___MH
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