Die Balneotherapie der Leber- und Gallenerkrankungen*. |
Journal/Book: THERAPIE DER GEGENWART 97.Jahrgang Juli 1958 - Heft 7 / Seite 261. 1958;
Abstract: Aus dem Sanatorium Kuranstalt am Frauenberg Bad Mergentheim (Chefarzt: Dr. med. W o I f g a n g B o e c k e r) * Nach einem Vortrag gehalten auf dem Fortbildungskurs für Bäder- und Klimaheilkunde in Gießen am 17.3.1958. Auch heute noch muß die Balneologie als Musterbeispiel empirischer Erfahrung angesehen werden. Die wissenschaftliche Forschung hat der Empirie den Rang hier nur teilweise abgelaufen. Deshalb hat die Balneologie leider heute bei vielen Wissenschaftlern noch einen schwierigen Stand. Viele Kliniker sehen in der Heilwirkung der Bäder eine psychosomatische Einwirkung also einen suggestiven Einfluß. Dies ist in außereuropäischen Ländern besonders in den USA aber auch in England sehr stark ausgeprägt. Europa hat hier noch den niedrigsten ärztlichen Skeptizismusindex. Die Balneotherapie besitzt in der Behandlung der Lebererkrankungen ein relativ fest umrissenes Indikationsgebiet wenn auch den empirisch gesammelten Erfahrungen zunächst noch keine sehr große Zahl exakter physiologischer Untersuchungen als Beweis gegenübersteht. Von F r a n c e s c o R e d i dem toskanischen Hippokrates (1616-1698) der das Wasser des Tetuccio-Brunnens in Montecatini als wahres Gegengift bei Gelbsucht bezeichnete bis zu dem Zeitpunkt an dem der exakte Nachweis aller Wirkungsfaktoren gelungen ist müssen noch viel Kuren mit Erfolg durchgeführt werden. Man kann auch den Heilungsuchenden am Kurort die speziellen Kurmittel nicht vorenthalten um den klassischen Vergleich auf Grund von 2 Kollektiven zu bilden geschweige denn die einfache unwissenschaftliche Versuchsanordnung bis zum doppelten Blindversuch durchführen (M a r t i n i). Zum andern sind die Lebererkrankungen in ihrer Ätiologie und Verlaufsform so unterschiedlich daß statistisch gesicherte Vergleiche schlecht aufgestellt werden können. Wir erinnern nur an die Verschiedenartigkeit der Verlaufsformen einzelner Hepatitisepidemien an die therapeutisch günstige Prognose der Alkoholleberschäden und den Heilverlauf eines cholangitischen Leberschadens nach operativer Beseitigung der Abflußstörung. Auch ist es vielleicht möglich daß die cholostatische Hepatose und die Hepatitis mit cholostatischem Einschlag die bis jetzt eine schlechte Prognose zeigen (Kalk Lauda Fahrländer Kühn Müller Pfister Wildhirt zit. bei W i l d h i r t) auf eine rechtzeitige Balneotherapie günstig ansprechen. ___MH
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