WETTERFUEHLIGKEIT UND KLIMATHERAPIE

Journal/Book: INTERNATIONAL SOCIETY OF BIOCLIMATOLOGY AND BIOMETEOROLOGY First Bioclimatological Congress Vienna 23 - 27 September 1957 Human Bioclimatology (Section C 1) (General pathological bioclimatology). 1957;

Abstract: Prof. Dr. W. Amelung (Deutschland) Erst nach sorgfältiger Prüfung habe ich mich entschlossen den ehrenvollen Auftrag des Herrn Vorsitzenden zu übernehmen Ihnen heute über das uns alle interessierende Problem "Wetterfühligkeit und Klimatherapie" zu berichten. Nicht nur die Kürze der mir zur Verfügung stehenden Zeit sondern vor allem die Problematik des angeschnittenen Themas die Vielzahl der sich widersprechenden Ansichten ermöglichen mir es nicht einen auch zur annähernd erschöpfenden Ueberblick über die gegenwärtige Situation geben zu können. Der Referent muss vermeiden unverbindliche und nichtssagende Gemeinplätze vorzutragen. Ich möchte deshalb ganz nüchtern und sachlich aber doch voll Optimismus versuchen Ihnen die Frage zu beantworten: Wo stehen wir heute ? Was ist geblieben ? Das Vorgetragene wird vielfach subjektiv erscheinen. Es ist des Ergebnis einer rund 30 Jahre Beschäftigung mit allen Fragen der ärztlichen Bioklimatik und einer ebenso langen Beobachtung des eigenen Krankengutes. Die Angaben beziehen sich in erster Linie auf Erfahrungen im mitteleuropäischen Raum. Die Verknüpfung der Fragestellung Wetterfühligkeit und Behandlung unter klimatischen Einflüssen zeigt dass hier eine innige Verflechtung besteht. Wenn Wetter und Klima ungünstig auf das menschliche Befinden wirken können so ergibt sich daraus die selbstverständliche Folgerung dass auch dieselben Faktoren richtig dosiert günstig das menschliche Befinden beeinflussen werden. Vielfach wird versucht die Zusammenhänge zwischen der Auslösung natürlich nicht der Entstehung von Krankheiten durch pathogene Reaktionen im menschlichen Organismus und ihre Heilung durch Klima-Einwirkungen auf psychologische Faktoren zurückzuführen. Man weist darauf hin dass die scheinbar einwandfreie Statistik bisher den Zusammenhang zwischen Wetter und Krankheit nicht beweisen könne. Sollte man hier nicht einmal zum Vergleich die Situation der Pharmakologie heranziehen. Es macht schon nachdenklich dass seit 150 Jahren z.B. homöopathische Heilmittel wie viele Ärzte glauben mit bestem Erfolg angewandt werden. Ein statistischer Beweis für die Wirkung dieser Mittel konnte aber niemals erbracht werden. Die grossangelegten Placebo-Untersuchungen über die Einwirkung von Heilmitteln der doppelte Blindversuch lassen es nicht als abwegig erscheinen dass dieses und jenes Heilmittel ja bekannte und berühmte letzten Endes nur über die Psyche wirken wie hervorragende Autoren so JORES glauben die vielen Arzneien nur eine magische Heilwirkung zuschreiben. Kein Geringerer als der kürzlich verstorbene grosse deutsche Pharmakologe WOLFGANG HEUBNER war sich über die Schwierigkeit der Abgrenzung zwischen Nützlichkeit und Wirkungslosigkeit eines Arzneimittels bewusst. ... ___MH

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