Heutige Grundfragen der Elektromedizin und -therapie |
Journal/Book: MEDIZINISCHE KLINIK 50. Jahrgang Nr. 23 - Juni 1955 - S. 969-971. 1955;
Abstract: Von Prof. Dr. med. J. Grober Je weiter wir von der Makro= über die Mikro= zur Atomphysik fortschreiten um so fühlbarer wird auch und gerade dem Praktiker der sich mit der "alltäglichen" Elektrotherapie also mit der Galvanisation und Faradisation auch in ihren modernen Abarten beschäftigt die Erkenntnis daß wir uns für die naturwissenschaftliche Erklärung dessen was unter unseren Prozeduren im Gewebe vor sich geht immer noch an der äußersten Schale der Einsicht befinden. Das ist nicht nur vom wissenschaftlichen Standpunkt aus bedauerlich. Wir dürfen vielmehr erwarten daß bei größerer Klarheit über die biologischen Vorgänge unter der Wirkung der elektrotherapeutischen Manipulationen unsere Indikationen präziser und die Erfolge für die Kranken größer und besser werden. Niemand von uns bezweifelt die klinischen Erfolge der oben genannten Anwendungsarten des elektrischen Stromes. Aber in der Geschichte aller Arten der ärztlichen Therapie ereignet es sich immer wieder daß Absätze Stufen und Pausen in ihrer Entwicklung eintreten ja daß es zu einer Art von unberechtigter Genügsamkeit wohl auch zum Stillstand kommt. Die Elektrotherapie macht davon keine Ausnahme: Es sei an die negative Haltung erinnert die auch in der ersten Blüteperiode unseres Faches von den Franzosen und vor der Jahrhundertwende von Möbius in Leipzig zur Bewertung der physikalischen Therapie eingenommen wurde. Solch einen Stillstand in unseren physikalisch=biologischen Vorstellungen zu überwinden kann unserem praktischen Handeln nur zum Vorteil gereichen. Die klinische Beobachtung daß wir mit Hilfe des elektrischen Stromes z. B. bei Lähmungen und Atrophien der Muskulatur vortreffliche Erfolge durch die periphere Faradisation erreichen können ist durch eine ganze Anzahl von sorgfältigen Untersuchungen an experimentell erzeugten Lähmungen am Tier systematisch unterbaut worden. Wir haben keine Ursache auf diese Behandlungsmethode zu verzichten. Wir müssen uns aber im klaren darüber sein daß wir über das Geschehen im Gewebe und an wie in den Muskelzellen noch sehr wenig wissen wenn wir den faradischen Strom in der "alltäglichen" Art verwenden. Wohl haben uns die Arbeiten unserer großen Elektrophysiologen unter den deutschen besonders die von Pflüger Hering Hermann Biedermann und Schaefer über die Auswirkungen der faradischen Reizung und ihrer einzelnen Impulse auf das Muskelgewebe im ganzen weitgehend Aufschluß verschafft. ... ___MH
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