Zum Problem der bioklimatischen Kurortklassifikation |
Journal/Book: ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER PHYSIKALISCHEN THERAPIE Band I (1954). 1954;
Abstract: Aus dem Forschungsinstitut für Bioklimatologie des Meteorologischen und Hydrologischen Dienstes der DDR Berlin-Buch (Leiter: Dr. phil. E. Flach) Von Dr. phil. E. Flach In der Balneologie und technischen Behandlung der natürlichen Heilgüter der Erdrinde ist es schon seit Jahrhunderten das Bestreben der Ärzteschaft Quellen und Moore für Zwecke einer geordneten physiko-therapeutischen Anwendung systematischen und laufenden Kontrollen hinsichtlich ihrer chemischen und pharmakologischen Zusammensetzung sowie deren Veränderlichkeit zu unterziehen; insbesondere in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg wurde so im Verfolg dieser Bestrebungen eine Großzahl von Heilquellen und Heilmooren gründlichen fachmännischen Analysen unterworfen die als nützliche balneotherapeutische Unterlagen für die Bewertung von Kurmitteln und Kurerfolgen dienen. Die Forderung nach einer ebensolchen Überwachung der klimatischen Eigenschaften der Kur- und Badeorte besitzt hingegen nicht dieses Alter. Der Grund hierfür ist darin zu suchen daß bis noch vor wenigen Jahrzehnten Klima und Wetter in ihrer offensichtlichen Einflußnahme auf Soma und Psyche des Gesunden und Kranken nicht als wesentlich mitwirkende Bestandteile eines Kur- oder Erholungsaufenthaltes betrachtet wurden. "Verregnet" oder "besonnt" im Gebirge oder an der See nahm man sie in Kauf ihrer Unabänderlichkeit glaubte man ohnedies so und so nicht entgehen zu können. Mit dem Heranreifen der Früchte moderner biologisch-physiologischer Erkenntnisse und der Nutzung verfeinerter biophysikalischer und biochemischer Untersuchungsmethoden die sich auch auf balneologischem Gebiet auswirkten wurde es jedoch mehr und mehr offenbar daß bei Anwendung sowohl diagnostischer Test- und Reagenzmethoden wie auch therapeutischer Maßnahmen (insbesondere auch von Kurmitteln) Einflüsse des atmosphärischen Milieus vielen sonst als gültig angesehenen "Gesetzmäßigkeiten" zuwiderlaufende Abwandlungen verursachen. Hinzu kommt die gesicherte Erkenntnis daß fast zwei Dutzend verschiedener Krankheitserscheinungen darunter gerade auch solche die mit Hilfe der Balneologie beeinflußt werden können sich als "meteorotrop" (durch Wettervorgänge auslösbar) erwiesen haben. Diese Tatsachen hatten in den vergangenen Jahrzehnten zur Folge daß sich besonders die physikalisch-diätetische Therapie meteorobiologischen bzw. bioklimatologischen Gedankengängen vorzugsweise hingewandt fühlte. Denn die hauptsächlich physikalisch ausgerichtete Behandlungsweise setzt gegenüber der rein pharmazeutisch vorgehenden Therapie in vieler Hinsicht den Organismus durchgreifenderen Maßnahmen aus wobei vorübergehend die Regulationsmechanismen intensiv von ihrem normalen Verhalten abgerückt werden können (Badekuren sind reizstarke Kuren!). ... ___MH
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