Grundsätzliches zur Kurortforschung und Klimaheilkunde |
Journal/Book: Zschr. angew. Bäder-Klimahk. Nr. 3: 193-198 (1954). 1954;
Abstract: Prof. Dr. W A L T H E R A M E L U N G Königstein/Ts. Bäder- und Klimaheilkunde sind eng miteinander verbunden; kein Heilbad wird trotz der Gunst der mineralischen Zusammensetzung der Quellen hervorragender Badeeinrichtungen und bester ärztlicher Kunst sich auf die Dauer bewähren wenn in ihm eine "schlechte" Luft herrscht. So sind seit altersher die Heilbäder bemüht auch die Gunst ihres Klimas zu betonen und zu erforschen und ihre klimatischen Vorzüge zu schützen. Deshalb erscheinen diejenigen Heilbäder bevorzugt die in einer klimatisch günstigen Landschaft liegen. K l i m a t h e r a p i e bedeutet die Anwendung bestimmter klimatischer Einflüsse zu Heilzwecken. Es ist ein uraltes Erfahrungsgut daß das Klima eines Ortes für die Ausheilung bestimmter Krankheiten günstig ist während die klimatischen Gegebenheiten einer anderen Gegend zur gleichen Jahreszeit schädlich sein können. In der Antike wurde das Klima als Heilmittel besonders gegen Tuberkulose geschätzt. Die planmäßige wenn zunächst auch nur empirisch gesicherte Behandlung bestimmter Erkrankungen insbesondere der Lungentuberkulose beginnt aber erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Studiert man das ältere Schrifttum etwa das bekannte Lehrbuch der Balneotherapie von J. G l a x (1897) so ist man erstaunt über die damaligen großen Kenntnisse der praktischen Klimaheilkunde. Um die Jahrhundertwende waren zahlreiche Orte des Hoch- und Mittelgebirges aber auch die günstigen klimatischen Zonen der Niederung und an der Meeresküste als Klimakurorte bekannt und häufig aufgesucht. Aber in der klimatischen Behandlung sahen die Ärzte vor 50 Jahren auch vielfach auffallende Mißerfolge. Es sei nur an die häufige Verschlimmerung tuberkulöser Erkrankungen im Hochgebirge wie sie Thomas Mann im "Zauberberg" und das Sterben Tuberkulöser an der Riviera wie es Fontane in "Effi Briest" schildert erinnert. Aber nicht nur die großen Fortschritte in der ärztlichen Diagnostik und das Studium der physiologischen Einwirkungen der einzelnen klimatischen Lagen ermöglichen der praktischen Klimatherapie nicht selten heute schon gesicherte Anzeigen und Gegenanzeigen bei der Wahl eines bestimmten Kurortes und während einer bestimmten Jahreszeit aufzustellen sondern vor allem die gewaltigen Fortschritte der Meteorologie der letzten 30 Jahre zusammen mit der hochentwickelten Organisation der bioklimatischen Arbeit in Deutschland (auch die Schaffung von meteorologischen Forschungsstätten in den Kurgebieten die eng mit dem Arzt zusammenarbeiten)´) haben diese Fortschritte ermöglicht. Entscheidend waren auch hier die Entwicklung der modernen synoptischen Meteorologie und in der Charakterisierung des Klimas eines Ortes die Verdrängung der "Mittelwertklimatologie" durch die "Häufigkeits- (= Witterungs-) Klimatologie." Letztere entscheidende Entwicklung hat H. F l o h n in bewußter Vereinfachung wie folgt zu umschreiben versucht: "Die klassische Klimatologie sieht im Klima zunächst die mittleren Zustände der Atmosphäre die moderne dagegen den normalen bzw. typischen Ablauf der Witterung." ... ___MH
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