Heilanzeigen und Gegenanzeigen für die klimatische Behandlung in den deutschen Gebirgen

Journal/Book: ÄM Nr. 20 / 16. 5. 1950. 1950;

Abstract: Prof. Dr. med. Walther Amelung Königstein/Ts. Wie im Experiment hat die von Ende Januar dieses Jahres bis in den März hinein fast ständig angehaltene Hochdruckwetterlage die klimatische Überlegenheit der Gebirgsgegenden gegenüber dem Flachland gezeigt. Wir konnten beobachten: in der Ebene häufig naßkalte Luft bis zum stärksten Nebel und eine hochgradige Verunreinigung der Luft durch Schwebestoffe mannigfaltiger Art dagegen im Gebirge strahlende Sonne klare und saubere warme trockene Luft. Diese Temperaturumkehr mit zunehmender Meereshöhe von den Meteorologen I n v e r s i o n genannt ist ein Charakteristikum der winterlichen Hochdruckwetterlage die in diesem Jahr durch ihre besonders lange Dauer so recht anschaulich wurde. Die Sperrschicht bei diesem Aufbau der Luftmassen bei dem oben warme unten kalte Luft vorhanden war und die etwa in 300-400 m Höhe im Mittelgebirge verlief führte in der Ebene zu einer Verhinderung des Austausches mit den höheren Schichten und dadurch zu der von Tag zu Tag zunehmenden Verschmutzung der Luft unterhalb der Inversion. Dieses Wetterphänomen das besonders anschaulich wurde bei Autofahrten aus der Ebene ins Gebirge zeigt wie mitunter Orte die nur wenige Kilometer voneinander entfernt liegen jeder ein ganz anderes Klima aufweisen können. Es ist selbstverständlich daß solche klimatischen Unterschiede wie die durch die Temperaturumkehr nicht ohne Bedeutung sind und die Schäden sich nicht nur auf Erkältungen erstrecken. Die k l i m a t i s c h e K u r die planmäßige Behandlung erholungbedürftiger und kranker Menschen in einem zu ihrer alltäglichen Umgebung andersartigen Klima unter der steten Einwirkung qualitativ und quantitativ andersartiger klimatischer Einflüsse als gewohnt die vielfach noch besonderer Art sind ist uraltes ärztliches Erfahrungsgut. Aber trotz zahlreicher empirischer Unterlagen unendlicher Kasuistik und sorgfältiger experimenteller und klinischer Untersuchungen und deren statistischer Untermauerung ist die einfache Frage die häufig an den Arzt in der Sprechstunde gestellt wird und über die auch der Versicherungsmediziner bei der Verschickung Sozialversicherter entscheiden muß nach dem besten Heilklima für bestimmte Krankheiten oder für besondere Reaktionslagen häufig schwierig und verantwortungsvoll zu beantworten. Die Klimabehandlung ist wie fast alle Gebiete der physikalischen Therapie und vor allem auch die Balneologie in ihrer Wirkung weniger der eines organisch spezifischen Arzneimittels vergleichbar; sie ist vielmehr eine Komplexwirkung das Zusammenspiel zahlreicher geophysikalischer aber auch geopsychischer Einzelwirkungen. ... ___MH

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