Versuche über die Beeinflussung des Oxydationswertes der Luft durch künstliche Zerstäubung |
Journal/Book: Der Balneologe. 4. Jahrg.1937 Heft 5.. 1937;
Abstract: Dr. phil. H. Cauer Aus dem Hygienischen Institut im Hauptgesundheitsamt der Stadt Berlin. Zusammenfassung. 1. Bei der Zerstäubung von Wasser aus einer nicht aufgeladenen BARTHELschen Kugeldüse konnte eine geringe Erhöhung des Oxydationswertes der Luft festgestellt werden die überwiegend auf die Entstehung von Ozon und nicht auf diejenige von Nitrit oder Wasserstoffsuperoxyd zurückgeführt werden muß. Die Ozonmenge war durch den Geruch nicht wahrnehmbar. 2. Bei positiver oder negativer Aufladung der Düse ohne Zerstäubung und ohne Herauspressen von Luft tritt ebenso eine Erhöhung des Oxydationswertes ein durch das Entstehen geringerer Mengen Ozon. Preßt man jedoch Luft durch die Düsen der aufgeladenen Kugel so ist kein Ozon mehr nachweisbar. Umgekehrt tritt Ozon in geringer allmählich zunehmender Menge sofort auf wenn aus aufgeladener Kugeldüse Wasser zerstäubt wird. Die Ozonmenge konnte auch in diesem Fall durch den Geruch nicht wahrgenommen werden. 3. Zerstäubt man jedoch physiologische Kochsalzlösung so ist in keinem Falle eine Erhöhung des Oxydationswertes feststellbar gewesen. 4. Bei der Zerstäubung von 1 5proz. Wasserstoffsuperoxydlösung konnte auch keine wesentliche Reduktionswirkung durch die Zerstäubung oder durch die Aufladung gefunden werden. 5. Eine Erhöhung des Oxydationswertes der Luft tritt also durch künstliche Zerstäubung nichtoxydierender Flüssigkeiten wie Wasser oder physiologische Kochsalzlösung aus einer nicht aufgeladenen BARTHELschen Kugeldüse nur in geringem Maße und bei der Salzlösung gar nicht ein. Ebenso steigt er bei reiner Ionisation der Luft mit der Kugeldüse nur wenig an wächst jedoch bei der Zerstäubung unipolar aufgeladenen Wassers. Zweifellos liegt er weit unter dem toxischen Schwellenwert ob auch unter dem Schwellenwert einer biologischen Wirksamkeit läßt sich wegen des Fehlens exakter biologischer Untersuchungen auf diesem Gebiet nicht entscheiden. Immerhin muß darauf hingewiesen werden daß nach vorliegenden Untersuchungen mit dem Entstehen geringer Ozonmengen bei künstlicher Ionisation der Luft doch wohl stets zu rechnen ist. Es ist auch gewiß daß bei einer unmittelbar aufeinanderfolgenden Umpolung wie sie bei den DESSAUERschen Versuchen zum Teil erfolgte eine starke Schwankung des jeweils vorliegenden Ozongehaltes eintreten muß. Weiterhin ist zu bemerken daß die Mengenunterschiede in der Riechbarkeit darauf hindeuten daß das künstlich erzeugte Ozon zum Teil eine andere chemische Beschaffenheit hat als das unter natürlichen Verhältnissen entstandene. Diese Feststellungen und Folgerungen gestatten nun selbstverständlich nicht ohne weiteres die von DESSAUER HAPPEL METTEN u. a. beobachteten biologischen Wirkungen bei künstlicher lonisation auf den Oxydationswert der Luft und seine Veränderungen zurückzuführen aber sie zwingen zweifellos zu weiteren chemischen physikalischen und zu eingehenden medizinischen Studien. In diesem Zusammenhang scheint es daher auch richtig darauf hinzuweisen daß nach neueren Untersuchungen im Freien sehr starke und rasch aufeinanderfolgende Schwankungen des Ozongehaltes beim Wechsel der Wetterlage5 6 bzw. beim Wechsel der Art und Stärke der Ionisation eintreten können und weiterhin daß z. B. Gewitter oft auf viele Stunden voraus sich durch langsames stetiges Anwachsen des Ozongehaltes anzeigen der nach den ersten Niederschlägen fast ganz verschwindet. Auch in diesem Fall scheint es nicht richtig das Vorliegen geringer Ozonmengen und ihrer Schwankungen für die noch ungeklärte Entstehung wetterbedingter biologischer Erscheinungen wie Veränderungen eines Krankheitsbildes bei Föhn vor Gewittern bei Wettereinbrüchen in größeren Höhenlagen u. a. zunächst irgendwie mitverantwortlich zu machen aber es ist ein neuer Hinweis für die Notwendigkeit eingehender chemisch bioklimatischer Studien des Gesamtoxydationswertes der Luft. ___MH
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