Notstand für Schmerzpatienten So wurde Schmerz "gesellschaftsfähig"

Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 10 S. 23. 1998;

Abstract: Prof. Dr. med. D. Soyka Präsident der Deutschen interdisziplinären Vereinigung für Schmerztherapie (DIVS) Kiel. Generationen von Ärzten betrachteten den Schmerz als Symptom einer definierten körperlichen Krankheit und meinten daß mit Bekämpfung der Ursache einerseits und Behandlung des Begleitsymptoms Schmerz andererseits das Problem beherrschbar sei. Der Schmerz wurde einseitig unter jeweils fachspezifischen Gesichtspunkten gesehen. 1953 stellte Bonica in den USA ein Konzept zur multidisziplinären Kooperation bei der Behandlung chronischer Schmerzen vor auch inklusive psychosomatischer und psychotherapeutischer Ansätze. Auf nationaler und internationaler Ebene entstanden wissenschaftliche Gesellschaften für Studium und Therapie des Schmerzes hierzulande u.a. die Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (SGSS) und das Schmerztherapeutische Kolloquium (STK). Die Aktivitäten dieser Gesellschaften führten dazu daß dem Problem der chronischen Schmerzen mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Erste fachspezifische sowie interdisziplinäre schmerztherapeutische Einrichtungen wurden gegründet. Im Medizinstudium wurde der Schmerz verstärkt berücksichtigt Forschung und Fortbildung wurden intensiviert. 1995 wurde die Deutsche interdisziplinäre Vereinigung für Schmerztherapie (DNS) gegründet die als Dachverband heute die Interessen von 26 klinischen und psychologischen Fachgesellschaften koordiniert und nach außen vertritt. Ein Jahr später verabschiedete der Deutsche Ärztetag die Einführung der Zusatzbezeichnung "Spezielle Schmerztherapie" für ausgewiesene Therapeuten mit mehrjähriger fachspezifischer und -übergreifender Ausbildung und Qualifikation auf diesem Gebiet. Noch besteht hier ein großes Defizit wie auch an qualifizierten Einrichtungen zur Therapie chronisch Schmerzkranker. ___MH

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