Bevor Sie Viagra verordnen Auch mit der Frau reden!

Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 40 S. 22-23. 1998;

Abstract: Nach Vorträgen beim 8th World Meeting an Impotence Research 24.8-28.8.1998 Amsterdam. In den USA wurde die Potenzpille zum Senkrechtstarter der Arzneimittelgeschichte: Nie zuvor ist ein neues Medikament so häufig verordnet worden. Doch bis August zählte die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA 123 Todesfälle im Zusammenhang mit einer Verordnung von Sildenafil (Viagra(r)). Nun liegt es an den deutschen Hausärzten die Fehler der Amerikaner nicht zu wiederholen. Nun ist es soweit: Die viel besungene orale Erektionshilfe Viagra(r) kann nun auch in Deutschland verordnet werden. Für viele Paare bei denen krankheitsbedingt die sexuellen Aktivitäten eingeschlafen waren ermöglicht sie den Beginn eines neuen Lebensabschnittes. Für manche Eheleute kann sie jedoch auch erhebliche Probleme bringen: Erwähnt sei nicht nur der herzschwache Patient der der sexuellen Belastung körperlich nicht mehr gewachsen ist sondern auch die Ehefrau die eigentlich ganz froh war die Phase der körperlicher Sexualität hinter sich zu haben. Deshalb gilt: Mit Viagra behandelt man meistens zwei Personen ein hausärztliches Gespräch mit beiden gehört eigentlich zur Verordnung dazu. Das Krankheitsbild um das sich alles dreht wird definiert als "persistierende Unfähigkeit eine für erfolgreichen Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion aufzubauen oder zu halten". Es ist eine Krankheit mit der sich der Hausarzt auch profilieren kann indem er einfühlsam danach fragt. Denn die wenigsten Betroffenen sprechen das Problem von sich aus an viele halten sie für eine ganz normale Alterserscheinung. Wie gut wirkt Viagra? Die Prüf Studien wurden alle nach einem standardisierten Design durchgeführt. Beiden Patienten mußte seit mindestens 6 Monaten die Diagnose einer erektilen Dysfunktion vorliegen. Sie mußten in einer stabilen Partnerschaft leben. Sildenafil wurde eine Stunde vor dem geplanten Sexualakt eingenommen wobei die Startdosis meist bei 50 mg lag und von den Patienten entweder halbiert oder verdoppelt werden konnte (die meisten bevorzugten die 100-mg-Dosis). Deutliche Erfolge. Der Erfolg wurde im wesentlichen anhand von zwei Fragen beurteilt: Nach der Fähigkeit eine Erektion aufzubauen und auch zu halten. Hier gibt es einen Score von 1 bis 5: 5 = immer 4 = meistens 3 = manchmal 2 = einige wenige Male 1= fast nie oder nie. In den Studien zeigte sich dabei meist folgendes Bild: Während bei einem Ausgangsniveau zwischen 1 und 2 sich unter Plazebo meist nicht viel bewegte erreichten die Patienten unter Verum Werte zwischen 3 5 und 4 also zwischen "manchmal" und "meistens" mit Tendenz zu "meistens". Im Urteil der Partnerin lagen die Werte indes eher zwischen 3 und 3 5 also mit Tendenz zu "manchmal". "Verbesserte Erektionen" gaben 75 bis 80% aller Patienten an. Bei 60 bis 70% der Patienten reichte es für erfolgreichen Geschlechtsverkehr. ... ___MH

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