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May 2024

Gefährlicher Pfusch in Body-Art-Studios Piercing: Dienstleistung vom Arzt?

Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 43 S. 12-16. 1998;

Abstract: Piercing ist "in" und Piercer sind stolz auf sich. Selten ist es einer nachwachsenden Generation so gut gelungen auf offener Straße Entsetzen auszulösen. Doch der erotische (?) Show-Effekt von sichtbarem und verborgenem Intimschmuck hat einen Haken: Laktationsstörungen Gesichtsmuskellähmungen toxische Hornhautschäden oder in die Schädelhöhle aufsteigende Infektionen werden immer häufiger weil Piercings unsachgemäß "montiert" werden. Ärzten dürfen dann die Komplikationen behandeln - sollten sie lieber gleich selber piercen? Bereits der flüchtige Blick auf diese durchbohrten Lippen oder Augenbrauen tut regelrecht weh von gelochten Glans penis oder aufgereihten Vaginalringen sprechen wir noch nicht einmal. Es handelt sich beim Piercen ersichtlich um eine Tortur - bei der Körperpflege Nahrungsaufnahme genauso wie beim Sexualverkehr - und sie wird freiwillig ertragen. Sado-Maso- und zugleich Modewelle? "Falls man glaubt daß man auf eine Betäubung nicht verzichten kann (man kann!) sollte es nur in Lokalanästhesie gemacht werden. Es geht aber viel vom Piercingerlebnis verloren ..." heißt es in einer Informationsbroschüre für Interessenten. Hieran wird der SM-Hintergrund dieser Modewelle mehr als deutlich. Dabei hat Piercing also das "Durchstechen oder -stoßen von Körpergewebe mit nachfolgendem Einsatz von z.B. Schmuck-Ringen oder -Stiften" genauso wie das Tätowieren eine sehr lange Tradition und ist ebenfalls weltweit verbreitet. Bei afrikanischen und indonesischen Völkern wird z.B. häufig das Piercing des Nasenseptums durchgeführt. Auch das Einsetzen von Ringen in die Skrotalhaut ("Hafada") wird in einigen Teilen Nordafrikas noch als Initiationsritus bei jungen Männern praktiziert. Im alten Ägypten hingegen war Nabel-Piercing ein Zeichen königlicher Herkunft und auch nur den Adligen vorbehalten. Ärzte spielten bei dem Piercing-Modewahn in der westlichen Welt bislang nur eine nachgeordnete Rolle: Sie müssen die vielfältigen aus unsachgemäßer Applikation folgenden Komplikationen behandeln. Letztere ließen sich durch ärztliche Qualifikation durchaus vermeiden so daß sich derzeit immer mehr niedergelassene Ärzte dazu entscheiden auch Piercing in ihre Dienstleistungspalette aufzunehmen. Dabei verlaufen die Grenzen von Piercing und anderen "körpermodifizierenden" Modetechniken gegenüber der klassischen ästhetisch-kosmetischen Chirurgie (z.B. Brust-Silikonimplantate) oder traditionellen indigenen Initiationsriten fließend. Sie heben sich ab von der letztlich infektiologisch begründeten Zirkumzision ebenso wie von der reinen (gänzlich unfreiwilligen) Körperverletzung bei Frauen durch Beschneidung oder dem Abbinden der Füße. ... ___MH


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