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May 2024

Nervale Strukturen wachsen tief in betroffene Bandscheiben von Rückenschmerzpatienten ein. (Referat der Arbeit von Freemont A. J. T. Peacock et al.)

Journal/Book: Phys. Rehab. Kur Med. 7 (1997) 5 S.M49. 1997;

Abstract: K.-L. Resch FBK Bad Elster Referat der Arbeit von Freemont A. J. T. Peacock et al.: Nerve ingrowth into diseased intervertebral disk in chronic back pain. Lancet 350 (1997) 178-181. Hintergrund/Studienziel: Der chronische Rückenschmerz hat eine hohe Inzidenz und ökonomische Bedeutung. Bisher sind jedoch die Vorstellungen zur Pathogenese unverhältnismäßig vage und kontrovers. Beim Gesunden ist ausschließlich das äußere Drittel des Anulus fibrosus des Discus intervertebralis innerviert. Über ein weiteres Einsprossen von Schmerzfasern in pathologische Bandscheiben wurde berichtet doch zur Frage einer Assoziation mit chronischem Rückenschmerz liegen bislang keine gesicherten Erkenntnisse vor (siehe hierzu auch Referat der Arbeit von T. Palmgreen et al. in Heft 6 1996). Studiendesign: Fall-Kontroll-Studie histologischer Präparate. Material und Methoden: Von 40 Patienten bei denen eine operative anteriore und posteriore Wirbelkörperfusion im Bereich L3 bis L5 durchgeführt wurde wurden 57 vordere Anteile der entnommenen Bandscheiben für eine histologische Untersuchung präpariert. Von einem Teil der operierten Patienten wurden zusätzlich Präparate von Bandscheiben gewonnen die der Ebene des Schmerzgeschehens benachbart waren (non-pain level). Diese wurden mit den Bandscheibenpräparaten aus der Schmerzebene verglichen. Als Kontrolle dienten weiterhin 34 entsprechende Präparate von im Hospital Verstorbenen gleichen Alters und Geschlechts die innerhalb von 8 Stunden nach Exitus entnommen wurden. Anhand der Krankenakten von Hospital und Hausarzt wurde sichergestellt daß sie zu Lebzeiten frei von chronischen Rückenschmerzen waren. Zielparameter: Präsenz und Lokalisation nervaler Strukturen im histologischen Präparat nachgewiesen durch Färbung mit kommerziell erhältlichen immunhistochemischen Markern für Nervengewebe (protein gene product 9.5 PGP9.5) und Substanz P. Ergebnisse: Im äußeren Drittel des Anulus fibrosus wurde bei 26% der Kontrollpräparate bei 63% der Patientenpräparate vom "non-pain level" und bei 80% der Präparate aus der Schmerzebene die Anwesenheit von nervalen Strukturen nachgewiesen. Ausschließlich bei den Rückenschmerz-Patienten fanden sich nervale Strukturen im inneren Drittel des Anulus fibrosus (46%) bzw. im Nucleus pulposus (22%). Mindestens zwei Subtypen von nervalen Strukturen ließen sich durch die beiden Färbemethoden nachweisen wovon ein Typ nicht von Blutgefäßen begleitet war. Fazit: Die hohe Prävalenz von isolierten Nervenfasern tief im Inneren von Bandscheiben auf der Ebene des Schmerzmaximums und das Fehlen vergleichbarer Befunde bei Kontrollpräparaten ohne Rückenschmerz weist nach Ansicht der Autoren auf eine wichtige Rolle dieser Veränderungen in der Pathogenese des chronischen Rückenschmerzes hin. Kommentar Diese Publikation wurde vom Lancet (!) für bedeutsam genug befunden unter der Rubrik "early report" ohne lange Umschweife publiziert zu werden (erschienen am 19. Juli 1997). Die Studie mit M. I. V. Jayson einem der "Päpste" des chronischen Rückenschmerzes als Senior-Autor (Universität Manchester) besticht formal durch eine Reihe methodischer Details die von enormer Sorgfalt und Sachkenntnis zeugen. So wurde beispielsweise bei allen Patienten sichergestellt daß früher keine invasiven Maßnahmen an den Bandscheiben vorgenommen worden waren die als Ursache für den Befund in Frage kommen könnten. Um falsch-positive bzw. falsch-negative Ergebnisse zu minimieren wurden bei allen histologischen Untersuchungen Kontrollproben mitgeführt bei denen die Anwesenheit/Abwesenheit der fraglichen Strukturen bekannt war. Sollten sich die Ergebnisse reproduzieren lassen müßten wohl in bezug auf die Therapie neue Akzente gesetzt werden. Unbeantwortet muß hier die Frage nach der Ätiologie dieser Befunde bleiben. Dies gilt natürlich auch für die etablierten primär- und sekundärprophylaktischen Maßnahmen z. B. die Rückenschule. Nach langem frustrierenden Fischen im Trüben könnte diese Studie das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels andeuten. Man darf gespannt sein welche weiteren Aktivitäten dieser Early report auslösen wird. Jedenfalls scheint in die Rückenschmerzforschung Bewegung zu kommen!

Keyword(s): Nervale Strukturen Bandscheibe chron. Rückenschmerz Rückenschmerzpatienten


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