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May 2024

Reisen in der Erlebnisgesellschaft

Journal/Book: Heilbad & Kurort 47 (1995) 6 S.128-135. 1995;

Abstract: Zur freizeitorientierten Modernisierung der Heilbäder und Kurorte Professor Dr. Wolfgang Nahrstedt Bielefeld 1. Neue Herausforderungen Die Erlebnisgesellschaft stellt die Heilbäder und Kurorte vor neue Herausforderungen. Dem Jahresbericht 1993 des Deutschen Bäderverbandes e. V. wurde das Schlüsselwort "Verunsicherung" vorangestellt (S. 3). Die internationale Entwicklung des Tourismus ist ein Aspekt dieser verunsichernden Herausforderung. Er verschärft sie. Die Analyse des "Reisens in der Erlebnisgesellschaft" kann ein Schlüssel sein diese Herausforderung deutlicher zu erkennen. Mir ist bekannt daß den Mitgliedern der Heilbäderverbände die Versuche von Wirtschaftsministern und Statistischen Landesämtern Unbehagen bereitet die Kurorte dem Tourismusbereich einzugliedern. Sie sehen sich lieber als dritte Säule des Gesundheitswesens. In diesen unterschiedlichen Zuschreibungen steckt jedoch schon das "postmoderne" Problem. Das möchte ich verdeutlichen. Seit den 70er Jahren jagt im Heilbäderwesen eine Innovation die andere. Zuerst sah alles noch harmlos aus. Die Kurorteförderprogramme seit Mitte der 70er Jahre die Einführung der Luftkurorte als neuer Ortstyp neben Heilbädern und Kurorten sowie die Entwicklung der Gästebetreuung als ein neues Angebotssegment trugen noch den Charakter der Ausweitung und Bereicherung. Mit dem Kostendämpfungsgesetz (1980) dem Gesundheits-Reformgesetz (1988) und dem Gesundheits-Strukturgesetz (1992) wurde es dann ernst. Große Umschichtungen von Geld- und Gästeströmen setzten ein. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den vielen Einzelvorgängen die für sich oft willkürlich und zusammenhanglos wirken? Dies ist eine Frage an die Theorie. Ihr Anspruch ist Orientierung aus Zusammenhängen. Wie könnte ihre Antwort lauten? 2. Von der Moderne zur Post-Moderne? In den Sozialwissenschaften gibt es zur Zeit die Diskussion ob die "Moderne" Ende des 20. Jahrhunderts in eine "Post-Moderne" übergeht. Der Beginn der Moderne wird mit Industrialisierung Aufklärung und Demokratisierung im 18. Jahrhundert angesetzt. Dies ist die Zeit wo das Bürgertum in den westlichen Ländern die ökonomische und die politische Macht übernahm. Die Industriearbeiterschaft folgte gut 100 Jahre nach. Deutschland ging dabei einen Sonderweg. Mit der Moderne entstand auch das neuzeitliche Heilbäderwesen erhielten Heilbäder und Kurorte ihre bisherige Funktion. Sie hatten Bürger und Arbeiter Angestellte und Arbeitnehmer für die industrielle Arbeitsgesellschaft fit zu machen d. h. Gesundheit und Arbeitsfähigkeit zu erhalten oder wieder herzustellen. Diesem Ziel diente insgesamt das sie tragende Sozialversicherungssystem. Die Post-Moderne-Diskussion fragt: Geht diese Epoche nun zu Ende? Neue Technologien zunehmende Automatisierung der Produktion erhöhte Arbeitszeitflexibilisierung und voranschreitende Arbeitszeitverkürzungen Anwachsen des Dienstleistungssektors gestiegener Wohlstand angehobenes Bildungsniveau aber auch eine Verschärfung der internationalen Konkurrenz die Dramatisierung der Umweltfrage und die Verstärkung der sozialen Differenzierung: Werden durch diese Veränderungen nicht fundamental neue Grundlagen für den Gesellschaftsaufbau geschaffen? Wenn dem so ist: Verändert sich damit nicht auch die gesellschaftliche Rolle der Heilbäder und Kurorte grundlegend? Dieser Frage soll aufgrund der Theorie der Erlebnisgesellschaft weiter nachgegangen werden. 3. Risikogesellschaft Die Theorie der Erlebnisgesellschaft (Schulze 1992 u. ö.) setzt die Theorie der Risikogesellschaft voraus (Beck 1986 u. ö.). Für beide Theorien stehen Reisen Tourismus Heilbäder und Kurorte nicht im Zentrum. Wohl aber die Wohlstandsentwicklung in den hochentwickelten westlichen Industriegesellschaften. Welche Konsequenzen ergeben sich aus ihr? Ich benenne die folgenden: . . .


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