Leben lernen. - Die Kur als Einübung.

Journal/Book: Heilbad & Kurort 43 (1991) 11-12 S.284-288. 1991;

Abstract: Vortrag von Professor Dr. Roman Bleistein SJ München anläßlich der Eröffnungsveranstaltung des 87. Deutschen Bädertages am 21. Oktober 1991 in Freudenstadt Im Vortrag wird der Lebenssistuation des Menschen nachgegangen der ein Kurbad besucht. Sein Leben wird mittels anthropologischer Begriffe erhoben. Als moderner Mensch lebt er weithin (und zu seinem eigenen Schaden) jenseits der Natur jenseits der Rhythmen des Lebens jenseits bergender sozialer Beziehungen. Durch die Kur - im Umgang mit Elementen in Einbettung in Ordnungen in neuer Kontaktfähigkeit kann eine Kur Therapie im besten Sinne des Worts sein: Einübung ins (erfüllte) Leben. Ein zweiter anthropologischer Ansatz ist der der Endlichkeit des Menschen. Grenzerfahrungen des endlichen Menschen führen dazu daß ein Kranker ein Verunglückter ein Kurbad aufsucht. Wie kann es gelingen mit der existenstiell gegebenen Endlichkeit zu leben? Die Antwort besteht im Aufweis jener Hilfen die die condition humaine nicht verdrängen sondern durch erfahrene Solidarität das endliche Leben erleichtern. Auch dadurch: Einübung in ein durch und durch begrenztes Leben. Die Überlegungen bestätigen im übrigen jene Grundsätze die der Deutsche Bäderverband und die Spitzenverbände der Krankenkassen in den "Gemeinsamen Grundsätzen für ambulante Vorsorge- und Rehabilitationskuren" am 11. September 1989 verabschiedet haben. Das Thema weckt Widerspruch. Jeder wird sich gegen die Unterstellung wehren er könne nicht leben und er wird feststellen deshalb bedürfe er weder einer Lebenslehre noch einer Praxis der Einübung ins Leben. Er komme gut von einem Tag in den anderen; es gehe ihm rundum gut. Deshalb verrate eine solche Zielsetzung nichts weniger als die Absicht wieder einmal den Menschen gängeln zu wollen und in diesem Fall die Kur zu instrumentalisieren um neue Abhängigkeiten zu schaffen. . . .

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