Die neurophysiologischen Konzepte der antidromen Vasodilatation und neurogenen Entzündung - neue Ansätze zu den Wirkmechanismen physikalisch-medizinischer und balneologischer Verfahren

Journal/Book: Heilbad & Kurort 42 (1990) 9-10 S.318-319. 1990;

Abstract: Dr. med. Gunther Neeck Bad Neuheim und Dr. rer. nat. Dietrich Rasch Bad Neuheim Lokale Applikation von Capsaicin erzeugt ein starkes Hauterythem. Wiederholte Aufbringung dieses Stoffes auf gleiche Hautareale in entsprechenden Zeitabständen führt zu einer Hemmung der Erythembildung. Die daraus abgeleiteten Konzepte der neurogenen Entzündung und antidromen Vasodilatation werden referiert. Nach ihnen ist die Capsaicinwirkung über die Neurosekretion von Substanz P aus sog. polymodalen Nociceptoren vermittelt und die Erythemhemmung nach wiederholter Anwendung durch eine Erschöpfung von Substanz P bedingt. Aufgrund des polymodalen Charakters der beteiligten Nociceptoren was ihre Sensitivität nicht nur gegen chemische sondern auch gegenüber physikalischen Reizen einschließt wird die Fragestellung entwickelt inwieweit auch Hautrötungen nach physikalisch-medizinischen und balneologischen Maßnahmen durch Capsaicin hemmbar sind. Die Hemmung des Hitzeerythems wird beispielhaft dargestellt und die daraus resultierenden möglichen Erklärungen für den Wirkungsmechanismus von physikalisch-medizinischen Maßnahmen sowie natürlich vorkommender ortsgebundener Heilmittel die mit Erythembildung einhergehen diskutiert. Einführung Die Entwicklung von Erythemen durch physikalisch-therapeutische Maßnahmen ist ein bekanntes Phänomen (z. B. Hitzeerythem galvanisches Erythem das Erythem nach UV-Bestrahlung). Gemeinsam ist diesen Erythemen ihre oft stundenlange Persistenz nach Reizapplikation also über eine Dauer welche die eigentliche Behandlungszeit weit übersteigt. Die klassischen Entzündungszeichen nach Celsus (Rubor Calor Dolor Tumor) denen Gelen noch die Functio laesa hinzufügte sind bei diesen Erythemen zumindest teilweise erfüllt. Beim Erythem nach UV-Bestrahlung wird sogar der Terminus "Lichtentzündung" gebraucht da es neben Hauttötung und Überwärmung zur Plasmaextravasation mit lokaler Leukozytose kommen kann. Antidrome Vasodilatation und neurogene Entzündung Neuere neurophysiologische Untersuchungen zur Entzündungsentstehung führten zum Konzept der antidromen Vasodilatation und neurogenen Entzündung.

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