Überlegungen zum Plazebo; Internationaler Kongreß für Physikalische Medizin Balneologie und Bioklimatologie und 4. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation Freiburg im Breisgau12.-14. Oktober 1989

Journal/Book: Z. Phys. Med. Baln. Med. KIim. 18 (1989) 267. 1989;

Abstract: Institut für Geschichte der Medizin der Universität Freiburg Plazebo ist ursprünglich in heilstheologischer Tradition gemäß einem Psalmvers ("Placebo Domino ...") zu verstehen. In der medizinischen Fachsprache fiel es nicht auf. Fasziniert von den Möglichkeiten einer kausalen Behandlung unterschieden medizinische Theorie und Praxis deutlich zwischen wirksamer und unwirksamer Behandlung. Eine wirksame vor allem naturwissenschaftlich fundierte Therapie wurde als Maßstab für eine effektive Behandlung angesehen. 1894 wurde eine Medizin die Plazebos einsetzt als "make-believe-medicine" bezeichnet; Taber's Medical Dictionary definiert 1905 das Plazebo als unwirksames Medikament das den Patienten zufrieden stellen soll ("inert drug given to satisfy a patient"). Folglich wurde sein Einsatz oft als ethisches Problem von Lüge oder Betrug diskutiert. Diese Fragestellung übersieht jedoch den Kontext der ärztlichen Handlung: die therapeutische Beziehung. Dieser reduzierten Sichtweise bleiben auch die Versuche verhaftet den Arzt grundsätzlich oder von Fall zu Fall von der allgemeinen Wahrheitspflicht zu entbinden. Gegenwärtig wird dagegen das Plazebo und der Sinn seines Einsatzes in der Medizin 1. als kommunikatives Moment in der therapeutischen Beziehung und 2. zur Förderung der selbstheilenden Kräfte im Patienten rehabilitiert. Jedoch muß die Plazebogabe entsprechend seinem Sinn das unbedingte Recht eines Patienten auf Information und freie Zustimmung respektieren. hl

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