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April 2024

Informationen zur Radontherapie in der DDR.

Journal/Book: Z Phys Med Baln Med Klim. 1988; 17:72-75.. 1988;

Abstract: Forschungsinstitut für Balneologie und Kurortwissenschaft Bad Elster Unter Bezugnahme auf die Grundforderungen JACOBls zur Radontherapie wird zur Kombination Radon - CO2 Stellung genommen. Die Hauptindikationen der Bad Brambacher Kurorttherapie auf Radonbäderbasis werden mitgeteilt desgleichen die Ergebnisse dreier wissenschaftlich-klinischer Untersuchungsreihen (Vergleich radonhaltiger und radonfreier Bäderkuren in Bad Brambach/Bad Elster. Vergleich alleiniger und mit Ultraschall bzw. Kurzwelle kombinierter Radonbädertherapie und Ergebnisse differentialtherapeutischer Untersuchungen am gleichen Patienten mit Moorbäder- Radon- und Schwefelbäderkuren bei täglicher Bäderapplikation über 3 Wochen). Daraus ableitbare Differentialindikationen über die 3 balneologischen Behandlungsverfahren werden besprochen. Nach den Empfehlungen JACOSls aus dem Jahre 1983 (3) sollten drei Grundsätze für jegliche Radontherapie erfüllt sein: 1. Es muß ein Zusammenhang zwischen dem therapeutischen Erfolg und dem Agens Radon sichergestellt sein. 2. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis sollte so groß wie möglich gestaltet werden. 3. Beim Therapiepersonal müssen die festgelegten Dosis- bzw. Aktivitätsgrenzwerte eingehalten werden. Im einzigen Radonbad der DDR in Bad Brambach stehen keine reinen Radonwässer sondern praktisch nur Kohlensäure-Radonwässer zur Verfügung. Insofern ist also die erste der drei JACOSlschen Voraussetzungen nicht erfüllt: Der Zusammenhang zwischen den behaupteten therapeutischen Erfolgen und dem wirksamen Agens Radon ist nicht eindeutig sicherzustellen. In diesem Zusammenhang muß man natürlich auch immer alle Unsicherheiten in Rechnung stellen die jeder Kurorttherapie eigen sind; jede Kurortbehandlung ist immer mit einer Reihe von Background-Effekten vergesellschaftet die meist nur sehr schwer oder aber überhaupt nicht auszuschließen sind. GÜNTHER 1961 (2) stellte dazu fest: "Spezifische Radonwirkungen konnten an einem Krankengut von 1500 stationären Rheumapatienten in 10 Jahren nicht sicher nachgewiesen werden da die Einflüsse am Kurort zu zahlreich sind" - für Bad Brambach müßte ich diese Skepsis auf jeden Fall teilen. Zur zweiten der JACOBlschen Thesen ist zu sagen daß die Kurbehandlung eines Patienten in Bad Brambach nach Schätzungen unserer Fachkollegen die sich an den dosimetrischen Ermittlungen unserer Kooperationspartner in Moskau orientieren (ANDREJEW 1973 [1]) eine Strahlenbelastung von rund 26 mrem ausmacht die etwa 1/4 der Jahresdosis der natürlichen Umgebungsstrahlung von 80-120 mrem erreicht (s. Tabelle 1 ). Applikationsart mrem ------------------------------------------------------ 10 Radonbäder 6 2 400 ml Trinkkur/d 9 6 Inhalationswege 0 14 Unkontrolliert +CO2- 10 00 Verstärkereffekt ------------------------------------------------------ Gesamtdosis 25 94 ------------------------------------------------------ Tab. 1: Radonkurorttherapie Bad Brambach. Summa summarum haben wir deshalb auf dem jüngst vergangenen Radonsymposium im Mai dieses Jahres resümiert daß das Nutzen-Risiko-Verhältnis so günstig beurteilt werden kann um mit gutem Gewissen die Radontherapie im Kurort als relativ risikoarmes Behandlungsverfahren einzuschätzen und deshalb empfehlen zu können. Wir folgen somit den Überlegungen wie sie international zum Problem der biopositiven Strahlungswirkung kleiner und kleinster Strahlendosen angestellt und im sogenannten "Hormesis-Konzept" (LUCKEY 1980 [4]) theoretisch zusammengefaßt worden sind. Die dritte der Thesen JACOBls ist nach unserer Meinung und den Kontrollmeßwerten des Staatlichen Amtes für Atomsicherheit und Strahlenschutz (die hierfür offizielle Behörde der DDR) als erfüllt zu bezeichnen. Allerdings wissen wir nicht genau genug welche strahlungsbezogene Background-Belastung hervorgerufen durch Radioaktivität der Oberflächenwässer und Bodenluft allen im Raume Bad Brambachs weilenden Personen grundsätzlich zuzumessen ist. Die DDR besitzt also nur ein einziges Heilbad auf Radonbasis. Andere Radonbehandlungen werden - im Gegensatz etwa zu den Verhältnissen in der Sowjetunion - in der DDR derzeit nirgendwo durchgeführt. Die Hauptindikationen für die Radonkur in der DDR unterscheiden sich in nichts von denen die international anerkannt bzw. postuliert werden. Sie müssen allerdings speziell unter dem Gesichtswinkel der Kombination Radon - CO2 betrachtet werden und sind somit folgende (Tabelle 2). 1. Aus der Sicht der Rn-Effektivität - Entzündliche und degenerative Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates - Weichteilrheumatismus - Posttraumatische Zustände 2. Aus der Sicht der CO2-Effektivität - Ischämische Herzkrankheit - Funktionelle und organische Angiopathien 3. Aus der Sicht beider Wirkkomponenten - Arthritis urica - Harnwegsinfektionen - Zustände nach Nieren- Blasen- und Ureteroperationen ----------------------------------------------------------------------------------------- Tab. 2: Hauptindikationen der Radon-CO2-Therapie in Bad Brambach. Anschließend möchte ich kurz über drei differentialtherapeutische Studien berichten die wir in Bad Brambach durchgeführt haben die aber durch den plötzlichen Tod unseres führenden Kollegen auf diesem Gebiet Herrn Dr. A. ZIELKE im Frühjahr dieses Jahres leider noch nicht zu dem geplanten Abschluß geführt werden konnten. 1. In einer vergleichenden Studie wurden 42 Patienten mit arthrotischen Erkrankungen der Hüft- und/oder Kniegelenke sowohl mit Radonbädern aus den Heilquellen Bad Brambachs (d. h. Radon- + CO2-Wässern) und parallel dazu ein gleichgeartetes Krankengut sozusagen als "Null-Serie" mit rein kohlensauren Wässern Bad Elsters (10 km Luftlinie von Bad Brambach entfernt) behandelt. Die Brambacher Behandlung bestand aus Radon-CO2-Wasserbädern Radonwasser-Trinkkuren und einer standardisierten BewegungsbehandIung. Die Brambacher Patienten erwiesen im Gegensatz zu den Patienten in Bad Elster einen signifikanten Anstieg des Hämoglobinspiegels (in Übereinstimmung mit Befunden von GÜNTHER 1961) und eine Abnahme der Thrombozytenzahl möglicherweise als Zeichen der Hemmung der Knochenmarksproliferation allerdings nur als statistisch gesicherter aber niemals pathologische Grenzwerte unterschreitender Effekt. Sowohl die Radon- als auch die radonfreie Behandlungsgruppe wiesen unterschiedliche Verhaltensweisen der tartratstabilen Fraktion der sauren Phosphatase auf die derzeit noch keine Erklärung gefunden hat. Hinsichtlich der Veränderungen des Fettstoffwechsels waren Differenzen der Ausgangswerte vor der Behandlung sowie der Kurdiät festzustellen so daß die statistisch signifikanten Ausgangswert-Endwert-Vergleiche einer strengen Kritik nicht genügen würden. Die Änderungen der vor der Behandlung nicht erhöhten Leucinaminopeptidasewerte - statistisch nicht signifikant - im Sinne einer Senkung (Trendberechnung) lassen sich derzeit von uns nicht erklären. 2. Vergleichende Untersuchungen an 50 Patienten mit Rheumatoid-Arthritis mit einer balneologischen Grundbehandlung auf Radonbäderbasis mit und ohne Zusatz von Kurzwellentherapie und/oder Ultraschallbehandlung erwiesen eine signifikante Verminderung der Schmerzhäufigkeit der Schmerzintensität und der Anzahl der schmerzhaften Regionen als Versuch eine Differenzierung des Phänomens "Schmerz" zu erreichen und in einer "Schmerzzahl" zusammenzufassen (eine von uns allgemein anerkannte und für die vergleichend-therapeutische Forschung benutzte Dokumentationsweise). Dabei trat ein statistisch sicherer Kombinationseffekt additiver Art zutage der eine Kombination von der Radon-CO2-Grundbehandlung mit Maßnahmen der Physikalischen Therapie sichtbar werden ließ. 3. Die dritte Untersuchungsreihe lief über mehrere Jahre und umfaßte Vergleiche von Radon-CO2-Bäderkuren Badekuren auf Moorbäderbasis und solche mit Schwefelbädern (im Kurort Bad Langensalza) bei ein und denselben Kranken nach dem Schema des lateinischen Quadrates verordnet. Einbezogen waren hierbei Kranke mit Rheumatoid-Arthritis und solche mit Spondylitis ankylosans. Über die Ergebnisse konnte CALLIES auf dem schon erwähnten Brambacher Radonsymposium berichten. Es wurden tägliche Behandlungen über insgesamt je 3 Wochen durchgeführt. Dabei kam es zu einer Abnahme der Alpha-2-Globuline der E-Rosetten des Immunglobulins M des Podliaschouk-Harboe-Tests sowie der Hauttemperatur im Bereich der MCP- und PIP-Gelenke. Bei der Spondylitis ankylosans kam es zu einer signifikanten Abnahme der Schmerzen die jedoch nur 3 Monate anhielt. Im Vergleich zu Moorbädern werden mit Radonbädern seltener reaktive Veränderungen in der Nachwirkungsphase bis zu 6 Monaten erzielt. Verbundene Stichproben ergaben für die Spondylitis-Patienten bezüglich Radon- und Moorbäderkurenvergleiche keine signifikanten Unterschiede der Schmerzbeeinflussung und der klinischen Parameter. CALLIES resümiert: Eine 3wöchige Balneomonotherapie bei täglicher Applikation hat sich als Untersuchungsmodell bewährt; die Rheumatoid-Arthritis stellt eine zweckmäßige Indikation (Besserung von Schmerz Beweglichkeit und Entzündungsstand) zur Radonbädertherapie dar. Bei Patienten mit Spondylarthritis ankylosans unterscheiden sich die unmittelbaren Radonbäderwirkungen nicht von denen der Moorbäderwirkungen hinsichtlich klassischer Maßparameter. Die Lehrbuchmeinung daß Patienten mit Spondylitis ankylosans bevorzugt einer Radonbäderkur zuzuführen sind erscheint zweifelhaft. Wir möchten daraus sehr vorsichtig die Schlußfolgerung ziehen daß eine 3wöchige mit täglichen Bäderanwendungen und einer standardisierten Physiotherapie kombinierte Kurbehandlung auf Radonbasis mehr "kurativ" eine 4- bis 6wöchige Moorbäderkur mehr "rehabilitativ" ausgerichtet sein könnte. Literatur 1. Andrejew S. W.: Die Bestrahlung des menschlichen Organismus bei der Radonbehandlung. Kurze Übersicht der sowjetischen dosimetrischen Arbeiten auf dem Gebiet der Radontherapie. Z. Physiother. 25. 161-171 1973. 2. Günther R.: Klinische Erfahrungen mit Radonthermen. Hippokrates 32 4 128-133 1961. 3. Jacobi W.: Das Lungenkrebsrisiko durch Inhalation von 222Radon-Zerfallprodukten. Z. angew. Bäder- u. Klimaheilkd. 26 430-436 1979. 4. Luckey T. D.: Hormesis with Ionizing Radiation. CRC Press Inc.; Boca Raton Florida 1980.

Keyword(s): Radon Radontherapie


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