Wenn Ärzte manisch oder depressiv werden ... Selbstbehandlung ist ein Kunstfehler ! |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. 2001; Nr. 6 (143.Jg.): S. 4 - 9. 2001;
Abstract: Dr. med. Bernhard Mäulen Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie Villingen-Schwenningen Viele Kollegen müssen für das bisschen Honorar einiges an Stress ertragen. Auch wenn ein Patient stirbt perlt das ja nicht einfach an uns ab. Machen wir uns nichts vor wir Ärzte haben ein erhöhtes Risiko für Depressionen und wen's trifft der kommt mit der Praxis bald kaum noch zurecht. Auch das Gegenstück der Depression kommt vor und äußert sich anfangs ganz erfreulich: Immer mehr Patienten werden durch den ständig gut gelaunten Kollegen angelockt die Praxis boomt regelrecht - bis dann das dicke Ende kommt ... leider steuern gerade Ärzte in solchen Situationen oft schnurstracks auf die Katastrophe zu indem sie die Symptomatik verschleppen oder sich selbst falsch behandeln. Wie man's besser macht schildert MMW-Autor Dr. Bernhard Mäulen. Es mutet wie ein Irrwitz an ist aber tägliche Versorgungsmisere: Trotz eindeutiger Fortschritte in der Behandlung depressiver und manischer Zustände leiden viele betroffene Ärzte und Ärztinnen mit affektiven Störungen viel zu lange bekommen zu einem erheblichen Teil keine adäquate Behandlung und verschleppen mit unzureichender Selbstmedikation die Krankheit. Dies ist nicht nur individuelles Versäumnis es spiegelt eine überholte Doktrin ärztlicher Unverwundbarkeit in der Ärzteschaft und es zeigt Mängel in der medizinischen Sozialisation sowie universitären Ausbildung. Es dokumentiert zudem wie schlecht sich unsere Standesorganisationen - im internationalen Vergleich - um die Thematik affektiv erkrankter Kollegen/innen kümmern. Depressionen werden offenbar immer häufiger. Die WHO schätzt dass sie demnächst weltweit die zweithäufigste Ursache von Arbeitsunfähigkeit sein werden (Klare 2000). Dass wir Ärzte sind macht uns dagegen nicht immun - die Summe der Belastungen in der Medizin macht uns wohl eher vulnerabler (Gautam 2000). ... hf
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