Knoten in der Schilddrüse Worauf es beim Karzinomverdacht ankommt |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. 2001; Nr. 1-2 (143 Jg.): S. 1/ 25. 2001;
Abstract: Prof. Dr. med. M. Betzler Klinik für Allgemeine Chirurgie Unfallchirurgie und Gefäßchirurgie Alfried Krupp Krankenhaus Essen-Rüttenscheid Nach vorsichtiger Schätzung haben in Deutschland etwa zehn Millionen Menschen einen oder mehrere Knoten in der Schilddrüse. Die Inzidenz des Schilddrüsenkarzinoms beträgt allerdings nur 30 bis 50 pro 1 Million Einwohner. Deshalb ist eine zielgerichtete (Dignitätsbeurteilung) und rationelle Diagnostik sinnvoll welche von malignomsuspekten Leitsymptomen wie rasches Wachstum von Schilddrüsenknoten Heiserkeit und Dysphagie beeinflusst werden sollte. Neben der klinisch-palpatorischen Untersuchung besitzt die Sonographie wegen Ihrer Verfügbarkeit und Nichtinvasivität erste Priorität. Nützlich ist die Sonographie in der Fragestellung nach multinodösen Veränderungen wobei 90% aller Schilddrüsenkarzinome sonographisch echoarm imponieren. Die Sonographie ist auch komplementäres Hilfsmittel bei der Feinnadelpunktion welche bei über 1 cm großen echoarmen soliden Schilddrüsenknoten indiziert ist. Über 75% der Schilddrüsenkarzinome können bei entsprechender Erfahrung (Punkteur Pathologe) zytopathologisch identifiziert werden. Die Indikation zur Schilddrüsenszintigraphie ist heute nur noch zur Beurteilung des Funktionsstatus bei Hyperthyreose bei punktionshistologischem Nachweis einer follikulären Neoplasie und bei multinodösen Strumen gegeben (70-90% aller Schilddrüsenkarzinome erscheinen szintigraphisch als hypofunktionell/"kalt"). Die laborchemische Basisdiagnostik sollte die Bestimmung von T3 T4 TSH und bei entsprechendem klinischen Verdacht Thyreoglobulin und Serumkalzium umfassen. Die totale Thyreoidektomie mit zentraler Lymphknotendissektion gilt als Regeleingriff bei den differenzierten (papillären follikulären und medullären) Schilddrüsenkarzinomen. Ausnahmen bilden die papillären Karzinome mit einem Durchmesser von 1 cm oder weniger und okkulte papilläre Karzinome im Stadium pT1a die bei subtotalen Strumaresektionen aus vermeintlich benigner Operationsindikation diagnostiziert wurden. Ist aufgrund der Tumorgröße eine totale Thyreoidektomie erforderlich sollte nach offiziellem Konsens der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie ipsilateral obligat bei makroskopisch oder sonographisch suspekten zervikalen Lymphknoten nach Ermessen fakultativ beidseits eine laterale Lymphknotendissektion erfolgen. ... hf
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