Uni-Forschergruppe widmet sich der Klostermedizin |
Journal/Book: Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41 10 (2000) 715-716. 2000;
Abstract: Das medizinische Wissen vergangener Jahrhunderte konzentrierte sich vor allem hinter dunklen Klostermauern. Inmitten mittelalterlicher Klöster zwischen Liturgie und Kontemplation wurden visionäre Abhandlungen über Heilverfahren und pflanzliche Arzneien verfasst die heute noch als Klassiker der Medizingeschichte gelten. Klostermedizin - Geschichte in drei Etappen Die frühe Phase der Klostermedizin - der Zeitraum vom 8. bis 11. Jahrhundert - wurde im Wesentlichen vom Benediktinerorden geprägt. Medizinisch versierte Benediktinermönche bemühten sich darum in einigen Abhandlungen einen Grundbestand an medizinischem Wissen zu sichern und in der Praxis anzuwenden. In dieser Zeit entstanden beispielsweise das berühmte Lorscher Arzneibuch des Abtes RICHBODO und das erste Kräuterbuch im engeren Sinne ("Hortulus") von Abt WALAHFRID STRABO im Jahre 840 in Versform verfasst. In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts kam dann noch ein echter Phytotherapie-Klassiker hinzu: die Abhandlung "de viribus herbarum" des französischen Benediktinermönches ODO DE MEUNG die unter dem Titel "Macer floridus" Berühmtheit erlangte und zu dem Kräuterbuch des Mittelalters avancierte. Das größte und letzte Werk der Klostermedizin legte die Äbtissin HILDEGARD VON BINGEN im 12. Jahrhundert vor. Sie verfasste - neben ihrer berühmten visionären Trilogie - unter anderem ein Buch zur Natur- und Heilkunde das in über 200 Kapiteln die Wirkung von Heilpflanzen beschreibt. Die Klosterreformen des 11. und 12. Jahrhunderts die von dem burgundischen Kloster Cluny ausgingen prägten die zweite Phase der Klostermedizin-Geschichte. Die reformierten Benediktinermönche konzentrierten sich nun stärker auf ihr Ordensleben und engagierten sich weniger ausgeprägt in weltlichen Aufgaben wie Wissenschaft und Bildung. Gleichzeitig suchten die Orden verstärkt den Anschluss an die akademische Medizin die zu jener Zeit bereits auf den großen drogenkundlichen Werken der salernitanischen Medizinschule basierte. Die vorwiegend phytotherapeutisch ausgerichtete Klostermedizin fand damit ihr Ende. In der Renaissance der dritten historischen Phase der Klostermedizin gaben die Klöster ihre umfassende medizinische Versorgung immer mehr auf. Klosterspitale wurden aufgelöst. Allein die Klosterapotheken - und selbstverständlich viele Klostergärten - konnten sich in vielen Fällen bis ins 18. Jahrhundert erhalten. ... wt
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