Wenn Eltern für ihre Kinder gegen eine Therapie entscheiden; Der Fall Emil M.: ein Konflikt zwischen Eltern und Medizin

Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 35/ 1999; S. 37/ 543 - 41/ 547; (141 Jg.). 1999;

Abstract: Dr. med. Peschel O.; München Anfang 1999 wird ein sechs Monate alter Säugling mit Retinoblastom von seinen Eltern nach Zypern gebracht um ihn der operativen Therapie zu entziehen. Auf welcher gesetzlichen Grundlage können Ärzte gegen den Willen der Eltern vorgehen? Und warum bleiben Eltern trotz krasser Fehlentscheidungen sogar mit Todesfolge für das Kind in der Regel straffrei? Zusammenfassung Sträuben sich Eltern gegen eine in der wissenschaftlich fundierten Medizin anerkannte Therapie ihres Kindes und ergibt sich dadurch für das Wohl des Kindes eine deutlich negative Konsequenz kann der Arzt das Familiengericht anrufen. Vorausgegangen sein sollte in jedem Fall eine ausführliche Aufklärung und Beratung der Eltern. Im Notfall wenn rasches Handeln erforderlich ist kann der Arzt jedoch auch unverzüglich die ihm geboten erscheinende Behandlung durchführen selbst gegen den Willen der Eltern. Ist durch elterliches Fehlverhalten z. B. Behandlungsentzug des Kindes ein Schaden für das Kind eingetreten sind die Eltern kaum strafrechtlich zu belangen da nach dem Strafrecht eine Verurteilung nur möglich wäre wenn zu belegen ist daß die Therapie das Leben des Kindes zweifelsfrei verlängert hätte oder einen anderen Schaden sicher hätte abwenden können. Summary: The Case of Emil M. - A Conflict Between Parental Custody Rights and the Welfare of the Child If parents refuse to allow an accepted scientifically well-founded treatment for their child and if this results in obvious negative consequences for the child's welfare the physician can appeal to the family court. Before doing so however a detailed explanation of the situation and counseling of the parents is imperative. In an emergency that brooks no delay however the physician can carried out the treatment he considers absolutely necessary even against the wishes of the child's parents. If as a result of unacceptable parental decisions - e. g. withdrawal of treatment from the child - harm to the child ensues the parents can hardly be pursued by the law since according to the principles of criminal law this would only be possible if it can be proved without a shadow of doubt that the treatment would definitely have prolonged the child's life or with certainty protected it from some other prejudice. Keywords: Parental custody - welfare of the child - ability of the child to consent - principles of criminal law ab

Keyword(s): Elterliches Sorgerecht - Kindeswohl - Einwilligungsfähigkeit des Kindes - Strafrechtsgrundsätze

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