Glücksspielsucht: Vorbeugen erkennen behandeln Zocker als Patienten |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 141 (1999) Nr. 1/2. 1999;
Abstract: Psychosoziale Aspekte der Glücksspielsucht Tagung des Fachverbandes Glücksspielsucht Hamburg (12.-13.11.1998) und Interview mit Dr. phil. Jörg Petry Leitender Psychologe in der Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen der Fachklinik Münchwies. Glücksspielsucht ist kein "exotisches" Phänomen das man nur in der vornehmen Glitzerwelt der Casinos antrifft wie dies etwa Dostojewskis "Der Spieler" suggerieren könnte. Das Problem hat heute Vielmehr die Ausmaße einer Epidemie angenommen: Verführerische Automaten in Kneipen Würstchenbuden oder Spielsalons werden hierzulande für knapp 100 000 Menschen zur Sucht - die Krankheit liegt also gleich auf mit Eßstörungen oder harten Drogen. Welche Personen sind betroffen wie kann man sie erkennen und behandeln? Anfänglich stieß es in der Fachwelt auf Verwunderung als der damalige Chefarzt der Suchtabteilung im früheren AK Ochsenzoll in Hamburg B. Kellermann versuchte Alkoholkranke und Spielsüchtige gemeinsam zu behandeln. Schnell stellte sich heraus daß Kellermann Recht hatte: "Die Alkoholiker finden Gemeinsames bei den Spielern und die merken: Wenn ich so weitermache werde ich noch genauso wie der Trinker da in der Ecke!" Mittlerweile ist B. Kellermann pensioniert einer der Pioniere bei der Therapie von Glücksspielern in Deutschland die Abteilung ist geschlossen - aus Kostengründen. Größenordnung der Glücksspielsucht. Ob Einsparungen bei spezialisierten Einrichtungen gerechtfertigt sind darf in Frage gestellt werden wenn man sich die Größenordnung des Problems vor Augen führt. J. Petry Leitender Psychologe in der Fachklinik Münchwies eine der wenigen Kliniken in Deutschland die Spielsüchtige therapieren nennt folgende Zahlen: ? Es gibt ca. 2 5 Millionen Alkoholiker ? Circa 1 Million Menschen sind medikamentenabhängig ? An dritter Stelle liegen etwa gleichauf Drogenabhängige Glücksspieler und Personen mit Eßstörungen - etwa 100000 sind jeweils betroffen. Welche Patienten? Dem ICD 10 zufolge besteht die Störung in "häufig wiederholtem episodenhaftem Glücksspiel das die Lebensführung der betroffenen Person beherrscht und zum Verfall der sozialen beruflichen materiellen und familiären Werte und Verpflichtungen führt." Bei den stationär behandelten Patienten handelt es sich laut Petry zu über 90% um Männer zwischen 25 und 30 Jahren (s. Kasten). 44 5% der stationär behandelten Glücksspieler haben über 30 000 Mark Schulden. ... ___MH
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