Die Kompaktkur ein kompakter Flop? |
Journal/Book: H u K 51; 4/99 S. 122-123. 1999;
Abstract: Renate Linkenbach Bielefeld Sicherlich denken dies viele Kurdirektoren und Kurverantwortliche in deutschen Heilbädern und Kurorten wenn Sie ihre Buchungszahlen studieren. Haben sie sich doch von der innovativen Gruppenkur mehr versprochen. Sie sollte den Rückgang der Zahlen im Kurmittelbereich und bei den Übernachtungen stoppen oder sogar wieder vorwärtsbringen. Doch vielerorts sind die hohen Erwartungen enttäuscht worden. Wie ein ungeliebtes Kind - das den Hoffnungen der Erzeuger nicht gerecht wurde - existiert die Kompaktkur so am Rande der Angebotsfamilie der Kurverwaltungen. Was - fragt sich der Fachmann - ist der Grund dafür daß im Durchschnitt nur ein Drittel der angebotenen Termine auch tatsächlich stattfindet? So manche Kompaktkur (KK) wurde noch nie gebucht. Liegt es daran daß die Kur "out" ist an der Programmfülle der KK oder doch daran daß die Einschneidungen im Gesundheitswesen so gravierend waren und die Patienten die Kosten nicht übernehmen können? Sicherlich mögen verschiedene Kriterien die Absatzchance verschlechtern. Doch es liegt auch daran daß ein innovatives kreatives Produkt mit Verkäufermarkt-Denken und altem Verwaltungsgehabe vermarktet wird. Produkt und Absatzweg passen nicht zusammen. Bereits Anfang der 50er Jahre stellten Kurdirektoren und Wissenschaftler fest daß der Verkäufermarkt tot ist und der kritische Käufermarkt lebt. Der Kunde erkannte seinen Wert forderte Qualität und Service verglich forderte zögerte kritisierte und bestrafte mangelnde Kundenorientierung mit Nörglertum oder "Wegbleiben". Nun ist seit geraumer Zeit eine neue Facette im Verhalten des Kurgastes dazugekommen. Der Kunde will umworben sein! Er will merken daß man sich um ihn kümmert ihn hofiert und mit Aufmerksamkeiten bedenkt! Er läuft nicht mehr dem Angebot hinterher sondern erwartet daß ein Unternehmen das ihm etwas verkaufen will zu ihm kommt. Der Kunde erlebt heutzutage daß ein Unternehmen - insbesondere in der Dienstleistung - sich um ihn bemüht. Er kennt dies aus seinem Kundenleben in der Konsumgüterbranche. Und diese Erwartung überträgt er auch auf die Kur und den Tourismus. Preiskampf Qualitätskompromisse und harte Wettbewerbssituationen dominieren den Markt. Ungeachtet dessen daß der Tourismus und auch die Gesundheitsfürsorge zu einem Konsumgut geworden sind wird von den Verantwortlichen häufig mit der Arroganz eines Gebrauchsgutes gearbeitet. Wenn du was Neues brauchst weißt Du ja wo du uns findest! ... ___MH
© Top Fit Gesund, 1992-2024. Alle Rechte vorbehalten – Impressum – Datenschutzerklärung