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December 2024

H. S. Füeßl zur "Internet-Abhängigkeit" Alter Wein in neuen Schläuchen

Journal/Book: Münch. med. Wschr. 141 (1999) Nr. 10 S. 111/23. 1999;

Abstract: Jeder Zeit ihre Krankheit. Schon immer haben die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umstände die menschliche Pathologie geprägt. Lues und Tuberkulose Gicht und Diabetes KHK und Hypertonie Bulimie und Anorexie Alkoholismus und Drogenabhängigkeit hatten und haben ihren sozioökonomischen Nährboden. Alle Politiker und Spatzen pfeifen es von den Dächern: wir leben im Zeitalter der Information. Informationsvermittlung wird zur wichtigsten Kompetenz; wer die besseren Informationen besitzt hat Chancenvorteile wer sich ausschließt wird früher oder später in die Röhre schauen. Mit der rasanten Entwicklung des Internet als dem wichtigsten Kommunikationsmedium werden wir in wenigen Jahren unausweichlich mit praktisch jedem geistig und wirtschaftlich aktiven Individuum dieser Erde 24 Stunden pro Tag in potentiellem Kontakt stehen. Jeder in das Keyboard gehackte oder (noch schneller) per Spracherkennung schriftlich fixierte Gedanke kann in derselben Minute für eine beliebig große Zahl von Menschen jederzeit zugänglich werden. Was dem einen Horrorvision ist dem anderen Faszinosum. Für einige Menschen scheinen Internet und PC allerdings eine so große Attraktivität auszuüben daß daraus Gefahren für ihre Gesundheit und ihre sozialen Beziehungen entstehen. Dosis facit venenum. Noch sind es Einzelbeobachtungen und wenige methodisch zweifelhafte Untersuchungen doch scheint sich bei manchen Personen tatsächlich so etwas wie ein Suchtverhalten bei der Benutzung des Mediums einzustellen [ 1 4 5]. Zwar sind die Definitionskriterien umstritten noch gibt es keine ICD-10- oder DSM-IV-Ziffer für das "lnternet-Abhängigkeitssyndrom". In Analogie zum krankhaften Glücksspiel (F63.0) und zur Computerleidenschaft hat man jedoch sehr wohl Kriterien entwickelt die auf eine Online-Sucht schließen lassen. Die WHO definiert Sucht als "exzessives Verhalten wobei die Abhängigkeit von dieser Verhaltensweise ein solches Ausmaß erreicht hat daß sie eine deutliche psychische Störung oder eine Beeinträchtigung der geistigen und körperlichen Gesundheit der zwischenmenschlichen Beziehungen und des sozialen und wirtschaftlichen Zurechtkommens oder beginnende Anzeichen für eine derartige Entwicklung aufweist." Die Ambulanzen für Internet-Abhängigkeit' bieten ihre Hilfe im Internet an. Das klingt so als würde man Alkoholentwöhnung im Wirtshaus durchführen." Wer ständig in zwanghafter Weise nachsehen muß ob eine neue Nachricht per E-Mail eingetroffen ist wen ein Gefühl der inneren Leere und gleichzeitig Unruhe erfaßt wenn er das Modem ausschaltet wer lieber Cyberaffären pflegt als sich mit seinem realen Partner zu beschäftigen wer sich ständig in Chatrooms und Multi User Dungeons herumtreibt und deshalb bis zu 16 Stunden pro Tag vor dem PC in einer virtuellen Realität verbringt den kann man wohl als Internet-abhängig bezeichnen. ... ___MH


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