Unterschiedliche Praktiken in bezug auf das Rentenalter: Angemessene Reaktion auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes? |
Journal/Book: Deutsche Rentenversicherung 3-4/98 S. 179-108. 1998;
Abstract: Dänemark 1 Der Autor dieses Berichts ist den Verfassern der Fallstudien zu großem Dank verpflichtet: Herrn Troadec CNAV Frankreich; Herrn von der Heide VDR Deutschland; Herrn Bramante INPS Italien; Herrn Simmern SPA Neuseeland; Herrn Noerregaard SFI Dänemark; Frau Niobe CNSIF Kamerun; Herrn Souissi CNSS Tunesien und Herrn Lazutka SITRC Litauen. Ein besonderer Dank gebührt auch Frau Attias-Donfut CNAV Frankreich für ihre wertvollen Anmerkungen. Dieser Beitrag behandelt das allgemeine Phänomen der Frühverrentung und die abnehmende Berufstätigkeit älterer Arbeitnehmer. Ausgangspunkt ist die Behauptung daß es nahezu unmöglich erscheint die Komplexität der ablaufenden Prozesse in Analysen oder Debatten angemessen widerzuspiegeln. Vier Punkte sollten in diesem Zusammenhang berücksichtigt werden. Erstens beruht eine Frühverrentung auf einer Vielzahl von Prozessen. Zweitens sind die unterschiedlichen Berentungsmuster das Gesamtergebnis verschiedener sich überschneidender Vorgänge. Drittens differiert die Bedeutung der Frühverrentung in den jeweiligen Ländern. Viertens ist die Entwicklung eines jeden Nationalstaates fest mit seinen wirtschaftlichen sozialen politischen und institutionellen Gegebenheiten verknüpft. Wesentliche Zusammenhänge können im äußeren Umfeld gesehen werden und bei der Beurteilung der Bedeutung die den zu erwartenden Problemen beigemessen wird bei der Abschätzung der Herausforderungen denen sich einzelne Länder gegenübersehen und bei der Angemessenheit verschiedener Reaktionen. Der in vielen Ländern während der 70er und 80er Jahre bedingte Konsens zur Frühverrentung ist geschwunden. Heute wird das Thema Frühverrentung in Frage gestellt und hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die wirtschaftliche Lage und den Arbeitsmarkt diskutiert. Das Zusammentreffen von Bevölkerungsalterung und der anhaltenden Tendenz eines absinkenden Rentenalters hat in einigen Ländern alarmierende wirtschaftliche Konsequenzen. Eine Reihe von Ländern versucht die Frühverrentung allgemein und insbesondere auf ältere Arbeitnehmer unter 60 Jahren zu beschränken. Politische Erfahrungen auf diesem Sektor in Frankreich Deutschland Italien Neuseeland und Dänemark werden als Ansatzpunkt für eigene Reformen genutzt. In der Diskussion sind unterschiedliche politische Maßnahmen; eine Anhebung des Mindestrentenalters engere Zugangsvoraussetzungen bei Erwerbsminderungsrenten Teilaltersrenten flexiblen Altersrenten und verstärkte arbeitsmarktpolitische Bestrebungen zur (Wieder-)Eingliederung in den Arbeitsmarkt zielen vor allem auf ältere Arbeitnehmer ab. Dieser Beitrag endet mit den Fragen "Was erwarten wir eigentlich von der Frühverrentung?" und "Was sind in dieser Hinsicht angemessene Ziele"? Natürlich wird eine größtmögliche Flexibilität bei der Berücksichtigung der Situation jedes einzelnen angestrebt. Das bedeutet einerseits Frühverrentungsmöglichkeiten für jene bereitzustellen die beruflich oder gesundheitlich zum Ruhestand gezwungen sind und die Option offenzuhalten für solche die freiwillig in den Ruhestand treten möchten. Andererseits muß für jene die nicht in Rente gehen wollen die fortgesetzte Erwerbstätigkeit eine echte zugängliche Option sein und bleiben. Ein wichtiges Werkzeug könnte ein liberalisierter Zugang zur Teilrente Altersteilzeit oder zu einem flexiblen Altersrentensystem sein wie sie bereits in einigen Ländern praktiziert werden. Eine weitere Möglichkeit sind verschiedene Systeme eines vorzeitigen Übergangs in den Ruhestand für die spezielle Anreize geschaffen werden könnten - die sich jedoch in der Realität als bedeutungslos erweisen könnten wenn diejenigen auf die sie ausgerichtet sind gar keine echte Alternative haben. Um dieser Herausforderung langfristig begegnen zu können sollten eher arbeitsmarktpolitische als rentenmarktpolitische Änderungen erfolgen wird allgemein argumentiert. Ebenso wird behauptet daß der entscheidende Faktor darin liegt zu verhindern daß Qualifikation und Leistungsvermögen im Alter an Wert verlieren. Die Bemühungen einer Frühverrentung vorzubeugen könnten sich als vergeblich herausstellen wenn nicht gleichzeitig in der Personalführung von Arbeitgebern ein Umdenken stattfindet. Wird diese Herausforderung nicht angenommen kann sich die Anwendung der beschriebenen Maßnahmen als nutzlos und sozial ungerecht erweisen und auch ihre Fairness könnte angezweifelt werden. ___MH
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